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"Ich freue mich irrsinnig, wenn ich die vielen Stammgäste wiedersehe"

Von Thomas Streif, 15. Mai 2020, 05:04 Uhr
"Ich freue mich irrsinnig, wenn ich die vielen Stammgäste wiedersehe"
Jochen Reumüller (rechts) mit Reinhard Katz. Das Duo führt das Braunauer Restaurant Tafelspitz seit rund 15 Jahren. Bild: Privat

BRAUNAU. Die Gastronomie öffnet wieder: Große Vorfreude beim Braunauer Wirt Jochen Reumüller.

"Ich will den Gästen Sicherheit geben, gleichzeitig sollen sich alle bei uns wohlfühlen", sagt Jochen Reumüller, Geschäftsführer des Braunauer Restaurants Tafelspitz. Seit dem Ausbruch der Corona-Krise in Österreich hat Reumüller auf Facebook einen vielbeachteten Blog geschrieben, wo er über seine täglichen Erlebnisse berichtete.

Der Gastronom richtet den Blick zuversichtlich in die Zukunft, "herumjammern ist nicht mein Stil", sagt Reumüller im OÖN-Interview. Reumüller führt das Lokal am Braunauer Stadtplatz gemeinsam mit Reinhard Katz seit mehr als 15 Jahren.

OÖNachrichten: Der letzte Öffnungstag der Gastronomie vor dem Corona-Shutdown war Montag, 16. März. Wie haben Sie diesen Tag erlebt?

Jochen Reumüller: Ich habe gewusst, dass die Schließung länger dauern wird. Ich hatte am Montag noch bis 15 Uhr geöffnet. Es war eine ganz komische Stimmung, die sich eher wie Trauer anfühlte.

Sie haben rasch auf die Situation reagiert.

Jammern bringt nichts, ich habe den Blick rasch wieder nach vorne gerichtet. Ich bin grundsätzlich ein positiver Mensch, der versucht, die Dinge mit allen mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ins Positive zu ändern. Noch am Montag habe ich mich dazu entschlossen, ab Dienstag Essen auszuliefern. Mein Kollege in der Geschäftsführung, Reinhard Katz, hat die Auslieferung übernommen, ich war in der Küche. Die Bestellungen wurden rasch mehr, schon ab Mittwoch waren wir jeden Tag zu dritt. Meine acht Mitarbeiter hatte ich rasch für die Kurzarbeit angemeldet. Mein Steuerberater war sehr gut vorbereitet, das hat die Sache für uns sehr erleichtert. Lobend muss ich in diesem Zusammenhang auch die Wirtschaftskammer erwähnen, die jeden Tag um 17 Uhr per Newsletter sehr umfassend informiert hat. Durch die sehr vielen Bestellungen in den vergangenen Wochen kommen wir mit einem blauen Auge davon. Für die Unterstützung der vielen Braunauer, die auch zahlreiche Gutscheine gekauft haben, bin ich einfach nur dankbar.

Was war der Grund für Ihren "Blog der Isolation", der auf Facebook viel Resonanz erhielt?

Der Grund war, dass ich nach den sehr arbeitsreichen Tagen am Abend nicht nur den Fernseher aufdrehen wollte, um mir die üblichen Corona-Nachrichten anzusehen. Ich wollte meine Erfahrungen teilen. Für mich war das Schreiben eine Therapie, weil es einfach ungewohnt war, wenn keine Gäste da sind.

Wie waren die Rückmeldungen?

Es gab sehr viele, überwiegend positive. Ich nehme die Meinungen der Leute beziehungsweise Gäste sehr ernst. Den Blog werde ich auch in den kommenden Wochen noch weiterführen, aber nicht mehr jeden Tag.

Wie ist die Stimmung vor dem Aufsperren bei Ihrem Team?

Alle sind erleichtert und frohen Mutes, dass es wieder losgeht. Ich freue mich vor allem irrsinnig darauf, die vielen Stammgäste wiederzusehen und bewirten zu dürfen. Wir haben acht Mitarbeiter aus sechs Nationen. Darauf bin ich stolz, denn unser Teamgeist, der von den Gästen sehr geschätzt wird, ist ausgezeichnet. Sicher ein Vorteil ist, dass alle Deutsch miteinander sprechen müssen, weil, abgesehen von zwei Afghanen, alle unterschiedliche Landessprachen haben.

Wie viele Reservierungen, die ja dringend empfohlen werden, haben Sie vorgemerkt?

Vom heutigen Freitag bis inklusive Sonntag haben wir sehr viele Reservierungen, vor allem von Stammgästen. Das Geschäft ab Montag kann ich nur schwer einschätzen, zumal uns leider die Gäste aus Bayern fehlen werden.

Wie wichtig sind Gäste aus dem benachbarten Bayern?

Enorm wichtig, an Wochenenden machen sie oft rund 40 Prozent des Umsatzes aus. Braunau und Simbach gehören zusammen, das haben wir beim Hochwasser vor einigen Jahren eindrucksvoll gesehen. Daher sehnen wir die Grenzöffnung für alle am 15. Juni herbei.

Welche Sicherheitsvorkehrungen wurden getroffen?

Ich nehme das Virus sehr ernst und glaube, dass die Regierung viel richtig gemacht hat. Wir bieten mehr Vorkehrungen als vorgeschrieben. Jeder Gast erhält gleich zu Beginn ein Desinfektionstuch. Es gibt zwei Fächer mit Speisekarten, damit ist sichergestellt, dass jeder Gast immer eine frisch desinfizierte Karte erhält. Wer keine Karte angreifen möchte, hat die Möglichkeit, sich mittels QR-Code die Karte auf sein Smartphone zu laden. Außerdem haben wir Desinfektionsspender für die Toilettendeckel aufgestellt. Für die Gäste stehen außerdem, falls gewünscht, schwarze Baumwollhandschuhe zur Verfügung. Den Zustell- und Abholservice werden wir weiterhin beibehalten.

Wo liegen für Sie als Gastronom in dieser Ausnahmesituation die großen Herausforderungen?

Ich will dem Gast auf der einen Seite die höchstmögliche Sicherheit geben, dabei soll er sich aber bei uns wohlfühlen und die Zeit genießen können. Die Produkte für die Küche kaufen wir – wie schon bisher – ausschließlich von österreichischen Betrieben. Ich hoffe, dass der Gast jetzt nach der Corona-Krise noch mehr auf Regionalität und weniger auf eine "Geiz-ist-geil-Mentalität" setzt.

Der Rieder Gastronom Karl Zuser hat im ORF-Interview angekündigt, dass er bei großem Andrang einen Mindeststundenumsatz pro Tisch von 25 Euro plant. Wie stehen Sie dazu?

Es kann jeder machen, was er für richtig hält. Ich persönlich finde, dass man endlich aufhören sollte, die Gäste zu irgendwas zu zwingen. Ich kann diese Vorgehensweise nicht verstehen.

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Autor
Thomas Streif
Redaktion Innviertel
Thomas Streif

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2  Kommentare
2  Kommentare
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Gugelbua (32.719 Kommentare)
am 15.05.2020 15:06

Habs heute gesehen, der Surace hat auch in der Lentia-City wieder geöffnet die Leut sitzen hinter Glasscheiben wie bei einem Häfenbesuch😁

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krawuzi-kapuzi (1.124 Kommentare)
am 15.05.2020 08:48

An alle Wirte: Schön, dass wir euch wieder "haben"!! - An alle Gäste: Geht ins Gasthaus!!

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