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Arzt nutzte Vertrauen der Patienten aus und kassierte Millionen

Von nachrichten.at/apa, 15. Juni 2020, 17:17 Uhr
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(Symbolbild) Bild: Colourbox

KLAGENFURT. Ein Prozess gegen einen 68-jährigen Arzt, der laut Anklage in seiner Oberkärntner Ordination von August 2010 bis Oktober 2018 Patienten in Summe zwei Millionen Euro für ein Gesundheitsprojekt herausgelockt hat, ist am Montag am Landesgericht Klagenfurt mit Zeugenaussagen Geschädigter fortgesetzt worden.

Das Verfahren wurde erneut vertagt. Die Anklage listet sieben Fälle von schwerem gewerbsmäßigen Betrug auf, bei denen Geld an den Arzt geflossen ist. Die Zahlungen liefen stets nach dem gleichen Muster ab. Der Allgemeinmediziner "borgte" sich von seinen Patienten höhere Geldbeträge, weil sein "bahnbrechendes Projekt zur Bekämpfung und Prävention von Diabetes" kurz vor dem Durchbruch stehe. Dafür versprach er seinen Schuldnern einen Zinssatz von bis zu 100 Prozent. Sie sahen jedoch ihr Geld nicht wieder. Darüber erzählten die Geschädigten im Zeugenstand dem Schöffensenat unter dem Vorsitz von Richter Oliver Kriz.

Einem alten Ehepaar, das mittlerweile gestorben ist, hat der Arzt laut Anklage 1,5 Millionen Euro herausgelockt. Der Sohn erklärte im Zeugenstand, seine Mutter habe ihn gebeten, dem Arzt Geld aus dem Unternehmen zu überweisen. Damit hätte das Leben seines kranken Stiefvaters verlängert werden sollen, es wurde eine Therapie mit "Spezialspritzen" versprochen. Einer Zeugin hatte die Frau erzählt, ihr Mann habe zum Arzt immer Geld mitnehmen müssen und dafür Spritzen bekommen, die es angeblich nur bei ihm gegeben habe.

"Er war so glaubwürdig"

Als die Forderungen ins Uferlose wuchsen, verweigerte der Sohn die Zahlungen und der Arzt präsentierte ihm daraufhin sein Projekt. "Da hat es kein Patent, keine Geschäftstätigkeit, keine Firmeneintragung gegeben. Da haben die Alarmglocken geschrillt", sagte der Zeuge. Laut seiner Aufstellung beträgt der Schaden 720.000 Euro, was seine Eltern darüber hinaus aus privaten Mitteln gezahlt haben, könne er derzeit nicht sagen. Jedenfalls habe er Immobilien, unter anderem ein Seegrundstück, verkaufen müssen.

Ein Jungunternehmer, der den Arzt und seine Familie von Kindheit an kennt, gab ihm 60.000 Euro ohne werthaltige Sicherheiten. "Er war so glaubwürdig", sagte ein Pensionist und gab seinem langjährigen Hausarzt 54.000 Euro. "Sicherheiten?" fragte der Richter. "Sein Wort", war die Antwort.

Ein anderer Pensionist, ehemals Personalchef eines großen Unternehmens, lieh dem Mediziner in Summe 180.000 Euro zu einem Zinssatz von 50 und sogar 100 Prozent. Die Zinssätze habe ihm der Arzt selbst angeboten, sagte der wirtschaftlich ausgebildete Akademiker. Der Angeklagte sei sein Hausarzt und daher eine Vertrauensperson für ihn gewesen, dem er Details seiner Familienprobleme erzählt hatte, erzählte der Zeuge. So habe er gehofft, seinem manisch-depressiven Sohn helfen zu könne. Doch dieses Vertrauen sei schamlos ausgenutzt worden. Mehrmalige Versuche, das Geld zurückzubekommen, verliefen erfolglos.

Verfahren wurde vertagt

Eine Ärztin hat er immer wieder aufgefordert zu investieren, was diese abgelehnt habe, sagte sie. Schließlich habe er sie überredet, ihm 200.000 Euro, die sie für den Aufbau ihrer Ordination gespart hatte, nur für ein halbes Jahres Jahr zu leihen. Sein Vorhaben stehe kurz vor der Realisierung, habe er gesagt. Da er ihr einmal durch sein rasches Reagieren bei einem allergischen Schock das Leben gerettet habe, habe sie sich auch moralisch verpflichtet gefühlt, ihm zu helfen, sagte die Zeugin. Auch sie hat ihr Geld nicht mehr gesehen.

Ihr hatte der Arzt und Kollege einen Betrag von 120.00 Euro als Zinsen versprochen. "Wieso haben Sie eine so hohe Verzinsung gewährt, wenn Sie kein Geld hatten?" fragte Kriz. Das wäre für den Fall einer Beteiligung gewesen, wenn es einen Investor gegeben hätte, antwortete der Angeklagte. Er bestritt nach wie vor jede Betrugsabsicht und beharrte darauf, in Dubai ein Unternehmen, die MEP Holding, gegründet zu haben, die einen dreistelligen Millionenbetrag wert sei. Ab 2011 wurde das Eigenkapital in der Planbilanz mit zwölf Millionen Euro angegeben. Wo dieses Geld oder ein adäquater Sachwert seien, wollte der Sachverständige wissen. Das sei eine fiktive Größe gewesen, antwortete der Arzt.

Das Verfahren wurde auf Dienstag vertagt. Für den August sind zwei weitere Verhandlungstage anberaumt.

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2  Kommentare
2  Kommentare
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Rapid09 (2.622 Kommentare)
am 16.06.2020 17:58

Bildung schuetzt vor Torheit nicht!

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detti (1.960 Kommentare)
am 15.06.2020 19:15

Ja, die Gier nach hohen Renditen bringt den Hausverstand zum Schweigen.

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