70 Jahre "Enthüllungsjournalismus": Der "Playboy" hat Geburtstag
NEW YORK. Im Internetzeitalter dümpelt es zwar dahin, aber jetzt wird erst einmal gefeiert: Das Herrenmagazin "Playboy" ist 70.
Der "Playboy" besteht aus jeder Menge Anzüglichkeiten, bunten Bildern von ganzen Kerlen und jungen Frauen und natürlich den Interviews, die seit mehr als einem halben Jahrhundert als Ausrede dienen, das Heft mit den Hochglanzbildern zu kaufen. Der verstorbene Gründer Hugh Hefner hat die Gesellschaft kräftig umgekrempelt und gehörte zu den erfolgreichsten, umstrittensten und auf jeden Fall skurrilsten Journalisten des 20. Jahrhunderts.
Sein Leben könnte dem eigenen Magazin entsprungen sein. Im einem Jubiläumsheft war er seitenweise mit den Prominenten der vergangenen Jahrzehnte abgebildet, fast immer trug er dabei nur einen Morgenrock. Hefner und "Playboy" - das war immer auch eine Lebensphilosophie, die in den 60er-Jahren Millionen bewunderten. Heute scheint der Lebenswandel, sagen wir, nicht mehr ganz zeitgemäß.
Bildergalerie: Playboy-Gründer Hugh Hefner und seine Frauen
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Erste Ausgabe im Dezember 1953
Hefner war schon immer ein Mann, der die Frauen lieber begreift als versteht. Aber er sah sich immer als Ästhet: Eine nackte Frau sei doch etwas Natürliches und Schönes, na und? Als sein Arbeitgeber, das Herrenmagazin "Esquire", fünf Dollar Lohnerhöhung nicht herausrücken wollte, machte sich Hefner selbstständig. Er verschuldete sich komplett, belieh seinen Hausrat und pumpte sogar seine Mutter an, aber im Dezember 1953 lag die erste Ausgabe des "Playboy" am Kiosk.
Bildergalerie: Von süß bis sexy: Playboy-Titelseiten im Lauf der Zeit
Galerie ansehenEin Datum war nicht auf dem Heft - vielleicht würde es ja kein zweites geben. Aber ihm half Norma Jeane Baker, das Mädchen vom Titelbild. Die hatte sich vier Jahre zuvor nackt fotografieren lassen und war mittlerweile unter einem Künstlernamen bekannt: Marilyn Monroe. Hefner wurden die mit 50 Cent nicht eben billigen Hefte aus der Hand gerissen.
Und wer zog sich nicht später alles für den "Playboy" aus: Jayne Mansfield, Ursula Andress, Kim Basinger, LaToya Jackson, Nancy Sinatra, Farrah Fawcett, Katarina Witt und sogar Zeichentrickmutter Marge Simpson. Auch wenn Nobelpreisträger, Präsidenten und Schriftsteller Interviews gaben, berühmt ist der "Playboy" wegen der Fotos. Und wegen der Witze, die natürlich auch immer eine Ausrichtung hatten. Kostprobe aus dem jüngsten Heft: Warum können Frauen nicht Fußball spielen? Weil elf nie die gleiche Kleidung tragen würden.
So ganz zeitgemäß ist das nicht mehr - und das gilt wohl auch für den "Playboy" selbst. Hunderte Anzeigen und gar eine Verhaftung Hefners "wegen Obszönität" konnten dem Heft nichts anhaben. Rechte Tugendbewahrer und linke Feministen liefen umsonst Sturm gegen das Blatt. Sturmreif geschossen wurde es erst durch das Internet, das nacktes Fleisch schneller, billiger und dezenter liefert. Hefner verkaufte für sein Lebenswerk sein Anwesen, Tochter Christie rackerte sich als Herausgeberin ab - aber das Flaggschiff hat Schlagseite. Seit 15 Jahren gibt es nur noch elf Ausgaben im Jahr.