Zwei Tote bei Messerattacke an London Bridge
LONDON. Bei der Messerattacke an der London Bridge sind am Freitag nach Angaben des Senders BBC zwei Passanten getötet worden.
Mehrere Menschen wurden verletzt, als ein Angreifer am frühen Nachmittag nahe der Brücke im Herzen der britischen Hauptstadt zustach. Der mutmaßliche Angreifer wurde nach einer Rangelei mit Passanten von der Polizei erschossen. Er habe eine Bombenattrappe am Körper getragen, sagte der Chef der britischen Anti-Terror-Polizei, Neil Basu, bei einer Pressekonferenz am Abend.
Londons Bürgermeister Sadiq Khan erklärte, es handle sich offensichtlich um einen einzelnen Täter und es werde nach niemandem mehr gesucht. Khan würdigte zudem den Mut von Bürgern, die den Angreifer entwaffnet hätten. Auf einem Twitter-Video war zu sehen, wie mehrere Passanten auf dem Fußweg der Brücke mit einer am Boden liegenden Person ringen und dann von der Polizei weggeleitet werden. Kurz darauf fallen Schüsse. Premierminister Boris Johnson unterbrach seinen Wahlkampf und sagte, die Ermittlungen liefen. Alle in die Tat verwickelten Personen würden zur Rechenschaft gezogen.
Die Polizei teilte mit, sie sei gegen 14 Uhr Ortszeit zunächst wegen einer Messerstecherei alarmiert worden. Der Verdächtige sei später von Spezialeinsatzkräften der Londoner Polizei erschossen worden, sagte Basu. Der Sprengstoffgürtel, den er am Körper getragen habe, habe sich als Attrappe erwiesen. Dies hätten die Personen aber nicht gewusst, die den Angreifer überwältigten, sagte Bürgermeister Khan. "Sie liefen wortwörtlich der Gefahr entgegen, ohne zu wissen, was sie erwartet." Sie hätten deshalb "atemberaubendes Heldentum" bewiesen und seien "die Besten".
Lage unter Kontrolle
Zahlreiche Rettungskräfte waren im Einsatz. Die Brücke wurde von den Behörden gesperrt. Der Verkehr dort kam zum Erliegen. Auf TV-Bildern war zu sehen, wie zahlreiche Menschen das Gebiet fluchtartig verließen. Gebäude rings um die über die Themse führende Brücke wurden evakuiert. Johnson sagte am Abend, aller Wahrscheinlichkeit sei die Lage unter Kontrolle. Großbritannien werde sich niemals von solchen Angriffen spalten oder einschüchtern lassen. Er fügte hinzu, ihm drängten sich Erinnerungen an Juni 2017 auf.
Mehrere Menschen erlitten Stichverletzungen. Dem Londoner Bürgermeister Sadiq Khan zufolge wurden einige davon schwer verletzt. Genaue Angaben über ihren Gesundheitszustand gab es zunächst nicht. Britische Medien berichteten am Abend über bis zu zwei Todesopfer. Die Polizei rief Zeugen dazu auf, Hinweise und Videos vom Tathergang einzureichen. Offenbar hatten Passanten versucht, den Angreifer zu überwältigen. Einem BBC-Reporter zufolge, der am Tatort war, hatten mehrere Menschen versucht, einen Mann zu Boden zu drücken. Dann seien Schüsse gefallen.
Police statement: AC Neil Basu gives statement on #LondonBridge incident. 29.11.19 https://t.co/890GWzIVhJ
— Metropolitan Police (@metpoliceuk) 29. November 2019
Mehrere Videos, die in sozialen Medien kursierten, schienen diesen Hergang zu bestätigen. Zu sehen ist beispielsweise, wie Menschen auf der Brücke miteinander ringen. Ein Mann, der dem Angreifer offenbar ein Messer entwenden konnte, bringt es außer Reichweite. Ein drastisches Video zeigt, wie Polizisten auf einen Mann schießen, nachdem sie einen anderen in Sicherheit gebracht haben.
"Was bemerkenswert ist an den Bildern, die wir gesehen haben, ist die atemberaubende Heldenhaftigkeit von Passanten, die buchstäblich der Gefahr entgegengerannt sind", sagte Khan zu Journalisten.
Premierminister Boris Johnson teilte per Twitter mit, er werde über den Vorfall auf dem Laufenden gehalten, und dankte den Einsatzkräften für ihre "unverzügliche Reaktion". Medienberichten zufolge kehrte Johnson von einem Wahlkampfauftritt in die Downing Street zurück. Auch er lobte die "außerordentliche Tapferkeit" der Passanten.
— Boris Johnson (@BorisJohnson) 29. November 2019
Seine Gedanken seien bei den Betroffenen, ließ Oppositionschef Jeremy Corbyn von der Labour-Partei per Twitter wissen. Die Briten wählen am 12. Dezember ein neues Parlament.
Shocking reports from London Bridge. My thoughts are with those caught up in the incident. Thank you to the police and emergency services who are responding.
— Jeremy Corbyn (@jeremycorbyn) 29. November 2019
Eine Solidaritätsbekundung kam auch aus Washington. US-Präsident Donald Trump sei über den Angriff an der London Bridge unterrichtet worden und verfolge die Situation. "Die Vereinigten Staaten verurteilen alle schrecklichen Gewalttaten gegen unschuldige Menschen scharf. Und wir sagen unserem Verbündeten, dem Vereinigten Königreich, unsere volle Unterstützung zu", teilte ein Sprecher des Weißen Hauses mit.
Die Brücke und ihre Umgebung wurden weiträumig abgesperrt. Das werde auch noch für einige Zeit so bleiben, sagte Chefermittler Basu. Die London Bridge ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt mit einem betriebsamen Bahnhof, sie verbindet den Finanzdistrikt City of London mit dem Bezirk Southwark südlich der Themse.
Erinnerungen an 2017
Im Juni 2017 starben in der britischen Hauptstadt acht Menschen, nachdem Terroristen mit einem Transporter erst drei Menschen auf der London Bridge umgefahren und anschließend fünf weitere am Borough Market erstochen hatten. Polizisten erschossen die drei Täter. Im März desselben Jahres fuhr ein Angreifer mit einem Auto auf der Westminster Bridge in mehrere Fußgänger, vier Passanten starben. Der Mann erstach zudem einen Polizisten, ehe er von der Polizei erschossen wurde.
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