Causa Ischgl: Ermittlungen werden noch "eine Weile" dauern
ISCHGL/INNSBRUCK. In der Causa rund um das Corona-Krisenmanagement in Ischgl soll die Staatsanwaltschaft Innsbruck nun Ermittlungen gegen konkrete Personen eingeleitet haben.
Haben Behörden nach Bekanntwerden der ersten Corona-Fälle im Tiroler Skiort Ischgl im März Gegenmaßnahmen fahrlässig oder gar vorsätzlich zu spät gesetzt? Um diese Frage drehen sich die seit Monaten laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Innsbruck.
Die Tiroler Tageszeitung berichtet, dass nun auch gegen den Landecker Bezirkshauptmann Markus Maaß und seinen Stellvertreter, den Ischgler Bürgermeister Werner Kunz, ermittelt wird. Bestätigen wollte dies die Staatsanwaltschaft gegenüber der "TT" vorerst jedoch nicht.
Das Verfahren wird sich wohl noch länger ziehen. Es wird noch "eine Weile" dauern, sagte Staatsanwaltschaftssprecher Thomas Willam am Freitag. Derzeit sei man immer noch dabei, Informationen zu sammeln. Das Durchlesen der Akten sei sehr zeitintensiv, man würde aber mit Hochdruck daran arbeiten.
Ermittelt wird wegen des Verdachts der Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten.
Klagen auf Schadenersatz
Der Verbraucherschutzverein (VSV) hatte in der Causa eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft eingebracht – und so die strafrechtlichen Ermittlungen ausgelöst. Ende September werde man erste zivilrechtliche Klagen von Opfern auf Schadenersatz und Anerkennung von Folgeschäden beim Landesgericht Wien einbringen, kündigte VSV-Obmann Peter Kolba an. In einzelnen Fällen würde es um bis zu 100.000 Euro gehen, so der Verbraucherschützer.
Mehr als 6000 Tirol-Urlauber hätten sich mittlerweile beim Verbraucherschutzverein als Geschädigte gemeldet. Viele davon stammen aus Deutschland. Kolbas Darstellung zufolge hätten die Verantwortlichen zu spät und nicht umfassend genug auf den Ausbruch des Coronavirus in Ischgl reagiert. Vom Tiroler Wintersportort aus sei das Virus in 45 Staaten getragen worden.