Besondere Menschen erobern die Laufstege
Linzerin gründet Agentur für Transgender- und farbige Schönheiten – Diversität ist ihr ein wichtiges Anliegen.
Lange Haare, gertenschlank und groß gewachsen: Models müssen meist einer gewissen Vorstellung entsprechen. Sophie Mashraki (24), Theaterregisseurin und Model, möchte das durchbrechen. Die Linzerin gründete eine Agentur für besondere Models. "Ich arbeite gern mit Gesichtern und Persönlichkeiten. Starke Menschen, die anders aussehen, interessieren mich schon immer", sagt sie.
Das bedeutet: In ihrer Agentur "Enfant Terrible Society" ist Diversität das wichtigste Markenzeichen. Nur PoC (People of Colour, also farbige Menschen), Genderqueere (keinem Geschlecht zugeordnet) und Transgender-Models sind hier vertreten.
Mashraki selbst bezeichnet sich als "biracial" – ihre Mutter ist Österreicherin, der Vater kommt aus Ägypten. Außerdem sei sie "nonbinary" oder "genderqueer". "Das bedeutet, dass ich mich weder als männlich noch als weiblich identifiziere." Sie hat keine Augenbrauen und eine Vokuhilafrisur.
Die 24-Jährige ist aber nicht die Erste, die besondere Menschen, die nicht dem klassischen Model-Bild entsprechen, entdeckt. Models mit Down-Syndrom wie Ellie Goldstein oder Madeline Stuart haben längst die internationalen Laufstege erobert. Oder Winnie Harlow, das Model mit der Weißfleckenkrankheit: Ihre pigmentfreien Hautstellen sind zu ihrem Markenzeichen geworden. Mit ihrem Auftritt auf der Berliner Modewoche zeigte auch Giusy Versace, dass ihr Handicap sie nicht daran hindert, als Model zu arbeiten. Nach einem Unfall 2005 trägt sie Prothesen an beiden Beinen. Einem Trend will Sophie Mashraki mit ihrer Agentur dennoch nicht folgen. "Keine soziale Bewegung soll ein Trend sein", sagt sie. Auch auf den "Exotikfaktor" wolle sie nicht reduziert werden. "Es geht um Diversität und um eine Erweiterung der österreichischen Modeszene." Derzeit sind 20 Models in der Agentur vertreten. "In unserer Gesellschaft ist Talent oft nur ein anderes Wort für Privileg. Viel wichtiger ist, dass die Models Selbstbewusstsein und ihre Geschichte mitnehmen." In Zukunft wolle sie auch Menschen mit Beeinträchtigung aufnehmen. "Alle, die anders sind, sollen eine größere Bühne bekommen."
Besonders?
Ist doch schön wenn jeder seinen Spleen ausleben kann