Russland: Starregisseur wurde verurteilt, kam aber auf Bewährung frei
MOSKAU. Der russische Starregisseur Kirill Serebrennikow bleibt in Freiheit: Ein Bezirksgericht in Moskau verurteilte den 50-Jährigen am Freitag zu drei Jahren Haft, die Strafe wurde aber zur Bewährung ausgesetzt.
Es sei nicht nötig, ihn von der Gesellschaft zu isolieren, sagte die Richterin Olessja Mendelejewa. Sie verhängte aber ein Verbot gegen ihn, weiter als Theaterdirektor zu arbeiten. Zudem sollen er und sein Team die veruntreute Summe von 129 Millionen Rubel (1,6 Millionen Euro) in die Staatskasse zurückzahlen. Vor dem Gerichtsgebäude brach Jubel unter den Demonstranten aus.
Das Verfahren gegen den auch im deutschsprachigen Raum bekannten Künstler gilt als Schauprozess gegen die liberale Kunstszene in Russland. Hunderte Menschen, darunter viele Schauspieler, hatten trotz eines Demonstrationsverbots wegen der Corona-Pandemie in Moskau gegen das Urteil protestiert. Fans des mit vielen internationalen Preisen ausgezeichneten Filme- und Theatermachers hatten geweint, als die Richterin das Urteil verkündete.
- Video: Bewährungsstrafe für Regisseur Kirill Serebrennikow
Russische Kulturschaffende bezeichneten das Verfahren als Versuch, die "moderne Kunst" im Land zu beerdigen. Der Starregisseur übt in seinen Filmen und Theateraufführungen immer wieder auch Gesellschaftskritik. Im April 2021 soll seine Inszenierung von Richard Wagners "Parsifal" in der Wiener Staatsoper zu sehen sein.