Schläge und Tritte: 13-Jährige von Freunden gequält
SALZBURG. Prozess: Die sechs Jugendlichen sollen das Mädchen stundenlang misshandelt haben.
Sechs Jugendliche haben sich am Montag in einem Prozess am Landesgericht Salzburg wegen Misshandlung einer 13-Jährigen verantworten müssen. Am zweiten Prozesstag gegen sechs Jugendliche wegen Misshandlung einer 13-Jährigen ist die Verhandlung am Landesgericht Salzburg heute, Dienstag, auf nächste Woche vertagt worden. Die drei Burschen und drei Mädchen im Alter von 14 bis 17 Jahren zeigten sich weitgehend geständig. Ein nachvollziehbares Motiv für die Peinigung ihres Opfers über mehrere Stunden in einer Wohnung in der Stadt Salzburg im März konnten sie nicht nennen.
Zigarette auf ihr ausgedrückt
Schwere Körperverletzung, Nötigung, Freiheitsentziehung, gefährliche Drohung: So lauteten die Hauptvorwürfe gegen die sechs Angeklagten. Es handelt sich um Einheimische, die teilweise schon wegen Gewalt- und Eigentumsdelikten vorbestraft sind. Drei von ihnen sitzen in Untersuchungshaft. Die 13-Jährige, die offenbar zur Jugendclique gehörte, wurde laut Strafantrag geohrfeigt, getreten, gestoßen und geschlagen, auch ins Gesicht. Eine Beschuldigte drückte auf ihrer Stirn eine Zigarette aus.
Das war noch nicht alles. Mitglieder der Clique beschmierten das Gesicht der 13-Jährigen mit einem Eyeliner und Zahnpaste. Dann schnitten sie ihr die Haare ab und leerten über ihrem Kopf einen Kübel schmutziges Wasser aus. Neben den Erniedrigungen erlitt das Mädchen Hämatome, Prellungen und eine Brandwunde.
Richterin Nicole Haberacker fragte die Angeklagten immer wieder nach dem Motiv. Spaß könne es doch nicht gewesen sein. "Ich weiß es nicht. Zu dem Zeitpunkt haben wir uns nichts dabei gedacht. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte", antwortete eine 14-jährige Angeklagte. Im Nachhinein tue es ihr aber leid, ergänzte die Hauptschülerin. Sie selbst habe dem Mädchen mit der flachen Hand zwei "Watsch’n" gegeben und es mit Zahnpaste beschmiert. "Das war ja nicht so ernst gemeint. Dann ist es außer Kontrolle geraten."
Angefangen hat alles offenbar mit einem lapidaren Streit, folgt man den Schilderungen der 14-Jährigen. Zunächst sei es um ein Paar Schuhe gegangen, die ihr die 13-Jährige weggenommen habe.
Urteil am Dienstag
Kommenden Dienstag soll gegen vier der sechs Beschuldigten ein Urteil ergehen. Der Prozess gegen zwei Brüder - offenbar die Rädelsführer der Clique - wird zur Einholung eines Gutachtens auf unbestimmte Zeit vertagt.
Für Richterin Nicole Haberacker stellt sich die Frage, ob bei den 15 und 17 Jahre alten Brüdern die Voraussetzung zur Einweisung in eine Anstalt für zurechnungsfähige, aber geistig abnorme Rechtsbrecher vorliegt. Deshalb werden die zwei Angeklagten nun von Amtswegen von einem neuro-psychiatrischen Sachverständigen begutachtet. Es geht darum, ob von ihnen durch ihre Gewaltbereitschaft und fehlende Empathie in unbehandeltem Zustand weiterhin eine Gefahr ausgeht und sie erneut solche Taten begehen könnten. Wenn die Expertise vorliegt, wird der Prozess gegen die beiden fortgesetzt.