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Nach London-Attentat: Schuldzuweisungen und viel Lob für die "Helden"

Von nachrichten.at/apa, 01. Dezember 2019, 17:27 Uhr
A police officer places a floral tribute near the scene of a stabbing on London Bridge, in London
Stilles Gedenken am Tatort bei der London-Bridge. Bild: Reuters/TOBY MELVILLE

LONDON/WARSCHAU. Der Messeranschlag auf der London Bridge mit zwei Toten ist in Großbritannien zum Wahlkampfthema geworden.

Premierminister Boris Johnson warf am Sonntag der früheren Labour-Regierung vor, sie sei Schuld an der vorzeitigen Haftentlassung des Attentäters. Labour-Chef Jeremy Corbyn kritisierte dagegen den Sparkurs der Konservativen.

Der 28 Jahre alte Usman Khan hatte am Freitag zwei Menschen erstochen, bevor er auf der London Bridge von Zivilisten überwältigt und von der Polizei erschossen wurde. Er trug einen Sprengstoffgürtel, der sich später als Attrappe herausstellte. Der wegen Anschlagsplänen verurteilte Terrorist war vor einem Jahr auf Bewährung routinemäßig vorzeitig entlassen worden. Drei weitere Menschen, ein Mann und zwei Frauen, wurden bei dem Angriff verletzt. In Lebensgefahr schwebte am Sonntag aber niemand mehr.

"Gegen Terrorismus ist jede Waffe erlaubt"

Viel Lob gab es für die Zivilisten, die Khan mit improvisierten Waffen oder sogar bloßen Händen angingen. Ein polnischer Koch, der dem Attentäter Berichten zufolge mit einem Narwal-Stoßzahn auf den Leib rückte, soll nach dem Willen des polnischen Justizministers Zbigniew Ziobro eine Medaille für Zivilcourage und Opferbereitschaft erhalten. "Gegen den Terrorismus ist jede Waffe erlaubt", kommentierte Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki auf Facebook. "Polen ist stolz auf Sie."

Ein anderer Mann sprühte dem Terroristen mit einem Feuerlöscher ins Gesicht, ein Dritter ging unbewaffnet auf ihn los, wie auf Videos im Internet zu sehen war. Begonnen hatte die Terrorattacke der Polizei zufolge kurz vor 14 Uhr (Ortszeit) in der Fishmonger's Hall, der alten Gilde-Halle der Londoner Fischhändler. Der Attentäter nahm dort an einer Konferenz über Resozialisierung der Universität Cambridge mit dem Titel "Learning Together" (Gemeinsam lernen) teil. Beide Todesopfer waren über die Universität an dem Programm beteiligt. Der Angriff endete nur wenige Minuten später auf der nahen London Bridge.

Dass es nicht zu weiteren Todesopfern kam, ist wohl vor allem dem beherzten Eingreifen von anderen Konferenzteilnehmern und Passanten zu verdanken. Gemeinsam soll es ihnen gelungen sein, dem Attentäter zwei Messer zu entwenden, die er mit Klebeband an seinen Händen befestigt hatte.

Lob von Queen Elizabeth II.

Königin Elizabeth II. dankte Polizei und Rettungskräften und den "mutigen Personen", die "ihre eigenen Leben aufs Spiel gesetzt haben, um anderen selbstlos zu helfen und sie zu schützen".

Für große Diskussionen sorgte die Frage, wie ein bereits verurteilter Terrorist einen Anschlag durchführen konnte. Regierungschef Johnson schob die Verantwortung auf Labour ab. Die Freilassung Khans sei aufgrund von Gesetzesänderungen möglich gewesen, "die von der Labour-Partei vollzogen wurden", sagte Johnson bei der BBC-Talkshow Andrew Marr am Sonntag. Labour regierte in Großbritannien zuletzt von 1997 bis 2010. Seitdem waren Johnsons Tories in verschiedenen Konstellationen am Ruder.

Johnson kündigte eine härtere Gangart gegen Schwer- und Sexualverbrecher sowie Terroristen an. Außer Usman Khan seien etwa 74 weitere wegen terroristischer Aktivitäten verurteilte Gefangene vorzeitig entlassen worden. Diese Fälle würden nun überprüft. Die Chefin der britischen Liberaldemokraten Jo Swinson warf Johnson vor, aus dem tragischen Ereignis politischen Profit schlagen zu wollen. Das sei "ganz schön geschmacklos", so Swinson. Oppositionsführer Corbyn machte indirekt die Sparpolitik der Regierung für den Anschlag verantwortlich. "Man kann nicht zum Billigtarif für die Sicherheit der Leute garantieren", so der Labour-Chef.

IS beanspruchte Anschlag für sich

Die Briten wählen am 12. Dezember ein neues Parlament. Johnsons Konservative führen die Umfragen mit großem Abstand an. Das reine Mehrheitswahlsystem in Großbritannien macht Vorhersagen aber sehr schwer. Nur die Kandidaten mit den meisten Stimmen in einem der 650 Wahlkreise ziehen ins Parlament ein. Die Stimmen für unterlegene Kandidaten verfallen.

Der Terrormiliz IS beanspruchte den Anschlag am Samstag für sich. Die Mitteilung enthielt aber keine Details oder Täterwissen, wie der Terrorexperte Peter Neumann vom King's College in London zu bedenken gab.

Usman Khan hatte der Tageszeitung "The Times" zufolge einen Anschlag auf die Londoner Börse geplant, bevor er 2012 zu einer unbefristeten Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Später wurde das Urteil auf 16 Jahre Haft abgeändert mit automatischer Entlassung nach der Hälfte der Haftzeit. Laut "Times"-Bericht trug er eine elektronische Fußfessel.

Von weiteren Tätern ging die Polizei nicht aus. Es werde aber mit Hochdruck ermittelt, um herauszufinden, ob weitere Personen an der Tat beteiligt waren, hieß es in einer Mitteilung von Scotland Yard.

Der Anschlag weckt böse Erinnerungen an den Sommer 2017. Damals starben in der britischen Hauptstadt acht Menschen, als Terroristen mit einem Transporter erst absichtlich drei Menschen auf der London Bridge überfuhren und anschließend fünf weitere am Borough Market erstachen. Polizisten erschossen die drei Täter. Im März desselben Jahres fuhr ein Angreifer mit einem Auto auf der Westminster Bridge in mehrere Fußgänger, vier Passanten starben. Der Mann erstach zudem einen Polizisten, ehe er von Beamten erschossen wurde.

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6  Kommentare
6  Kommentare
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( Kommentare)
am 02.12.2019 14:11

Eine einzige Gruppe ist schuld an den verheerenden Umständen. Und die verschließen noch immer die Augen. Wie auch beim muehlviertler Attentäter. Waere gespannt, ob sie wenigsten den Familien ein beileid ausgesprochen haben. Hauptsache Rudi will sie alle als Lehrlinge behalten.

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Selten (13.716 Kommentare)
am 01.12.2019 19:47

Was mich brennend interessiert:

Wer hat dieses hirnrissige, schon 5 Jahre laufened Resozialisierungsprogramm der Cambridge Universtiy gesponsert?

Stolze Eltern der Elitestudiosi mit zu viel Geld?

Der Staat?

Das UNHCR?

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zlachers (8.863 Kommentare)
am 01.12.2019 19:04

Der Terrormiliz IS beanspruchte den Anschlag am Samstag für sich. Die Mitteilung enthielt aber keine Details oder Täterwissen! 🤔

Ob die IS diesen Täter überhaupt kannte, oder der Täter Beziehungen zu diesen Terroristen hatte ist fraglich! Bekanntlich bekennt sich die IS zu allen greuel Taten nach dem sie passiert sind! Und der Name des Täters wird ja öffentlich nicht verschweigen!

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Selten (13.716 Kommentare)
am 01.12.2019 18:48

Usman Khan hatte nicht nur einen Anschlag auf die Börse geplant, sondern auch auf den Bürgermeister, 2 Rabbis, den Dean von St Paul's und die US Botschaft.

02-12 zu mindestens 8 Jahre in Haft verurteilt und zum Schutz der Öffentlichkeit zu einer unbefristeten Sicherheitsverwahrung solange er als Gefährder gelte.

04/13 Berufung und Umwandelung in 16 Jahre Haft um, was bei der geltenden Rechtslage ein Entlassung nach der Hälfte bedeutete.

Außer Khan seien etwa 74 weitere wegen terroristischer Aktivitäten verurteilte Gefangene vorzeitig entlassen worden. Diese Fälle würden nun überprüft.
Genau waren es mehr als 80 von 193 Gewaltterroristen, die zwischen 2007 und 2016 zu Haftstrafen verurteilt und bis Ende 2018 entlassen worden waren.

Zu Corbyn, Vorwurf der Sparpolitik:

Die Mittel für Terrorismusbekämpfung sind seit 2015 kontinuierlich gestiegen und der Metropolitan Police steht pro Mann das Meiste zur Verfügung.

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Selten (13.716 Kommentare)
am 01.12.2019 18:48

Ein ehemaliger Terrorismusbekämpfer von Nactso ortet den Fehler im Strafrechtssystem, das er „as playing “Russian roulette” mit der Öffentlichkeit beschreibt, wenn es bekennende, bekannte, radikalisierte Kriminelle auf die Straße lässt.

Diesmal waren erstmals alle Getöteten und auch der/die Verletzte KEINE Terrorismusopfer, sondern allesamt Karrieristen auf der akademischen Gutschiene.

Am Tag, als sich Usman Khan „bedankte“ wollte die Cambridge University schon das fünfte Jahr des Resozialisierungsprogramms abfeiern.

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keinLehrer (928 Kommentare)
am 01.12.2019 17:58

ja, ja unsere BahnhofswachlerInnen können stolz auf ihre Schützlinge sein. Ihnen würde es schön anstehen wenn sie "Meine Schuld, meine übergroße Schuld" bekennen würden. aber dies ist von diesen Leuten sicher nicht zu erwarten, oder?

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