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"Warmer Hans" ade, ein Stück Linz ist Vergangenheit

30. Juni 2017, 00:04 Uhr
"Warmer Hans" ade, ein Stück Linz ist Vergangenheit
In der Nacht, auf dem Nachhauseweg war der "Warme Hans" für viele eine gute Adresse. Nach heute Nacht ist es damit vorbei. Bild: OON

Das legendäre Würstelstandl am Linzer Hauptplatz sperrt heute für immer zu. Erinnerungen von Erhard Gstöttner.

Aus und vorbei, so schön wird es nie mehr wieder. Keine gegrillte Käsekrainer, kein höllisch scharfes Pusztalaibchen auf dem Heimweg nach einer durchzechten Nacht. Denn der "Warme Hans" ist nach heute Abend Geschichte, aus und vorbei.

Es schmeckte gut, und das Standl war tatsächlich Futterstelle, damals in den Siebzigerjahren, als der Würstlkiosk im zugigen Durchgang im Finanzgebäude West gegenüber der Wasserapotheke am Linzer Hauptplatz eröffnete.

Johann Bamminger senior, gelernter Fleischhacker und zäher Skilangläufer, servierte dort den Nachtschwärmern warme Stärkungen. Egal, ob Schauspieler, Maler, Hure, Student, Journalist, Anwalt oder Manager.

Nach einem "Ziaga" durch die damals noch wilde und keineswegs schicke Linzer Altstadt zog man zuletzt noch zum "Warmen Hans". Es gab keine hochgestylten Speiselokale in der Altstadt, keine schicken Yuppie- und Bobo-Wohnungen.

Die Altstadt, das war das Revier von Säufern, Prostituierten, Glücksspielern, Zuhältern und diskutierwütigen Weltverbesserern. Die Linzer Altstadt glich Ende der Siebziger-, Anfang der Achzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts einer Szenerie aus Bertolt Brechts "Dreigroschenoper".

Aber am Ende einer langen Nacht, da war man glücklich, wenn man noch beim "Warmen Hans" Halt machen konnte. Nein, es war kein Idyll. Der Wind fauchte oft im Durchgang, brachte die Zecher nach den Strapazen der Nacht zum Frösteln oder erfrischte ihre Sinne. So mancher Betrunkener stänkerte, wollte raufen.

Für Bamminger senior war das kein Problem. Ehe sich eine Rauferei entwickeln konnte, fuhr der drahtige Würststelmann mit einem Besen dazwischen.

Hans Bamminger senior glich einem Zirkusartisten, wenn er die abgewaschenen Teller trocknete, wie bei einem Jongleur tanzte das Porzellan durch das Geschirrtuch und landete in der Ablage.

Pro & Contra: Ist der Würstlstand noch zeitgemäß?

Im Lauf der Zeit war der "Warme Hans" schick geworden. Christoph Wagner, aus Linz stammender und 2010 im Alter von nur 56 Jahren verstorbener Gastro-Kritiker und Schriftsteller, hatte das Würstelstandel bei der Linzer Kunst-Universität gelobt, sodass fortan auch Wiener Genussexperten der "Warme Hans" ein Begriff war.

Mitte der Achtzigerjahre übersiedelten Katharina und Johann Bamminger ihre Wurstbude an jene Stelle, wo das Jausenetablissement bis heute noch steht. Niemand musste sich mehr der Zugluft aussetzen, geradezu lauschig war es in jenem Eck. Ende der Achtzigerjahre übernahm Johann Bamminger junior, gelernter Fleischhacker und zugleich Künstler, den Betrieb seiner Eltern. Das Geschäft war ein Selbstläufer. Doch nach der Jahrtausendwende wurde es beinhart.

2005 übersiedelte das Finanzamt mit seinen Hunderten Beamten zum Hauptbahnhof. Wichtige Kundschaft fehlte nun am Tag. Und in der Nacht gab es nun auch andere Labstellen für hungrige Zecher, vom Leberkäseladen bis zum Kebab-Standl.

Auch die Nachtvögel in der Altstadt hatten sich gewandelt. Erstaunlich junge Menschen ließen sich mittlerweile dort volllaufen, die harten Typen von einst waren bieder geworden, gingen nur noch selten so richtig fort. So mancher hatte auch das Zeitliche gesegnet. Der "Warme Hans" blieb unverändert.

Ja, es wärmte das Herz, nach einem kräftigen "Altstadtziaga zwei Käsekrainer" mit scharfem Senf, Ketchup, Pfefferoni und frisch getoasteten Flesserln zu verdrücken. Das schmeckte, auch wenn das Abendessen in einem der Altstadt-Restaurants noch so gut gewesen war.

Doch aus und vorbei, ein Stück Linz gibt es nicht mehr. Wo bekomme ich künftig nach einer durchzechten Nacht eine gegrillte Käsekrainer von der Qualität beim "Warmen Hans"?

Der letzte Tag
Betreiberin Rita Lehner lässt den letzten Abend aus. Bild: OON

Der letzte Tag

Um 19.30 Uhr wird heute, Freitag, der "Warme Hans" ein letztes Mal aufsperren. Nach dieser Nacht wird es vorbei sein mit dem legendären Würstl-Standl. Rita Lehner, die Witwe von Gründersohn Johann Bamminger, hat den Stand in den vergangenen zehn Jahren geführt, und nimmt das Ende mit einem lachenden und einem weinenden Auge zur Kenntnis. Aber: "Natürlich bin ich traurig", sagt sie, aber gleichzeitig auch froh, "wenn jetzt endlich einmal Ruhe einkehrt."

Rita Lehner wird heute übrigens nicht mehr beim Finale des „Warmen Hans“ dabei sein. Ein Abschlussfest ist nicht geplant, aber den Gästen stehe es frei, den letzten Abend zu einem besonderen zu machen, sagt Lehner. Ab Samstag ist jedenfalls Schluss mit Käsekrainer & Co. am Hauptplatz 8. Bis Ende Juli werden die Lager geräumt, danach wird das Standl aus dem Stadtbild verschwinden und künftig bei Festen der FF Plöcking im Bezirk Rohrbach gute Dienste erweisen.

Legendär: In einer Folge der ORF-"Alltagsgeschichte" (Titel: "Am Würstelstand") zeigte Elizabeth T. Spira 1995 auch die Gäste des "Warmen Hans":

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11  Kommentare
11  Kommentare
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felixh (4.989 Kommentare)
am 30.06.2017 14:11

Es war abends auch viel Gsindel dort

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pepone (60.622 Kommentare)
am 30.06.2017 16:25

von felixh (2870) · 30.06.2017 14:11 Uhr

Es war abends auch viel Gsindel dort

auf FRÜHMORGENS ...
das war ja das Schöne , Nutten , Anwälte ,Studenten und " studierenden " und alles was es in der Gesellschaft gibt waren oft zu gleicher Zeit und gleichen " nüchternen " Zustand " dort in der Nähe der Apotheke grinsen grinsen

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pepone (60.622 Kommentare)
am 30.06.2017 16:26

auch ...

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 30.06.2017 11:10

Da wird doch unser "FreundlicherHinweis" nicht etwas garstiges geschrieben haben? Wo er doch sonst so korrekt und brav ist!

grinsen

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( Kommentare)
am 30.06.2017 15:16

Manchmal gilt: auch Ratschläge sind Schläge...

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closeeyes (143 Kommentare)
am 30.06.2017 10:55

Für mich auf jeden Fall legendär in Linz, also das war oft die Station vor dem Fortgehen und kurz danach wenn man noch eine warme Wurst brauchte. Fürwahr sehr traurig.
Aber ich muss auch sagen, dass die Stadt da noch mehrere Perlen zu bieten hat, wie das Cafe Traxlmayer etwa oder der Leberkas Peppi, auch das sind Originale die man mal gesehen haben sollte wenn man in der Stadt unterwegs ist. Gut also dass es Alternativen gibt.

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kleinEmil (8.275 Kommentare)
am 30.06.2017 08:23

Sehr treffend zusammengefasst.

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 30.06.2017 08:19

Ein guter Rückblick von Redakteur Gstöttner, der den Vorteil hat, die Entwicklung des Standls über mehrere Jahrzehnte überblickt zu haben. Ausserdem wird herausgestellt, dass trotz vieler wehmütig-verklärter Erinnerungen mancher älterer Männer (Luger, Haderer etc.), früher nicht alles idyllisch oder gar romantisch war.

Zur Frage: "Wo bekomme ich künftig nach einer durchzechten Nacht eine gegrillte Käsekrainer von der Qualität beim "Warmen Hans"?"

Ich vermute, an diversen anderen Würstelständen, z.B. am Schillerpark. Dort isst man nicht schlecht.

Zur Qualität der Speisen beim "Warmen Hans" habe ich zahlenmässig nur wenig eigene Erfahrung, ich habe mehrmals dort Pusztalaibchen gegessen, ein paar Mal schmeckten sie mir sehr gut, einige Male waren sie aber auch fast grausig. Nach 2 solchen Erfahrungen habe ich dort dann nicht mehr gegessen, ich weiss nicht, ob das Einzelfälle waren oder ob die Qualität generell wechselhaft war.

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ersterkarli (4.693 Kommentare)
am 30.06.2017 08:32

Die Pusztalaibchen sind tatsächlich ein Graus. Nur scharf, Null Geschmack und das Fleischlaiberl mikrig. Warum immer wieder das Pusztalaibchen so lobend erwähnt wird ist ein Rätsel. Möglicherweise hat die Schärfe den Angesoffenen ihren Geschmack in der Pappe etwas verbessert.

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alfred.feurer (4 Kommentare)
am 30.06.2017 07:40

Es ist eine große Schande für die Stadt Linz, dass man so eine Tradition sterben laest.
Wahrscheinlich wird dafür wieder mindestens ein Kebap-Stand eröffnet werden dürfen.

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FreundlicherHinweis (15.581 Kommentare)
am 30.06.2017 14:56

Was kann die Stadt Linz dafür, wenn die Kunden ausbleiben, weil die Konkurrenz zunimmt und die Qualität sinkt? Es wird an diesem Ort auch weder Kebap noch sonst etwas geben, sondern gar nichts. Die Bundesimmobiliengesellschaft will sich die Kunstuni nach der Renovierung nicht mehr verranzen lassen. Verständlich.

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