Aus drei Staustufen an der Traun wird ein neues Kraftwerk
ROITHAM, DESSELBRUNN. Seit Mittwoch liegen die Pläne in den Gemeindeämtern Roitham, Desselbrunn, Laakirchen und Ohlsdorf in digitaler Form zur Einsicht auf: Die Energie AG will die drei historischen Wasserkraftwerke Gschröff, Siebenbrunn und Traunfall (sie gehören zu den ältesten des Landes) durch eine einzige moderne Staustufe ersetzen.
OÖN-Leser bedauern nicht nur den Verlust alter Industriekultur. Sie fürchten auch, "dass die einzigartige Flusslandschaft für immer zerstört wird", wie es in einem besorgten Leserbrief heißt.
Durch das neue Kraftwerk lässt sich die Stromerzeugung von derzeit 70 auf 115 Gigawattstunden pro Jahr erhöhen. Das entspricht dem Stromverbrauch von rund 33.000 Haushalten. Die geplante Staustufe, die knapp unterhalb des Kraftwerks Siebenbrunn errichtet werden soll, hat eine Fallhöhe von 25 Metern und eine Staulänge von einem Kilometer.
"Traunfall bleibt erhalten"
Derzeit durchläuft das Projekt eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP). Auf OÖN-Anfrage versichert die Energie AG, sich der Sensibilität der Landschaft bewusst zu sein. Das Kraftwerk liegt in einem Europaschutzgebiet (Natura 2000), deshalb informierte der Energiekonzern vorab die EU. "Selbstverständlich werden alle Eingriffe von eingriffsmindernden und kompensierenden Maßnahmen begleitet, um den nationalen und internationalen Vorgaben zu entsprechen", versichert Beate Leb, Sprecherin der Energie AG. Sie weist außerdem darauf hin, dass die Eingriffe in das Europaschutzgebiet durch das neue Kraftwerk im Vergleich zu den drei alten Kraftwerken reduziert werden. "Der zentrale Schluchtbereich des Traunfalls bleibt in seiner Einmaligkeit unberührt", sagt Leb.
Von den drei alten Kraftwerken bleibt nur der Standort Gschröff als Schaukraftwerk erhalten. Es stammt aus dem Jahr 1888 und ist das älteste noch funktionierende Flusskraftwerk Österreichs. Die Kraftwerke Siebenbrunn und Traunfall werden abgerissen.
2025 soll der Baubeginn des neuen Kraftwerks sein, vorausgesetzt die UVP endet positiv, die EU-Kommission gibt grünes Licht und der Aufsichtsrat der Energie AG fällt den Baubeschluss. Bisher deutet nichts darauf hin, dass das Projekt noch scheitern könnte. Die Planer rechnen mit einer Bauzeit von vier Jahren. Das heißt: Ab 2029 könnten sich beim Traunfall wieder Turbinen drehen.