Nicht bekannte Infektionen brachten China Epidemie
PEKING. Studie: Erst rigorose Beschränkung samt Massentests konnte die Ausbreitung eindämmen
Die Vielzahl der bis zu den Reiserestriktionen in China vorhandenen unentdeckten SARS-Cov-Infektionen brachte die Pandemie ins Rollen. Erst die rigorosen Beschränkungen samt Massentests konnte die Ausbreitung eindämmen. Das zeigt eine Publikation eines Wissenschafterteams in der Fachzeitschrift "Science".
Ruiyun Li von der Abteilung für Epidemiologie infektiöser Erkrankungen vom Imperial College in London und die Co-Autoren aus Hongkong, Peking, New York und kalifornischen Forschungseinrichtungen haben in einem Rechenmodell die Häufigkeit und die Infektiosität von nicht identifizierten SARS-CoV-2-Infektionen in China am Anfang der Epidemie errechnet. "Wir schätzen, dass 86 Prozent der Infektionen vor den mit 23. Jänner erfolgten Reisebeschränkungen von nicht bekannten Trägern des Virus verursacht waren", schrieben die Experten.
Starke Effekte bei Eindämmung
Die Übertragung von nicht identifizierten Infizierten auf weitere Personen machte rechnerisch 55 Prozent der später durch Labortests belegten Ansteckungen aus. Doch weil dieser Übertragungsweg für China zahlenmäßig wesentlich größer war, erhöhte sich der Anteil der durch noch unbekannte Träger des Coronavirus hervorgerufenen SARS-CoV-2-Infektionen auf 79 Prozent. Im Zeitraum von 10. bis 23. Jänner hätte sich damit ohne diesen Faktor die Zahl der Ansteckungen in China um 78,8 Prozent und in Wuhan allein um 66,1 Prozent reduziert.
Reisebeschränkungen zwischen den Städten Chinas, das Absperren von Wuhan, Selbst-Quarantäne und die groß angelegte Testung auf Infektionen erzeugten starke Effekte bei der Eindämmung. So stieg die Rate der labormäßig bestätigten Infektionen von nur 14 auf 65 Prozent bereits im Zeitraum vom 24. Jänner bis 3. Februar, also unmittelbar nach dem Ergreifen rigoroser Maßnahmen.
Die Basisreproduktionsrate des Virus lag hier in China noch bei 1,36, also steckte ein Infizierter im Schnitt 1,36 Menschen an. Im Zeitraum von 24. Jänner bis 8. Februar, also nur innerhalb von ein paar Tagen mehr, sank die Basisreproduktionsrate auf 0,99, was statistisch die Eindämmung der Epidemie bedeutete. SARS-CoV-2 hätte jedenfalls – ähnlich wie die A(H1N1)-"Schweinegrippe 2009/2010 bei der Influenza – das Potenzial, ein fünftes Coronavirus in der Weltbevölkerung permanent zu etablieren. Vier Varianten solcher Viren (229E, HKU1, NL63 und OC43) sind das bereits. Sie erzeugen temporäre grippeähnliche Erkrankungen ohne schwere Konsequenzen.