Tierversuche für neue Krebstherapien: Kepler-Uni prüft Voraussetzungen
LINZ. JKU-Professor Clemens Schmitt zählt zur internationalen Spitze in der Krebsforschung. Für seine Arbeit braucht er Experimente an Mäusen. Die Uni will sich dem nicht verschließen.
Seine Arbeit könnte die Krebstherapie weltweit verändern und die Rückfallquote maßgeblich senken: Seit Jahresbeginn forscht, lehrt und behandelt der deutsche Top-Onkologe Clemens Schmitt an der Medizinfakultät der Linzer Johannes-Kepler-Uni (JKU), wo er die Klinik für Hämatologie und Internistische Onkologie am Kepler-Universitätsklinikum leitet.
Im Wesentlichen geht es bei Schmitts Forschungen darum, unmittelbar auf eine erste Therapielinie – etwa eine Chemotherapie –, die Tumorzellen breitflächig entfernt, einen Zweitschlag folgen zu lassen. Dieser soll spezifisch auf seneszente Zellen abzielen – das sind scheinbar ruhende Zellen, die aber einen Rückfall auslösen können.
An der Linzer Medizinfakultät setzt Schmitt jene in der internationalen Forschergemeinschaft viel beachtete Arbeit fort, die er zuvor an der Berliner Charité geleistet hat. Der Forschungsstandort Linz überzeugt ihn: Er habe den Eindruck, dass hier "viele Wege kürzer" seien und "vieles schnell realisierbar" sei, sagt Schmitt.
Video: Die JKU überlegt offenbar Tierversuche einzuführen.
"Das schränkt unsere Arbeit ein"
Eine Ausnahme gibt es allerdings: "Für unsere Forschungen brauchen wir auch Experimente an Tieren", sagt Schmitt. In Berlin habe er den lebensverlängernden Aspekt einer Doppeltherapie an Mäusen erforscht und so patientennah belegen können. In Linz gebe es derzeit aber keine Basis für tierexperimentelle Untersuchungen. "Das schränkt unsere Arbeiten schon sehr ein."
In seinem Forschungsfeld sei die Notwendigkeit tierexperimenteller Forschung gut begründbar, sagt Schmitt. "Hier spielen Tumorzellen, Normalgewebe und Immunsystem eng zusammen – das kann man nicht allein in einer Zellkultur in der Petrischale untersuchen." Man versuche, soweit es irgendwie möglich sei, ohne Tierversuche zu klaren Antworten zu gelangen, sagt Schmitt. "Aber gerade eine Bedrohung wie Krebs verlangt von uns, dass wir aussichtsreiche Therapiekonzepte in aussagefähigen Modellen prüfen, bevor sie in klinische Studien am Patienten gehen."
Warum gibt es in der Medizinfakultät kein Labor für derartige Forschungen? Grundlagenforschung, wie Schmitt sie betreibe, habe in Linz in diesem Bereich bisher nicht stattgefunden, heißt es aus der Kepler-Uni.
Unterstützung in der heiklen Frage bekommt Schmitt vom Rektor der Linzer Kepler-Uni, Meinhard Lukas. "Krebs ist eine der häufigsten Todesursachen, obwohl Therapiekonzepte laufend verbessert werden. Es braucht daher auch radikal neue Ansätze", sagt er. Clemens Schmitt zähle zur internationalen Spitze in der Krebsforschung. Mit ihm könne sich die JKU samt Uniklinik zu einem Krebsforschungszentrum von internationalem Rang entwickeln, sagt Lukas. Ohne Tierversuche werde es aber keine entscheidenden Fortschritte geben. "Die zentrale Frage ist: Welche Belastungen für die betroffenen Tiere nehmen wir in Kauf, um den erwarteten Nutzen für den Menschen zu rechtfertigen?"
Vorprüfung durch Kommission
Voraussetzung dafür sei nicht nur eine "penible Beachtung des Tierversuchsgesetzes", sondern auch die Vorprüfung durch eine Ethikkommission. "Vor jedem geplanten Tierversuch ist zu klären, ob der Versuch durch Alternativen vermeidbar ist und wie bei unvermeidbaren Versuchen möglichst schonend vorzugehen ist", sagt Lukas. Zugleich stelle sich die Kepler-Uni grundsätzlich der Frage des Umgangs mit Tieren, sagt Lukas – beispielsweise was den Konsum von Fleisch aus Massentierhaltung betrifft. Der sei "sowohl aus ethischen Gründen, aber auch mit Blick auf den Klimawandel" problematisch, sagt Lukas.
Die Mensa der Kepler-Uni stelle daher gerade ihr gesamtes Angebot auf Biofleisch aus nachhaltiger Landwirtschaft um.
Seneszente Zellen
Bei seneszenten Tumorzellen wurde das Zellalterungsprogramm („Seneszenz“) ausgelöst, das der Zellreproduktion Einhalt gebietet. In manchen Fällen nehmen diese scheinbar ruhenden Zellen die Zellteilung aber wieder auf. Das kann eine besonders aggressive Rückfallerkrankung auslösen. Onkologe Schmitt, der das gemeinsam mit einem Forscherteam in seinen jüngsten Studien untersucht und belegt hat, forscht nun in Linz an einer Doppeltherapie, die die Rückfallquote bei Krebs senken soll.
Mehr über Schmitts Arbeit lesen Sie in der „Kepler Tribune“ der JKU, die einem Teil der OÖN-Auflage heute beiliegt und die Sie auch auf nachrichten.at herunterladen können.
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Tierversuche sind ein unnötiges Verbrechen. Der Mensch soll lieber andere Maßnahmen ergreifen und lernen, den Tod als Teil des Lebens zu akzeptieren.
Mit dem Geld, dem Hirnschmalz und der menschlichen Energie, die in diese Forschungen gebuttert werden, die wenigen, eher wohlhabenden Menschen relativ kurze Zeit nützen, und nebenbei auch Tieren schaden, könnten in anderen Teilen der Welt viele Menschenleben großzügig verlängert werden.
Aber damit lässt sich ja kein Geld verdienen.
Anstatt an Kranken herumzudoktern auf Kosten anderer Lebewesen, wäre es klüger, Krankheiten bzw. Krankheitsrisiken zu vermeiden / zu reduzieren. Die Krebsraten waren früher niedriger, es ist also unser Lebensstil zu ändern.
Wenn der Mediziner wirklich an seine Methode glaubt, wird er sie doch hoffentlich an sich selbst erproben wollen, statt an anderen?
Mäuse sind für dich "andere"? Alles klar. Also lieber Menschenversuche.
Logisch Denken ist deine Stärke nicht.
Man könnte Rauchen und Saufen einschränken, das senkt die unnatürliche Todesrate schon einmal drastisch. Des weiteren das motorisierte Rasen weitgehend unterbinden, die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen.
Fragen wir uns einerseits, wieso das nicht gemacht wird, und andererseits, wieso Geld und Unterstützung für Tierversuche da ist.
Wenn es dir bestimmt ist, daß du an Krebs stirbst, stirbst du sowieso. Und wenn man die Medizin eh vom Ausland bekommt, warum soll dann ein Tier herhalten.
Der Kommentar des Tages!
Schon eigenartig, wie man für das Linzer MedUni-Heiligtum ständig versucht, gewisse Grundsätze zu brechen.
Welche Grundsätze? Und wer hat die aufgestellt? Wollen wir lieber Krebspatienten sinnlos sterben lassen, weil sich die Forschung aus „ethischen Gründen“ nicht an notwendigen Tierversuchen beteiligen darf? In jedem anderen Land ist das übrigens kein Thema - und von dort kommen die Krebsmedikamente (und andere) dann auch her...und wir kaufen sie. So schaut’s aus.
und warum sollen die Tiere immer herhalten!es muß doch noch eine andere lösung geben.
Welche ? Was hamma für Vorschläge - sichtlich keine .
Lieber einen Menschen elendig verrecken lassen, als eine putzige Maus opfern.
So eine Einstellung - einfach widerlich!
Welche Grundsätze?
Die Vereinbarungen, die Tierversuche zu reduzieren, mit dem Ziel, diese langfristig überhaupt einzustellen. Seit den 90er Jahren gab es diese Tendenz, nun ist man wieder auf dem maximalen Stand wie in den 90ern.
Tierversuche wurden großteils reduziert bzw deren Redundanz reduziert. Daher die Ethikkommissionen, die jeden einzelnen Versuch auf Notwendigkeit prüfen. Zusätzlich gibt es heutzutage durch In-Vitro und In-Silico Screening die Möglichkeit, Versuche auf ein Mindestmaß durch diese Technologien zu ersetzen - was im übrigen auch billiger ist und Zeit spart.