Erste Tiere aus dem "Wal-Gefängnis" kommen frei
MOSKAU. Die zwei Tonnen schweren Beluga-Wale werden in Lkw von Russland nach Japan transportiert.
Gerade würden zwei Orcas und sechs Beluga-Wale zu den Schantarski-Inseln im Japanischen Meer transportiert, verkündete die TV-Moderatorin in der Bucht Srednaja, dort werde man sie endlich freilassen. "Das ist natürlich eine Weltsensation."
Jedenfalls waren die Jungwale eine der Attraktionen bei Wladimir Putins alljährlicher Fernsehshow "Direkter Draht". Der Staatssender Perwy Kanal zeigte exklusiv, wie ein Kran mit Wasser gefüllte Transportwannen für die Wale in Lkw-Container hievte. Für eine 1800-Kilometer-Reise, bei denen den Meeressäugern einiges zugemutet wird: Umladung auf einen Frachtkahn in Chabarowsk, erneute Verladung auf Lkw in Nikolajewsk am Amur und dann Fahrt nach Innokentijewka am Japanischen Meer, wo sie ausgewildert werden sollen. "Für die Tiere ist das großer Stress", erklärte der Ozeanologe Wjatscheslaw Bisikow. Insgesamt begleiten 70 Experten und Helfer die Wale auf ihrer Reise. Nach Angaben der Wissenschaftler habe man den Landweg einer Schifffahrt auf dem Meer vorgezogen, weil in den nächsten Tagen stürmische See zu erwarten sei und die Tiere an Bord viel heftiger durchgeschaukelt worden wären.
Seit Monaten diskutiert die russische Öffentlichkeit das Schicksal von insgesamt 102 Walen, die in der Bucht Srednaja bei Nachodka in mehreren Tennisplatz kleinen Schwimmbecken ihres Schicksals harren. Ökologen schlugen Alarm, weil die Tiere in dem "Wal-Gefängnis" illegal an ausländische Aquarien verkauft werden sollten. "Verständlich, woher die Probleme kommen", kommentierte Putin. "Allein die Orcas kosten etwa 100 Millionen Dollar. Deshalb gibt es viele Interessenten." Und Vizepremier Gordejew erklärte, die Regierung werde künftig den Fang von Meeressäugetieren zu Vergnügungszwecken verbieten. "Ein lang erwarteter Schritt", kommentiert der Walexperte Grigori Zidulko. "Russland war viele Jahre der einzige Lieferant von Orcas und Belugas für die globale Unterhaltungsindustrie."
Tatjana Belej vom "Delfa-Zentrum zur Rettung von Delfinen" befürchtete, die Tiere könnten zu früh freigelassen werden. Meeresökologen befürchten, dass die jungen Wale beginnen werden, Schiffe anzuschwimmen, um sich füttern zu lassen. (scholl)