Ärger um Versteigerung einer alten Kanzel aus der Freistädter Pfarrkirche
FREISTADT. Kunstgut: Bei einem Flohmarkt der Pfarre Freistadt sollten Teile einer Kanzel versteigert werden. Die Auktion war rechtlich aber nicht gedeckt und wurde deshalb gestern gestoppt.
Bei einem Dachbodenflohmarkt im Freistädter Dechanthof sollten am kommenden Samstag auch Teile einer neugotischen Kanzel verkauft werden. Sehr zum Ärger des Kunstreferats der Diözese Linz, das dem geplanten Verkauf einen Riegel vorschob.
"Dieser Verkauf ist nicht genehmigt und muss gestoppt werden", forderte gestern Nachmittag Diözesan-Referentin Judith Wimmer die Pfarrverantwortlichen auf, den angekündigten Verkauf keinesfalls durchzuführen, nachdem sie auf nachrichten.at von der geplanten Auktion gelesen hatte. Gemäß dem Statut des Fachausschusses Finanzen seien Kunstgüter und Inventar mit einem Wert von mehr als 400 Euro Teil der außerordentlichen Vermögensverwaltung der Pfarren. Damit sei ein Verkauf sowohl an eine Beratung und Beschlussfassung in den pfarrlichen Gremien als auch eine kirchenbehördliche Genehmigung gebunden. Haben Pfarren den Wunsch, Objekte aus dem Kunstgut-Inventar auszugliedern, sei dies mit dem Diözesankonservator der Diözese abzustimmen.
Dass die neugotische Kanzel aus Freistadt keinen kunsthistorischen Wert habe, wie in der Ankündigung des Flohmarkts beschrieben wird, sei unrichtig, so Wimmer. "Die Kanzel ist Teil der neogotischen Ausstattung der Stadtpfarrkirche Freistadt, die bei einer Regotisierung der Kirche 1875–77 unter Dombaumeister Otto Schirmer angefertigt wurde. Laut Bernhard Prokisch ist sie ein Entwurf des früheren Dombaumeisters Vinzenz Statz, einem der Planer des Linzer Mariendoms. Ausgeführt wurde die Arbeit von Bildhauer Mötz aus Köln. Zudem stehe das Objekt auch per Verordnung des Bundesdenkmalamts unter Schutz.
Die Ankündigung des Flohmarktverkaufs birgt laut der Kunsthistorikerin der Diözese die Gefahr, dass auch andere der 500 Pfarren in der Diözese Linz ihre Depots rechtswidrig "entrümpeln" wollen. "Leider sind durch derartige Aktionen auch bisher schon wertvolle Kunstgüter verloren gegangen, wobei die erzielten Preise oft nur einen Bruchteil des tatsächlichen Wertes ausmachen", so Wimmer.
Argumente, die bei den Verantwortlichen in Freistadt auf fruchtbaren Boden fielen. "Wir werden von der ursprünglich angedachten Versteigerung der neugotischen Kanzel absehen", ließ Wolfgang Gratzl von der Pfarre Freistadt auf OÖN-Anfrage wissen. Die bisherigen Informationen über den Wert der Kanzel seien in eine andere Richtung gegangen. Man habe auch einen Beschluss des Pfarrgemeinderats eingeholt, werde nun aber selbstverständlich der Aufforderung des Kunstreferats Folge leisten.
Der Flohmarkt wird nun zwar am Samstag wie geplant von 8 bis 12 Uhr im Pfarrhof stattfinden, aber eben ohne die Auktion der Kanzel.
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Seit über 50 Jahren herrscht besonders in der Diözese Linz ein (mir unverständliches) Bestreben, die katholische Kirche demokratisch-flach zu organisieren, das Staatswesen und das Land hingegen autoritär hierarchisch straff undemokratisch.
@JAGO: So flach ist die Diözese dann eh wieder nicht, denn es finden sich ja ein paar Instanzen in Linz, die den Freistädtern die Geldbeschaffungs-Aktion abgedreht haben.
Sie sollen sich in Freistadt ein Beispiel an Linz nehmen und bei der Renovierung von irgendetwas (virtuelle) Bausteine versteigern, die man sich am Computer anklicken kann, da geht kein Kunst-Gegenstand verloren, man verkauft dafür nur Symbole. Auch dafür finden sich Zahler. So machen sie es ja beim Marien-Dom auch...
Gut dass in der Diözese etwas mehr gedacht wird als in der Dorfpfarre.