WM-Gold für Innviertler "Ziegen Peter"
SANKT GEORGEN BEI OBERNBERG. Käserei Pranz holt bei World Cheese Award in Portugal Goldmedaille
5.30 Uhr, der Arbeitstag von Benedikt Pranz und seiner Freundin Laura Lackner beginnt. 20 Ziegen, 100 Schafe und vier Jerseykühe müssen gemolken und gefüttert werden. Nach einer kurzen Frühstückspause geht es für die beiden in die hauseigene Käserei, um die gemolkene Milch zu Käse zu verarbeiten. Am Abend wird wieder gemolken und gefüttert. Hinzu kommt die Betreuung des eigenen Hofladens (im Winter geschlossen) und der Verkauf eigener Produkte auf Märkten. Die Wintermonate werden dazu genutzt, um an neuen Käsevariationen zu tüfteln. "Nachdem Ziegen und Schafe im Winter keine Milch geben, haben wir etwas mehr Zeit, um an neuen Käsekreationen zu experimentieren", sagt Pranz. Die Arbeit als Käseproduzent sei extrem zeitintensiv. So sehr, dass er sein Hobby, das Fußballspielen, aus Zeitgründen aufgeben musste. "Das ist mir nicht leicht gefallen, aber im Hinblick auf meine berufliche Zukunft musste ich Opfer bringen. Ich habe die Entscheidung aber noch keine Sekunde bereut."
Die viel zitierte "Work-Life-Balance" gibt es für das junge Paar nicht. "Langweilig wird uns nicht. Wir sind fast rund um die Uhr bei der Arbeit und das 365 Tage im Jahr. Es gibt immer etwas zu tun. Ein Zwölf-Stunden-Arbeitstag ist für uns selbstverständlich", sagt der 24-Jährige.
Er hat zu Jahresbeginn gemeinsam mit seiner 20-jährigen Freundin die elterliche Premiumkäserei Pranz übernommen. In dieser werden seit bereits 35 Jahren Ziegen- und Schafmilch sowie Milch von Jerseykühen zu Käse verarbeitet. "Jerseykühe sind rund 200 Kilogramm leichter als Fleckviehkühe. Sie geben weniger Milch, dafür ist diese aber fetthaltiger", sagt Pranz.
Gold für "Ziegen Peter"
Bei der im November veranstalteten "Käse-Weltmeisterschaft", dem World Cheese Award, erhielt das Jungunternehmer-Paar in Portugal für ihren "Ziegen Peter in Weinblatt" Gold.
"Der Ziegen Peter ist ein Weißschimmelkäse, der zwei Reifungsabschnitte durchläuft. Der Bruch wird händisch verschöpft. Im Natur-Ziegelkeller reift der weiße Camembertschimmel, später kommt der Käse in Weinblätter und durchläuft den zweiten Reifedurchgang, um den optimalen Reifegrad zu erreichen", sagt Pranz.
Freude über Auszeichnung
Es ist nicht die erste Auszeichnung für den "Ziegen Peter". Die aktuelle Gold-Prämierung bei der Weltmeisterschaft ist jedoch die bisher höchste für die Innviertler Käserei. "Den Käse hat schon mein Vater produziert. Wir haben nur Kleinigkeiten an der Rezeptur verändert", sagt Pranz. Dementsprechend stolz ist das junge Paar auf die Goldmedaille.
"Wir wurden per E-Mail über den Gewinn der Goldmedaille verständigt. Ich habe den Inhalt der Mail mehrmals gelesen. Ich konnte es wirklich nicht glauben. Immerhin haben Käseproduzenten aus 47 Ländern bei der WM teilgenommen. Dass wir uns als Kleinunternehmen gegen die großen Käseproduzenten durchsetzen konnten, erfüllt uns mit Stolz und ist eine Bestätigung unserer Arbeit", sagt Pranz. Bewertet wurden Geschmack, Aussehen und Textur des Käses.
Bürojob gekündigt
Die Arbeit in der Landwirtschaft sehen beide als Berufung. "Für mich war es stets klar, dass ich die Arbeit meiner Eltern fortführen möchte", sagt Pranz, der bereits in jungen Jahren seinem Vater bei der Arbeit am Hof und der Käseherstellung geholfen und den Beruf als Milchtechnologe erlernt hat. Seine Partnerin hat ihren Bürojob gekündigt, um der Arbeit als Käseproduzentin nachzugehen.
"Mir macht die Arbeit an der frischen Luft und mit den Tieren einfach viel Spaß. Zudem ist unsere Tätigkeit sehr abwechslungsreich. Melken, Füttern, Käse herstellen und ihn dann auf den Märkten zu verkaufen", sagt Lackner.
Bei der Käseherstellung muss besonders auf Hygienevorschriften geachtet werden. "Wir werden jährlich kontrolliert. Das ist gut, denn es handelt sich schließlich um Lebensmittel, daher sollten schon alle Vorschriften entsprechend eingehalten werden", sagt Pranz. Ob der Käse gut wird, hängt wesentlich von der Milchqualität ab. "Wichtig ist es, die Milch richtig zu kühlen", sagt Pranz.
"Beim Hartkäse ist es zudem notwendig, diesen zu pflegen. Er muss alle zwei Tage geschmiert und täglich gewendet werden, damit kein Fremdschimmel entsteht", sagt Lackner.
Zu kaufen gibt es den Käse aus St. Georgen unter anderem an den Freitagen beim Rieder Bauernmarkt.