Trockenheit und Hitze setzten Hopfen zu: Ernteausfälle teilweise dramatisch
NEUFELDEN. "Alle Hopfenmuster wurden mit höchster Qualität in Klasse I bewertet. Wir hissen jetzt die weiße Fahne am Genossenschaftsgebäude", sagte Manuel Starlinger, Geschäftsführer der Hopfenbaugenossenschaft Mühlviertel, nach der Hopfenbonitierung, also der Begutachtung der Erntequalität durch Fachleute aus den heimischen Brauereien.
Dieses Ergebnis war nicht unbedingt zu erwarten. Denn die Mühlviertler Hopfenbauern hatten es heuer mit extrem schwierigen Witterungsverhältnissen zu tun, wie Obmann Stefan Hofer zusammenfasst: "Der Ernteausfall beträgt ungefähr 30 Prozent. Wir haben für heuer eine Ernte von etwa 300 Tonnen erwartet. Geworden sind es aber nur 215 Tonnen."
Zunächst habe die Arbeit in den Hopfenkulturen aufgrund des kühlen Frühlings später als sonst begonnen. Im Mai hätten sich die Kulturen dann recht gut entwickelt, ehe im Juni und Juli Hitze, Wind und Trockenheit das Wachstum stark einbremsten. "Der Hopfen hat teilweise nicht einmal die Gerüsthöhe erreicht. Der Regen im August kam dann leider schon zu spät. Wir haben bis zuletzt gehofft, dass es sich ausgeht, aber es ging dann einfach nichts mehr." In manchen Kulturen betrage der Ausfall sogar etwa 50 Prozent. Zudem hätten die unter Stress geratenen Pflanzen auch weniger der für die Qualität entscheidenden Bitterstoffe gebildet als üblich.
Bewässerung und neue Sorten
Jene Landwirte, die über eine künstliche Bewässerung verfügen, konnten die Ausfälle im Rahmen halten. Gute Erfahrungen hat man auch in jenen Kulturen gemacht, bei denen man bereits mit neuen, widerstandsfähigeren Sorten auf den Klimawandel reagiert. Doch bis diese frisch angebauten Sorten den vollen Ertrag liefern können, wird es noch einige Jahre dauern.
Und wie reagieren die Brauereien auf die Situation? Für Josef Niklas, Braumeister der Brauerei Ried, sind Schwankungen im Ertrag nicht überraschend: "Die Situation ist nichts Neues. Wir haben deshalb genug Hopfen auf Lager, unsere Bestände sind gut gefüllt. Auch die Qualität des Hopfens ist in Ordnung. Es ist aber – durch den Klimawandel – ein heikles Thema für die Zukunft."
Brauwirtschaft und Hopfenbauern müssten nun zusammenstehen, appelliert Hofer an die langjährige Partnerschaft in guten und weniger guten Zeiten: "Wir hoffen, dass unsere Partner aus den Brauereien bereit sind, diese schwierige Situation gemeinsam mit uns zu meistern."
Die Konsumenten müssten trotz allem nicht befürchten, dass der Ernteausfall zu einem Problem bei der Bierproduktion führe, sagt Obmann Stefan Hofer: "Zum Glück sind die Lager noch ausreichend mit Beständen aus den vergangenen Jahren gefüllt."