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Langhalsen geflutet: Als vor 100 Jahren ein ganzes Dorf im Stausee versank

20. August 2024, 12:28 Uhr
Mit der Sprengung von Gebäuden begann das Ende des idyllischen Dörfchens an der Großen Mühl. Fotos: Bezirksheimatverein/Topothek

Geflutet 1924: Das war Langhalsen, das Buch von Monika Klepp, erscheint Ende August, Herausgeber ist der Heimatverein des Bezirkes Rohrbach – erhältlich bei den Gemeinden

Langhalsen, ein kleines Dorf in Neufelden, hörte vor 100 Jahren auf zu existieren. Wegen des Kraftwerkbaus Partenstein wurde es abgetragen und geflutet. Historikerin Monika Klepp aus St. Veit hat sich intensiv mit der Geschichte Langhalsens beschäftigt und ein Buch darüber verfasst:

Ende August 1924 erfolgte der erste Vollstau des Stausees, der im Zuge der Errichtung des Großkraftwerkes Partenstein angelegt wurde. Der Verlauf der Großen Mühl mit einer eigenartigen Flussschleife in Form eines langen Halses, bevor sie steil zur Donau abfiel, war namensgebend für den Ort. Das Wasser der Mühl wurde von Mühlen, Bleichen und anderen Wirtschaftsbetrieben genutzt. Doch dann stand der Ausbau der Wasserkraft in der jungen Republik an, das Schicksal Langhalsens war besiegelt.

Reges Wirtschaftstreiben

Die Mühle von Langhalsen wird erstmals im Tannberger Urbar, angelegt 1397, genannt. Urkundliche Nennungen erfolgen im Spätmittelalter und führen in das Jahr 1412, als das Ministerialengeschlecht der Schurff das "Haus zu Langhalsen" besaß und Güter an das Kloster Schlägl verkaufte. Nach der Überlieferung zählten die Heinissberger zu den weiteren Besitzern des Edelsitzes Langhalsen. Eng vernetzt mit dem Mühlengewerbe sind die Kampmiller mit der Kampmühle in Sarleinsbach als Stammsitz, die sich vom Beginn des 17. Jahrhunderts bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts in der Mühlenlandschaft des Oberen Mühlviertels auf 15 Mühlen ausbreiteten und denen auch der Zugang zu Märkten und der soziale Aufstieg zu Bürgerfreiheit, Gewerbe und Handel gelang. Der Markt Neufelden bot der Familie Campmiller weitreichende Möglichkeiten für Leinwandhandel. Zum Besitz des Josef Campmiller zählten mehrere Liegenschaften in Wien und das Bürgerhaus Neufelden Nr. 38. Er bekleidete einflussreiche Ämter, erwarb Langhalsen und wurde 1673 in den Reichsritterstand erhoben. Sein Sohn Zacharias Mariophilus absolvierte in Wien eine glänzende Karriere als Hofkriegsrat, die ihn in die Nähe dreier Kaiser und des Prinzen Eugen führte. Von Leopold I. und Karl VI. erhielt er Privilegien für sein favorisiertes Landgut Langhalsen, zum Leinwandhandel kamen Taverne und Beuteltuchfabrik.

Franz Josef Peßler, der das Landgut Langhalsen 1796 erwarb, gehörte einer Familie von Leinwandverlegern an, die seit Mitte des 17. Jahrhunderts in Neufelden über Generationen erfolgreich waren. Ihrem Reichtum bereiteten die Franzosenkriege um die Wende zum 19. Jahrhundert ein jähes Ende. Als Johann Paul Löfler jun. 1839 das Landgut Langhalsen übernahm, war er bereits in Hinterweißenbach ein bekannter Unternehmer und Handelsherr.

Die Idylle Langhalsen

Als idyllisches Dorf, umgeben vom Korngold der Felder und dem Grün der Wälder, wurde Langhalsen von den Zeitgenossen gesehen, vor allem als Abbruch und Zerstörung zur unwiderruflichen Gewissheit wurden. Dominierende Gebäude waren Schloss und Kirche mit dem dreigliedrigen Turm, die Taverne mit dem schattigen Gastgarten. Die Häuser vom Metzger, Schmied, Gemischtwarenhändler, Bäcker und die kleinen Bachhäuser entlang des Feuchtenbachs, die sich im Laufe der Zeit um das Schloss angesiedelt hatten, bildeten den Dorfkern. Sie wurden 1923 abgetragen oder gesprengt, die Bewohner wurden abgesiedelt und entschädigt, bevor 1924 Langhalsen im See versank.

Hl. Nepomuk als Zeuge

Vom feudalen Erbe Langhalsens ist wenig erhalten: Der heilige Nepomuk aus der ehemaligen Schlosskirche wurde zum Wächter der Mühlsperre, sechs dorische Säulen vom Schlossgebäude fanden Verwendung beim Kriegerdenkmal Altenfelden.

Der Brunnen von Langhalsen hat die allgemeine Zerstörung überdauert und wurde 1934 vom Rohrbacher Fabrikanten Wilhelm Poeschl im Park seiner neu erbauten Villa aufgestellt. Signaturen in Stein erinnern an vergangene Schlossbesitzer, an das Jahr des Schlossverkaufs 1796, an Renovierungen 1841 und eine Tragödie, die dem unglücklichen Anton Löfler 1831 widerfahren ist, bergen aber noch so manches Geheimnis.

Schätze in den Topotheken

Auch als der Stausee zur gewohnten Umgebung wurde und sich das Landschaftsbild änderte, blieb Langhalsen ein Thema, das bewegte. Luise Derschmidt war Zeitzeugin und widmete dem Ort mehrere Publikationen. Ende August bringt der Heimatverein des Bezirkes Rohrbach das Buch "Geflutet 1924: Das war Langhalsen" heraus, das sich mit der vielfältigen Geschichte des abgetragenen Ortes befasst. Als Quellen waren vor allem die Topotheken Altenfelden, Neufelden und des Bezirksheimatvereins von Bedeutung. Topothekar und Archivar Anton Brand, leidenschaftlicher Fotograf und Heimatforscher, lieferte für die Geschichte Langhalsens wertvolle Impulse.

Mehr über die Geschichte des Kraftwerkes Partenstein lesen Sie in den nächsten Tagen in den OÖN.

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1  Kommentar
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nixnutz (4.747 Kommentare)
am 20.08.2024 20:15

Sehr interessant!

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