Was ich aus der Krise an Erkenntnis mitnehme
INNVIERTEL. Diese Zeit wird uns verändern – Was bewirkt die Krise für Sie persönlich? Sieben persönliche Stellungnahmen
Es ist längst noch nicht vorbei. Doch schon jetzt wird uns bewusst, dass uns diese Zeit verändern wird. Was nehmen wir an Erkenntnis aus der Krise mit? Ziehen wir schon ein persönliches Fazit? Wir haben Menschen aus unterschiedlichen Lebensbereichen dazu gefragt. Lesen Sie sieben ganz persönliche Erfahrungsberichte:
Franz Xaver Frenzel, Komponist, Ried: So eine radikale und einschneidende Änderung des gesellschaftlichen Lebens hätte ich mir im Traum nicht vorstellen können! Ich kann nur hoffen, dass jeder vernünftig genug ist und sich an die notwendigen Maßnahmen hält. Für die Zukunft denke ich, werden wir alle in Richtung Globalisierung und "weniger ist oft mehr" umdenken müssen. So bleiben wir zu Hause – was mir persönlich wenig ausmacht, denn ich bin ja immer wieder in Quarantäne, um in Ruhe komponieren zu können.
Gertraud Felix, Mundartautorin und Mitglied im Stelzhamerbund, Eberschwang: Es ist eine besondere Zeit, die uns viel abverlangt, heißt es in diesen Tagen so oft. Ja, besonders den Menschen, die in Schlüsselpositionen als Ärzte, Pflegerinnen, Verkaufspersonal, aber auch als Politiker ihr Bestes geben, damit der Großteil von uns seinen gewohnten Lebensraum beibehalten kann.
Das Leben am Land zeigt hier seine Vorteile, indem wir die gerade erwachende Natur vor der Haustür finden und aus ihr Kraft tanken können. Die Reduktion von Terminen und Freizeitstress lässt uns entschleunigen, das "Zuhausesein" entspannt nicht nur unsere Muskeln.
Es heißt ja, jede Krise ist auch eine Chance. Diese Tage geben uns die Möglichkeit, unsere Wohnung, unseren Alltag, ja sogar unsere Seele zu entrümpeln, um Platz zu schaffen für Neues. Wichtig ist dabei, sich fest vorzunehmen, dieses wertvolle, schöne Leben nicht gleich wieder vollzustopfen mit Dingen, die man, wie uns Corona lehrt, eigentlich gar nicht braucht, dafür aber Achtsamkeit und Zusammenhalt als großen Schatz zu betrachten.
Isabelle Ntumba, Obfrau des Vereines "Licht am Horizont", Ried: Dieser Coronavirus, finde ich, hat uns gezeigt, wie klein und hilflos wir Menschen doch sind. Es hat uns außerdem vor Augen geführt, wie gleich wir auch sind. Unabhängig von sozialem Status, ob arm oder reich, jung oder alt, stark oder schwach, Mann oder Frau, wir alle müssen zuhause bleiben.
Zeit bringt es uns mehr als genug, um zur Ruhe zu kommen, in uns zurückzukehren, Gott zu suchen beziehungsweise Zeit mit ihm zu verbringen und Frieden bei ihm zu finden. So können wir ihn besser kennenlernen und erfahren, was sein Plan für unser Leben ist. Jeder Mensch hat eine Bestimmung hier auf Erden. Gott ist groß und wir brauchen ihn.
Marion Kilianowitsch, Malerin und Bildhauerin, Pramet: Ja man macht sich natürlich Gedanken darüber. Wir haben genau jetzt die Chance das Leben neu zu ordnen und zu überdenken. Jeder einzelne von uns, als Paar, als Familie, welche Änderungen können in Österreich vorgenommen werden, welche in Europa. Meine Vision ist, dieser Zeit, die wir gerade erleben, in Zukunft mit einer Woche "Auszeit" zu gedenken. Als Stillstand ohne Konsum, zum Gedenken an die Menschen, die alles Mögliche geleistet haben, diese Krise zu bewältigen, und an jene, die den Covid19-Virus nicht überlebt haben. Aber auch, um unsere Umwelt für eine Woche erholen zu lassen.
Christoph Zulehner, Speaker, Strategieberater, Autor, Neuhofen: Es hat mich betroffen gemacht, wie schnell und vollkommen unerwartet sich massive Veränderungen für die gesamte Gesellschaft entwickeln können und selbst als krisensicher geltende Bereiche mit enormen Einbußen konfrontiert sind.
Es hat mich nicht wirklich überrascht, wie schnell sich Scharlatane in den Sozialen Medien tummeln und unter dem Motto "Living is Giving" die Gelegenheit zum Verkauf ihrer Produkte und Dienstleistungen nutzen. Es hat mich einigermaßen erstaunt, dass ein umtriebiger Trendforscher mit der "Corona-Rückwärts-Prognose" mediale Beachtung findet. Die Zukunftsforschung hat offensichtlich vorwärts nicht funktioniert.
Es hat mich verblüfft, wie viel Arbeit sich in einem Haus mit Garten ansammeln kann. Umso mehr wird es mich in wenigen Monaten erfreuen, dass wir heuer den schönsten Garten seit Jahren haben werden.
Es hat mich verwundert, wie wichtig es ist, im Homeoffice genauso gepflegt zu erscheinen wie im normalen Büro.
Es hat mich nicht wirklich erstaunt, dass sowohl Solidarität als auch Ignoranz kein Alter haben.
Es hat mich erstaunt, wie rasch es gelingen kann, innerhalb weniger Tage die Geschäftstätigkeiten vollkommen neu auszurichten.
Es hat mich ein wenig beschämt, dass die wirklich wichtigen Dinge des Lebens ganz wenige sind.
Es hat mich befremdet, wie sehr mir das Kaffeehaus fehlt.
Es hat mein Herz erfreut, dass in einer solchen Krise auch der Humor ein exponentielles Wachstum aufweist.
Propst Markus Grasl, Augustiner Chorherrenstift Reichersberg: Es ist für mich noch spürbarer geworden, dass nichts selbstverständlich ist, und dass wir wirklich dankbar und zufrieden sein dürfen. Auf dramatische Weise lenkt es meinen Blick auf das Wesentliche: Was brauche ich wirklich? – "Weniger brauchen ist mehr als viel haben" (aus der Regel des Hl. Augustinus). Und die "kleinen und großen" Aufregungen des Alltags verlieren an Gewicht. Ich erlebe nun intensiver als in anderen Zeiten, wie die klösterliche Gemeinschaft trägt und was uns zusammenhält. Das Gemeinsame über das Eigene zu stellen, ist jene "augustinische Botschaft", die jetzt und hoffentlich in Zukunft bewusst bleibt.
Christin Ter Braak-Forstinger, Gründungsmitglied Verein "Braveaurora", Schärding und Zürich: Die vergangenen Wochen haben uns gezeigt, wenn eine Krise dringlich genug ist, kann die Welt rasch handeln. Sie haben uns auch gezeigt, wie eng unsere globale Gemeinschaft verbunden ist. Wir sitzen im gleichen Boot. Jeder einzelne hat es im Moment in der Hand, das System zu verändern. Selbstverantwortung ist gefragt. Um die Kurve zu verflachen, geht es nicht ohne unser gemeinsames Verhalten. Obwohl ich Optimistin bin, bin ich überzeugt, dass die aktuelle Corona-Krise aber nur ein Vorläufer von dem ist, was noch kommen wird. Es betrifft uns alle, im Hier und Jetzt. Egal, ob in der Schweiz, in Österreich oder in Alaska. Es gibt bereits viele Indizien, dass das persönliche Leben nach Corona ein anderes sein wird. Ebenso muss die Wirtschaft die globale Wachstumsstrategie radikal überdenken. Pessimisten könnten argumentieren, dass es der Wirtschaft nach Corona so schlecht gehen wird, dass sich niemand auch noch um die Umwelt kümmern will und ihre Konsumenten nicht noch weitere Opfer erbringen wollen. Optimisten hingegen könnten erwidern, dass es nicht um Opfer sondern um positive Lösungen geht. Disruptive Schocks wie die Corona-Krise können Investoren, Unternehmer und Regierungen viel mehr und nicht weniger in die Bereitschaft versetzen, radikale Maßnahmen zu ergreifen, um den Klimawandel zu bekämpfen und dadurch risikoresistenter zu werden. Das wird einen verstärkten Trend in Richtung Lokalisierung der Wirtschaft bringen, hin zu resilienten, nachhaltigen und transparenten Lieferungs- und Wertschöpfungsketten.
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Propst Markus Grasl, Augustiner Chorherrenstift Reichersberg: Es ist für mich noch spürbarer geworden, dass nichts selbstverständlich ist, und dass wir wirklich dankbar und zufrieden sein dürfen. Auf dramatische Weise lenkt es meinen Blick auf das Wesentliche: Was brauche ich wirklich?
genau so sollten die Gedanken ALLTÄGLICH sein... nicht nur jetzt .
Der unnötigen ÜBERKONSUM sollte den Menschen zu denken geben was sie WIRKLICH brauchen im Leben um Zufrieden zu sein.
und auch sie sagt das RICHTIGE , reich und arm sind GLEICH betroffen .
Isabelle Ntumba, Obfrau des Vereines "Licht am Horizont", Ried: Dieser Coronavirus, finde ich, hat uns gezeigt, wie klein und hilflos wir Menschen doch sind. Es hat uns außerdem vor Augen geführt, wie gleich wir auch sind. Unabhängig von sozialem Status, ob arm oder reich, jung oder alt, stark oder schwach, Mann oder Frau, wir alle müssen zuhause bleiben.