Innviertel International: Aus dem Blick der Anderen
INNVIERTEL. Serie Innviertel International endet. Was bleibt?
"Das Innviertel, der Nabel der Welt", titelten Warte und Volkszeitung Anfang Oktober. Menschen aus mehr als 200 verschiedenen Nationen weltweit leben im Innviertel. Zehn "zuagroaste" Innviertler haben wir seither porträtiert und zu ihrem neuen Leben in unserer Region befragt. Ein Resümee.
1. Die Sprache: Eigentlich wachsen die Innviertler zweisprachig auf!
So sehen es zumindest die Fachkräfte aus anderen Ländern. Sie wissen, die Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Leider sei Deutsch nicht genug, um die Innviertler zu verstehen, bedauert Schwede Henrik Wiese. Der Dialekt sei eine ganz andere Sprache. Sogar der Deutsche Axel Schiermeyer hat aufgegeben, im Dialekt zu sprechen. Chinese Yixuan Liu hat sich sehr gewundert, denn eigentlich spricht er gut Deutsch. Doch als er kam, habe er kein Wort verstanden. Ukrainerin Nataliya Maier findet Innviertlerisch sogar schwerer als Deutsch. Spanier Arturo Gallego Alcaide ist froh, dass viele auch Englisch sprechen. Doch, die Zeit wird’s richten: Taiwanesin Carol Urkauf-Chen versteht nach 20 Jahren die Innviertler besser als die Deutschen. Und Nigerianer Maximus Oge Nwolisa atmet im Innviertel durch, er kennt nämlich auch das Vorarlbergerische! Ein kleiner Tipp in Sachen Sprache vom Schweden an die Unternehmer: Englische Bewerbungen zulassen! Das sei auch ein Mitgrund für seine Bewerbung bei KTM gewesen.
2. Die Natur: Wälder, Seen, Felder, Flüsse – bei uns ist es einfach schön!
Wenn Taiwanesin Carol Urkauf-Chen über das Innviertel spricht, schwärmt sie von den schönen grünen Feldern und der frischen Luft. Diese hat es auch Inder Nijo Sebastian angetan. Die Nähe zu den Bergen gefällt dem Deutschen Axel Schiermeyer sowohl im Sommer als auch im Winter. Diesen liebt Nigerianer Maximus Oge Nwolisa, denn Schnee hat er erstmals in Österreich gesehen.
3. Das Essen: Schuster, bleib bei deinem Leisten!
Asiatisch und Spanisch kochen, das können die Innviertler laut unseren vorgestellten Protagonisten aus dem Ausland ganz und gar nicht. Müssen sie auch nicht, denn die Innviertler Küche überzeugt – sogar die Asiaten Yixuan Liu, Carol Urkauf-Chen und Tsuguo Sekiguchi (Japan). Und auch den Spanier Arturo Gallego Alcaide, der am liebsten Blutwurst mit Sauerkraut isst. Ansonsten ist und bleibt der Renner: Das klassische Bratl in der Rein.
4. Die Eigenheiten: Exoten erst begutachten, dann mögen!
Ein Japaner in Eggelsberg? Ein chinesisches Pärchen in einem Schärdinger Restaurant? Offenbar ungewöhnlich. Denn, so Yixuan Liu und Tsuguo Sekiguchi: Die Leute starren einen an. Das hätten sie schon am eigenen Leib erfahren. Trotzdem fühlen sie sich bei uns im Innviertel sehr wohl. Schön sei nämlich auch, dass sich die Leute auf der Straße grüßen, findet Liu. Nach kurzer Zeit kenne man sich hier im Innviertel aber ohnehin untereinander, so Axel Schiermeyer aus Deutschland, den die feingliedrige Gemeindestruktur überraschte.
5. Die Freiheiten: Mehr Freizeit, mehr Freiheit!
Guatemaltekin Lizeth Außerhuber-Camposeco schätzt, dass man sich im Innviertel und in Österreich engagieren und damit etwas erreichen kann. Sie wuchs in einer Militärdiktatur auf. Tsuguo Sekiguchi weiß, dass er sich daheim in Japan nicht hätte musikalisch verwirklichen können. Ausreißer werden da nicht gern gesehen, sagt er. Und den Chinesen Yixuan Liu beneidet man daheim um seine Freizeit. Er lobt vor allem die Work-Life-Balance im Innviertel.