Rätselhafte Häufung von Babys ohne Hände
DÜSSELDORF. Auch in Deutschland werden mehrere Kinder mit Fehlbildungen geboren – die Behörden sind alarmiert.
Eltern sind in großer Sorge, Ärzte sind aufgeschreckt und die Behörden ermitteln: In einem Krankenhaus in Gelsenkirchen sind binnen kurzer Zeit drei Babys mit der gleichen Fehlbildung einer Hand geboren. Auch in anderen deutschen Städten sind nun Fälle bekannt geworden. In Frankreich machen die Geburten von Babys ohne Hände schon seit Jahren Schlagzeilen.
Die Mediziner stehen vor einem Rätsel: Innerhalb von zwölf Wochen sind im Sankt-Marien-Hospital im Gelsenkirchner Stadtteil Buer gleich drei Kinder mit fehlgebildeten Händen geboren worden. Zuvor hatte es dort jahrelang keinen einzigen Fall gegeben. Die Kinder kamen zwischen Mitte Juni und Anfang September auf die Welt. Nachdem die dortigen Hebammen die ungewöhnliche Häufung bekannt gemacht hatten, meldeten sich auch aus anderen deutschen Städten Eltern mit fehlgebildeten Babys.
Die Fälle gleichen sich: An jeweils einer Hand sind Handteller und Finger der Babys nur rudimentär angelegt. Da kein Gendefekt vorliegt und andere Erkrankungen ausgeschlossen wurden, schlagen die Behörden Alarm: Das Gesundheitsministerium Nordrhein-Westfalen will nun alle Geburtskliniken abfragen, um herauszufinden, was die Fehlbildungen verursacht hat.
Experten diskutieren derzeit mehrere Möglichkeiten. Eine davon sind Pestizide. In Frankreich gab es bereits 25 Fälle von Fehlbildungen bei Kindern. Alle Mütter kamen aus ländlichen Regionen. Das veranlasste zu der Annahme, dass Pflanzengift oder Dünger die Ursache für missgebildete Hände sein könnte. Bewiesen werden konnte das aber bisher nicht.
Eine andere Erklärung für solche Fehlbildungen könnte das sogenannte Amnion-Syndrom sein. Hierbei lösen sich von der Eihaut einzelne fehlgebildete Stränge in der Gebärmutter und legen sich zum Beispiel um die Hand des Ungeborenen – so schnüren sie die Blutzufuhr ab.
Außerdem ziehen Ärzte in Erwägung, dass Medikamente Schuld an den Fehlbildungen haben könnten – so wie in den 50er und 60er Jahren etwa das Beruhigungsmittel Contergan, das einen riesigen Skandal auslöste.