Gmunden vor dem Greißlersterben
GMUNDEN. Hans Wagneder schrieb eine hochinteressante Broschüre, die morgen vorgestellt wird.
Nach seiner Recherche über die "Seefiaker" der Jahrhundertwende hat der pensionierte Gemeindebedienstete Hans Wagneder fast ein Jahr lang der kleinteiligen Gmundner Geschäftswelt seiner eigenen Kindheit nachgespürt – mit durchaus professionellen Methoden. Denn der passionierte Sammler alter Fotos suchte Zeitzeugen auf, betrieb "Oral History" – auf Deutsch: eine Methode der Geschichtswissenschaft, die auf dem möglichst unbeeinflussten Sprechenlassen von Zeitzeugen basiert – und versuchte ein weitgehend vollständiges Bild aller Bäcker, Fleischhauer und anderer Zünfte, aller Geschäfte, Greißler und Wirtshäuser der Traunseestadt nachzuzeichnen. Vorweg: Dieses Unterfangen gelang in wunderbarer Weise.
Der Band, der durchaus als liebevoller Nachruf auf die unzähligen "Kraumer", wie sie hier hießen, angesehen werden kann, ist mit spannenden Details aus deren Lebensalltag angereichert. Interessant erscheint beispielsweise ein halbes Jahrhundert später der Schwenk zurück ins allererste Gmundner Industriegebiet, das aus dem alten Galgen- und Glasscherbenviertel Kranabeth hervorgegangen war – mit Leitbetrieben wie Spital, Brauerei, Schottergruben, Schlachthof und Sägewerk.
"Gott, sei Dank, schreibt das einer auf!", bekam der Autor anerkennend immer wieder zu hören, unter anderem vom Vater des Bürgermeisters, Werner Krapf, der ein Stück Familiengeschichte im neuen Band verewigt findet: ein Foto und Erläuterungen zur Greißlerei und Trafik Krapf in der Traunsteinstraße.
Die wirtschaftsgeschichtliche 50-Seiten-Broschüre, die mit unzähligen historischen Fotos aufgewertet wurde, erschien mit maßgeblicher Unterstützung der Stadtgemeinde Gmunden. Autor Hans Wagneder und Bürgermeister Stefan Krapf präsentieren das Werk morgen um 19 Uhr öffentlich im Rathaussaal. Bezugsquellen: Bürgerservicestelle Am Graben, Buchhandlung KochLibri, Klosterplatz-Trafik. (gs)
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