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Zu Besuch bei den alten Damen: "Der Herrgott will uns halt noch nicht!"

Von Reinhard Burgstaller, 25. Oktober 2018, 00:04 Uhr
Zu Besuch bei den alten Damen: "Der Herrgott will uns halt noch nicht!"
Die Damen des besonderen Stammtisches im Café Feichtenschlager Bild: Burgstaller

MATTIGHOFEN. Stammtisch der nicht mehr ganz Jungen: Wo eine 95-Jährige den Ton angibt und eine 96-Jährige gesteht: "Das Einzige, was bei uns noch funktioniert, ist das Mundwerk!"

"Schreib’n S eh keinen Blödsinn?" Skepsis macht sich in jener besonderen Stammtischrunde breit, die sich hier im Café Feichtenschlager jeden zweiten Dienstag trifft. Besondere Runde deshalb, weil die Damen dieses Stammtisches den Achtziger schon weit hinter sich gelassen haben. Die meisten sogar den Neunziger.

Das heutige Geburtstagskind, Marianne – getaufte Anna Maria – Oberndorfer, behauptet, 93. Geburtstag zu feiern. Was ihr keiner glaubt, der sie nicht kennt. Die Haare flott zurechtgerichtet, fesch gewandet, und alles andere als auf den Mund gefallen, nähme man der Jubilarin auch einen viel jüngeren Geburtstag ab. Die Skepsis, weil sich heute ein Journalist dazugesetzt hat, ist schnell verflogen. Die meisten freuen sich, dass sie "in die Zeitung kommen", zwei Damen wollen anonym bleiben. Gerne!

Mit 85 Jahren die Jüngste

Es ist auch so höchst unterhaltsam. Was auffällt: Die Runde ist sehr attraktiv gekleidet, die Haare wie frisch vom Friseur. Die meisten bestellen Kaffee – "lieber einen koffeinfreien" – und eine Mehlspeise – "nicht zu viel". Nur die mit 85 Jahren Jüngste der Runde, nimmt lieber ein belegtes Brot - "ein kleines" – und Mineralwasser – "nicht zu kalt".

Das "Küken" der Runde erklärt, wie sie dazugekommen ist: "Ich hab eine ältere Bekannte zum Stammtisch gefahren. Und bin hängengeblieben..." Franziska Antensteiner ist 96. Und ohne jede Hemmschwelle sympathisch redselig. Das könnte auch damit zusammenhängen, dass sie einmal ein Lebensmittel- und dann ein Spielwarengeschäft betrieben hat. "Das Einzige, was bei uns wirklich noch gut funktioniert, ist das Mundwerk." Zustimmendes Lachen und Nicken ihrer Stammtischschwestern.

Eine Dame im Rollstuhl merkt, ein wenig nachdenklich wirkend, wenig später hinzu: "Bei mir geht sonst wirklich nichts mehr." Umgehend folgen aufmunternde Worte ihrer Freundinnen: "Hauptsache, du kannst noch zu uns kommen", tröstet die Organisatorin der Runde, Leopoldine Schober. Die man ebenfalls am liebsten um einen Ausweis als Beweis ihres hohen Alters bitten möchte, als sie behauptet, 95 Jahre alt zu sein.

Pfeilgerade sitzt sie da und gibt zu, "sicherheitshalber vor jedem Treffen Rundrufe zu starten. Könnte ja sein, dass eine vor lauter Terminen unseren Stammtisch vergisst", lächelt sie. Wie aus heiterem Himmel ist plötzlich das Sterben Stammtisch-Gespräch. Nein, doch nicht aus gänzlich heiterem Himmel. "Heute ist die letzte von mehreren Feiern anlässlich meines Geburtstages", erzählt Jubilarin Marianne Oberndorfer. "Schau ma mal", meint Franziska Antensteiner – damit eine kurze Pause, wohl auf den Hinweis "letzte Feier" auslösend. "Einschlafen wäre das Schönste", meint die eine. "Ich hab’ meinem Mann noch den Kaffee serviert, dann ist er tot umgefallen", erzählt eine weitere. Der Humor ist schlagartig zurück, als eine gut Neunzigjährige, staubtrocken meint: "Der Herrgott will uns halt noch nicht." Der alte, unterhaltsame Zustand ist wiederhergestellt.

Unkomplizierte Gäste

Die betagten Damen sind im Café Feichtenschlager sehr gerne gesehene Gäste. Das behauptet überzeugend Anna, die die Runde heute mit Feinem aus Küche und Kaffeemaschine versorgt: "So nette, unkomplizierte Gäste kann man sich nur wünschen." Die "Retourkutsche" von Stammtisch-Sprecherin Leopoldine Schober kommt umgehend: "Die Damen, die uns hier bedienen, sind so nett." Bei der Verabschiedung des Verfassers dieses Berichtes kommt noch einmal die Aufforderung: "Schreib’n S eh was G’scheites." Elfriede fügt noch schnell hinzu: "Aber nicht alles, was wir Ihnen erzählt haben." Die Tischälteste – "schreiben Sie ruhig, dass ich das bin" – Franziska Antensteiner hat dann noch eine grandiose Idee: "Wenn der Artikel passt, werden wir ihn ausscheiden, rahmen und über dem Stammtisch an die Wand hängen."

Liebe Feichtenschlager-Stammtischdamen: "Ich werde demnächst nachschauen, ob dieser Bericht erstens gefallen hat und zweitens an der Wand hängt."

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