Der Aufstieg eines Schuhs
Es gibt ihn seit mehr als 100 Jahren und er ist gefragter denn - der Turnschuh. Man nennt ihn auch Sneaker und vom Sportschuh ist er zum Massenphänomen geworden.
Ob Banker oder Rapper, Politiker, Pensionist oder First Lady – der Turnschuh oder Sneaker, wie man ihn seit den 80er-Jahren auch in unseren Breiten nennt, ist endgültig salonfähig geworden. Noch nie liefen weltweit so viele Menschen in Turnschuhen durchs Leben wie heute. Noch nie gab es so viele unterschiedliche Modelle. Doch die beliebten Treter werden nicht nur getragen, sondern gesammelt und zu horrenden Summen gehandelt.
Waren Sneakers früher Ausdruck einer bestimmten Lebensweise, signalisierten Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe, sind sie heute vorwiegend eines – Business. Ron Sandmayr ist ein Turnschuh-Enthusiast. Er hat sie nicht nur gesammelt, sondern auch Kollektionen mitentwickelt. Für den 38-jährigen Dietacher sind sie ein Spiegel der Gesellschaft. Die ersten Sneakers wurden 1860 in England und den USA hergestellt. Die sogenannten Croquetschuhe hatten eine Gummisohle und einen Schaft aus Leinen. 1917 brachte der amerikanische Reifenkonzern Goodyear die „Keds“ auf den Markt, Sneakers für Kinder, die Erwachsene als Sport- und Tennisschuhe adaptierten. Mit ihrer glatten Sohle aus vulkanisiertem Kautschuk waren sie bequemer und lautloser als die bis dahin vorherrschenden Lederschuhe. Der erste Kult-Sneaker wurde 1917 von der Firma Converse produziert – der All Star Converse, bekannt auch als „Chucks“. Namensgeber war Basketballspieler Chuck Taylor, der für die Schuhe warb und Converse-Mitarbeiter war. Sie wurden zunächst fast ausschließlich zum Sport genutzt, als sich jedoch unter anderem der Schauspieler James Dean in den 50er-Jahren mit Converse ablichten ließ, löste er eine Trendwelle aus.
Interessante Fakten rund um Sneaker
- Erste Sportschuhe: Als Sportler kam man ab den 50er-Jahren an Adidas nicht vorbei. So wurde etwa der „Samba“ als Trainingsschuh für Fußballer, 1965 der „Stan Smith“ fürs Tennis, Ende der Sechziger der erste speziell als Laufschuh konzipierte Sneaker, der „Achill“, entwickelt.
- Nike und das Waffeleisen: Der heute weltweit größte Sportartikelhersteller legte Anfang der 70er-Jahre mit einem Sneaker mit besonders leichter und geriffelter Sohle die Grundlage für ein Milliardengeschäft. Entwickelt wurde die Profilsohle von Nike-Mitbegründer Bill Bowerman in Anlehnung an das Waffeleisen seiner Frau.
- 190.373 US-Dollar erzielten Michael Jordans alte und signierte Converse, die er bei den Olympischen Spielen 1984 trug, bei einer Auktion. Vergleichsweise günstig war der Nike Air Jordan 12 „Flu Game“ zu haben. Er ging 2012 um 104.765 Dollar über den Auktionstisch.
- 55 Milliarden Dollar: Heute sind Sneakers längst zu einem Massenprodukt mit einem weltweit geschätzten Umsatz von 55 Milliarden US-Dollar (2015) geworden.
- Um 40 Prozent ist laut dem Branchendienst One Source der internationale Sneakers-Markt seit 2004 gestiegen.
- 3371 Sneakers-Modelle wurden 2012 gezählt, 1970 gab es in den USA nur 5, 1995 waren es 285 Modelle.