"Notarzt ist meine Profession"
SCHÄRDING. Warum Primar Thomas Meindl auch als ärztlicher Leiter des Landeskrankenhauses Schärding immer noch gerne in seine Notarztjacke schlüpft.
Er ist rettender Engel für Schwerverletzte, engagierter ärztlicher Leiter des Landeskrankenhauses Schärding und Horror jedes Journalisten: Primar Dr. Thomas Meindl. Als Notarzt ist er – freiwillig – zur Stelle, wenn Menschen medizinische Hilfe benötigen. Als ärztlicher Leiter des Krankenhauses beweist er täglich neben seinen medizinischen Fähigkeiten auch Managerqualitäten.
Mit der 2015 beschlossenen Novelle der Österreichischen Ärzteausbildung, wonach angehende Fachärzte nicht mehr gleichzeitig als Notärzte tätig sein dürfen und eine separate Ausbildung machen müssen, ist auch Meindl nicht gerade glücklich. Weil diese Ausbildung beinahe doppelt so lange dauern würde wie bisher. Da sich aber einzelne Länder, auch Oberösterreich, in diese Bundessache eingemischt haben, sei das letzte Wort noch nicht gesprochen.
Derzeit treffe diese Neuordnung Schärding nicht, weil "bei uns nur Anästhesisten Notarztdienste machen". Anästhesisten seien ausgebildete Intensivmediziner und als solche automatisch für den Notarztdienst einsetzbar. Apropos Notarzt: Diese Einrichtung ist das besondere Steckenpferd des 54-Jährigen. Obwohl in Schärding dafür nicht mehr unmittelbar zuständig, schlüpft Meindl immer wieder gerne in die Ausrüstung dieser kompetenten Nothelfer. "Das ist meine Profession", gesteht der Hobbyflieger, der aber für seine "fliegende Leidenschaft" derzeit kaum mehr Zeit hat und deshalb "am Boden" bleibt, wo er seit August auf den Straßen in und um Schärding mit einer Vespa 300 anzutreffen ist.
Seit 25 Jahren rettender Engel
Meindl ist seit 25 Jahren als Notarzt im Land unterwegs, also genau so lange wie es diese notärztliche Einrichtung am Landeskrankenhaus Schärding gibt. An seiner "Notarzt-Leidenschaft" hat sich auch nichts geändert, als der Leiter des Instituts für Anästhesie und Intensivmediziner zum ärztlichen Leiter des Landeskrankenhauses Schärding aufgestiegen ist. Was einen guten Notarzt auszeichne: "Auch in kritischsten Notfällen besonnen und richtig reagieren." Fragt man Thomas Meindl, was das Schlimmste war, was ihm in seiner Zeit als Notarzt untergekommen ist, sagt er: "Als ich 2004 nach dem Tsunami nach Phuket geschickt wurde, war das schon schiach, was wir dort zu sehen bekommen haben. Es ist uns aber relativ schnell gelungen eine funktionierende Rettungskette zu bilden. Das ist im Umkehrschluss das Schöne bei so schlimmen Einsätzen." Meindl gesteht aber, selbst als Mediziner "schon froh gewesen zu sein über die Hilfe eines klinischen Psychologen noch vor Ort."
Von "gut ausgegangenen" Einsätzen spricht der engagierte Notarzt erst gar nicht, weil sie die große Mehrheit der Einsätze betreffen. Einen solchen Einsatz nennt der Wochenpendler – unter der Woche in Schärding, am Wochenende bei seiner Familie in Kirchschlag – dann aber doch: "Am Heiligen Abend 2016 wurden wir zu einem Herzinfarkt nach St. Florian gerufen. Dort angekommen, mussten wir den Patienten reanimieren. Was uns gelang. In Passau bekam der Florianer einen Stent verpasst. Am 8. Jänner ist er persönlich zu uns ins Krankenhaus gekommen, um sich für die gute notärztliche Hilfe zu bedanken." Solche Einsätze machen deutlich, warum Mediziner, auch wenn sie dies nicht mehr müssten, gerne noch als notärztliche Ersthelfer unterwegs sind.
Auch wenn Primar Thomas Meindl die Kugelschreiber von Journalisten seines schnellen Diktates wegen glühen lässt, interessant sind seine Ausführungen allemal.