Deutschklassen starten mit Übergangsjahr
WIEN. Mit den Deutschförderklassen startet im neuen Schuljahr die zuletzt am heftigsten diskutierte bildungspolitische Maßnahme - allerdings noch mit Einschränkungen: 2018/19 wird ein Übergangsjahr, in dem etwa die Lehrpläne noch nicht verpflichtend sind und diverse Testinstrumente noch nicht zur Verfügung stehen.
Besuchen müssen die Deutschklassen jene Kinder, die dem Unterricht aufgrund sprachlicher Probleme nicht ausreichend folgen können und aufgrund eines standardisierten Tests deshalb als außerordentliche Schüler eingestuft wurden. Dort wird dann in 15 bis 20 Wochenstunden nach eigenem Lehrplan Deutsch unterrichtet - für Gegenstände wie Zeichnen, Musik oder Turnen werden die Kinder aber altersgemäß den normalen Regelklassen zugeteilt.
Einschränkung: Erst ab acht Schülern pro Standort
Bei weniger Schülern werden die Kinder mit Sprachproblemen in den regulären Klassen unterrichtet. Besuchen müssen die Deutschklassen außerdem nur jene Kinder, die in der ersten Schulstufe aufgenommen wurden, oder gerade in Österreich angekommene Quereinsteiger ins Schulsystem.
Wechsel in Regelklassen so bald als möglich
Nach jedem Semester soll nach einem österreichweit einheitlichen Test überprüft werden, ob die Kinder dem Regelunterricht mittlerweile ausreichend folgen können. Ist dies der Fall, können sie - je nach Sprachfortschritt als ordentliche oder außerordentliche Schüler - in die Regelklassen wechseln. Nach vier Semestern ist der Wechsel jedenfalls verpflichtend.
Noch keine vorliegenden Tests
Diese Konstruktion ist im ersten Jahr allerdings noch eher provisorisch: Die Einstufung der Sprachkenntnisse erfolgte bei der Schuleinschreibung im Jänner und Februar noch nicht anhand eines standardisierten Tests, sondern wie bisher durch die Direktoren. Grund ist, dass die Tests noch nicht vorliegen.
Gleiches gilt für jene Tests, aufgrund derer nach jedem Semester festgestellt werden soll, ob die Schüler in eine Regelklasse wechseln können. Sie sollen erst im Juni 2019 zum Einsatz kommen - am Ende des ersten Semesters im Februar treffen diese Entscheidung noch die Direktoren anhand eines ihnen passend erscheinenden Instruments.
Neue Lehrpläne für Deutschklassen
Ebenfalls noch nicht verpflichtend ist der Einsatz der Lehrpläne für die Deutschklassen. Diese befinden sich noch in der Begutachtungsphase (bis 24. August) und sollen erst mit 1. September in Kraft treten.
Daher haben die Direktoren die Wahl, im Schuljahr 2018/19 in den Deutschklassen noch nach den bisherigen Lehrplan-Zusätzen für Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache bzw. Deutschförderplänen unterrichten zu lassen. Verpflichtend sind die neuen Lehrpläne erst ab 2019/20.
"Temporäre Zusammenfassung von Schülerinnen und Schülern"
Organisatorisch sind die Deutschförderklassen eine Art Zwitter: In den Materialien zum entsprechenden Gesetz ist festgehalten, "dass die Verwendung der Begrifflichkeit 'Deutschförderklasse' nicht bedeutet, dass es sich hier um Klassen im schulrechtlichen Sinn handelt". Das bedeutet etwa, dass die Bestimmungen über Klassenvorstände, Klassenforen oder Klassensprecher nicht gelten.
So soll klargestellt werden, dass die Deutschklassen nur eine "temporäre Zusammenfassung von Schülerinnen und Schülern" einer oder unterschiedlicher Klassen, Schulstufen bzw. eventuell auch Schularten sein sollen. Ausnahme: Für die Berechnung etwaiger Zulagen für Lehrer sind die Deutschklassen sehr wohl als Klassen zu werten.
732 Deutschförderklassen im kommenden Schuljahr
Im Schuljahr 2018/19 wird es voraussichtlich 732 Deutschförderklassen geben. Davon geht das Bildungsministerium laut dem vorläufigen Stellenplan aus. Die meisten davon werden in Wien gebildet (308), gefolgt von Oberösterreich (153), Niederösterreich (105), Steiermark (79), Kärnten (31), Salzburg (26), Tirol (18), Vorarlberg (9) und dem Burgenland (3).
"Integrative" Klassen bei zu geringer Schülerzahl
Insgesamt rechnet das Bildungsministerium im kommenden Schuljahr mit 34.000 außerordentlichen Schülern - das sind um 8.000 bzw. knapp 20 Prozent weniger als im Jahr davor. Von ihnen besuchen 11.300 die 732 Deutschförderklassen und dazu noch 3.400 "integrative" Deutschklassen.
Letztere entstehen dadurch, dass reine Deutschklassen erst ab acht dafür in Frage kommenden außerordentlichen Schülern pro Standort eingerichtet werden. Bleibt die Zahl darunter, erhalten die Schüler gemeinsam mit deutschsprachigen Kindern die Sprachförderung in solchen integrativen Deutschklassen.
Die restlichen 19.400 außerordentlichen Schüler werden neben dem normalen Unterricht in den Deutschförderkursen gefördert.
Sprachförderung an 60 Prozent der Volks- und Mittelschulen
Insgesamt wird ab Herbst österreichweit an jeweils 60 Prozent der Volks- sowie Neue Mittelschul(NMS)-Standorten eine Form dieser Sprachförderung (Deutschklasse oder Deutschförderkurs) geführt. In Wien ist dies an 93 Prozent der Volksschul- bzw. an 80 Prozent der NMS-Standorte der Fall. Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg kommen auf Anteile von über 70 Prozent bei den Volksschulen, Salzburg und Tirol auf rund 80 Prozent bei den NMS.