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Wie sich dem Holocaust am Ende ein kleines Stück Hoffnung abringen lässt

Von Bernhard Leitner, 30. November 2018, 00:04 Uhr
Wie sich dem Holocaust am Ende ein kleines Stück Hoffnung abringen lässt
Gollackner und Gadenstätter präsentierten ihr Buch "Schluss mit Schuld" in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. (lebe)

MAUTHAUSEN. In ihrem Buch "Schluss mit Schuld" gehen Lisa Gadenstätter und Elisabeth Gollackner der Frage nach, was der Holocaust drei Generationen später noch mit uns zu tun hat.

Ihr Fazit: Von Schuld zu sprechen, ist nicht mehr angebracht. Verantwortung aber gibt es sehr wohl. Die OÖNachrichten haben die Autorinnen in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen getroffen.

Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf die Arbeit an diesem Buch und der vorausgehenden Fernsehdokumentation zurück?

Gadenstätter: Mit viel Dankbarkeit und ein wenig Erstaunen. Die Dokumentation wurde heuer am 21. März auf ORF eins gezeigt, und unmittelbar danach kamen schon die ersten Anfragen, ob wir nicht ein Buch daraus machen wollten.

Gollackner: Nämlich gleich von mehreren Verlagen, was total schmeichelhaft ist. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet – sonst hätten wir auch ganz anders an dem Projekt gearbeitet. Vor allem stellte sich die Frage, wie wir ein zentrales Element der Sendung, nämlich die Handyvideos von Jugendlichen, in Buchform übersetzen können. Ebenso die direkte Form der Zeitzeugeninterviews – was sollte man da noch schreiben? Die Idee war dann, unseren Produktionsprozess zu beschreiben mit all den Zweifeln, die uns gekommen sind.

Der Leser begleitet Sie also in Ihrer Arbeit?

Gadenstätter: Die Leser sollen einen Einblick bekommen in den Entstehungsprozess einer Fernsehdokumentation und in unsere Gefühlslage. Wir sind während der Produktion viel im Auto gesessen und haben über das Thema gesprochen. Da kamen Fragen, die sich wahrscheinlich die meisten Menschen stellen würden: die Schuldfrage zum Beispiel. Wie alt wäre Hitler jetzt eigentlich? Und dann auch das Phänomen der Holocaust-Leugner.

Gollackner: Auf der Fahrt von Wien nach Auschwitz wurde uns bewusst, dass dieser Ort näher liegt als Zell am See – Lisas Heimat. Man fährt vier Stunden nach Auschwitz, und nach Zell am See sind es fünf. Wir haben uns gefragt, ob es möglich ist, diese eigentlich banalen Fragen alle aufzuschreiben. An den Reaktionen haben wir gemerkt: Genau das ist es! Es sind genau diese Alltagsbeobachtungen, die uns zur Beantwortung der Frage führen, die am Beginn des Projekts stand: Was habe ich mit dem Holocaust zu tun?

Die Interviews mit drei noch lebenden Zeitzeugen – war das für Sie als Journalistinnen eine besondere Herausforderung? Das Zeitfenster für solche Gespräche schließt sich ja.

Gadenstätter: Es ist nicht einfach, die passenden Fragen zu formulieren. Es liegt einem so viel auf der Zunge. Aber wie spricht man einen 96-jährigen Mann darauf an, ohne ihn noch einmal zu sehr damit zu belasten? Dabei gab es auch schöne Momente. Ich denke da an Aba Levit, der mir gesagt hat, er traue keinem Menschen mehr. Das sieht man auch: Seine Wohnungstür ist mehrfach verriegelt. Mittlerweile war ich noch zwei, drei Mal bei ihm. Beim dritten Mal habe ich unten an der Tür geläutet, und er hat wie immer gefragt: Wer ist da? Als ich dann hinaufgegangen bin, ist seine Türe schon offen gestanden. Das war schön.

Wie haben Sie die Schüler auf die Arbeit an der Dokumentation vorbereitet?

Gollackner: Sie wurden von ihren Lehrern informiert und haben gewusst: Sie können ihre Handyvideos direkt in der Gedenkstätte machen. Das haben ein paar gemacht. Sehr viele haben es von daheim aus gemacht.

Gadenstätter: Die Schüler waren zu Beginn merklich aufgeregt, etwas überdreht sogar. Aber nachdem sie eine halbe Stunde in Mauthausen waren, hat man gesehen, wie sehr sie das betroffen macht, wie sie beginnen, darüber nachzudenken. Sie haben nicht damit gerechnet, wie sehr dieser Besuch auf sie wirkt.

Unter dem Strich ein Projekt, das man nicht so einfach nebenher macht für eine Woche?

Gollackner: Ich hatte bisher noch kein Projekt, das mich emotional so sehr gefordert hat. Ich habe nachts davon geträumt. Es gab Tage, da dachte ich: Noch drei Wochen Produktion, dann ist es zum Glück endlich vorbei. Es ist schon sehr belastend.

Durch die Besuche in Auschwitz und Mauthausen oder durch die Gespräche mit den Überlebenden?

Gollackner: Beides war berührend, bedrückend und belastend. Wir haben uns bei der Recherche ja auch durch Archivbilder gewühlt, die nicht öffentlich sind. Unsere Archivarin hat uns gewarnt, wir sollten uns das nur mit gutem Magen ansehen.

Gadenstätter: Das sind Bilder, die möchte man nie wieder sehen, und wir haben uns dann ja auch entschieden, das auch nicht zu zeigen.

Also bewusst keine Schockbilder?

Gadenstätter: Das hat uns Bernhard Mühleder von der Gedenkstätte Mauthausen recht gut beigebracht, indem er gesagt hat, dass Schockpädagogik etwas ist, das man auch hier nicht mehr anwendet. Denn außer dem ersten Schock bleibt dann sehr wenig hängen. Es geht nicht in die Tiefe.

Gollackner: Eigentlich ist uns etwas gelungen, was sehr selten vorkommt: einen hoffnungsvollen, fast schon positiven Film über den Holocaust zu machen. Mit der Botschaft: Nehmen wir unsere Verantwortung wahr. Es ist etwas Schreckliches passiert, aber wir können daraus lernen. Hier diese furchtbaren Bilder reinzugeben, hätte überhaupt nicht gepasst.

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6  Kommentare
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spoe (15.050 Kommentare)
am 01.12.2018 07:36

Die Nazikeule sollte ohnehin als Waffe verboten werden.

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jago (57.723 Kommentare)
am 01.12.2018 12:52

Solangs a Gschäft is traurig

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europa04 (21.652 Kommentare)
am 02.12.2018 09:26

@spoeNicht die Nazikeule gehört verboten, sondern die NAZIS die es leider noch gibt und die wieder mehr werden, gehören sofort verboten. Wehret den Anfängen!!!

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jago (57.723 Kommentare)
am 02.12.2018 11:10

> Nicht die Nazikeule gehört verboten, sondern die NAZIS die es leider...

1. Ich zitiere lieber den Text, auf den ich antworte statt den Namen.

2. Mir kommt das Grausen, wie selbstverständlich _Menschen_ mit einer _falschen_Gesinnung_ verboten werden sollen - und keiner "lacht" traurig

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Ramses55 (11.126 Kommentare)
am 30.11.2018 10:22

Mit diesen Thema wird man noch in 100 Jahren ordentlich Kohle machen können.

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 01.12.2018 22:47

Solange es Leute wie dich gibt.

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