Trauriger Rekord: Weltweit sind 70 Millionen Menschen auf der Flucht
WIEN. Zum Welttag der humanitären Hilfe schlagen die Hilfsorganisationen Alarm.
Die Zahl der Flüchtlinge ist nach Angaben der Vereinten Nationen weltweit auf einen Rekordwert von 70 Millionen gestiegen. Noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg habe es so viele Menschen gegeben, die vor Krieg, Konflikten und Verfolgung geflohen seien, teilte die UNO-Flüchtlingshilfe anlässlich des gestrigen Welttags der humanitären Hilfe mit. Die Fluchtursachen sind vielseitig. Sie reichen von Krieg und Verfolgung bis hin zu den Folgen des Klimawandels.
12.000 Kinder wurden getötet
Auch die weltweite Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer nutzte den gestrigen Welttag der humanitären Hilfe, um Alarm zu schlagen: 2018 seien 12.000 Kinder getötet oder verwundet, Tausende entführt und als Kindersoldaten rekrutiert sowie Hunderttausende schwerst traumatisiert worden, teilte die Organisation mit. Auch dies sei ein Rekordwert. Die meisten Kinder seien in Afghanistan (3062), Syrien (1854) und im Jemen (1698) getötet oder verwundet worden. "Die Dunkelziffer dürfte viel höher sein", sagte Teresa Ngigi, Chefpsychologin der SOS-Kinderdörfer. "Trotz meiner 20-jährigen Erfahrung als Betreuerin in Kriegs- und Krisengebieten zählt das, was Kinder in Syrien an Gewalt und Gräueltaten miterleben müssen, zum Schlimmsten, was ich bislang gesehen und gehört habe", so Ngigi.
Die Welthungerhilfe machte darauf aufmerksam, dass eine schlechte Sicherheitslage in vielen Staaten die Arbeit von Hilfsorganisationen und deren Zugang zu notleidenden Menschen erschwere. Helfer würden zunehmend selbst Opfer von Angriffen und Entführungen. Die Grundsätze des humanitären Völkerrechts und der Genfer Konvention seien deshalb aktueller denn je.
Auch das UNHCR-Büro in Wien wies auf die Wichtigkeit von humanitärer Hilfe in den Herkunftsregionen von Flüchtlingen hin und appellierte an die zukünftige Bundesregierung, die Mittel substanziell zu erhöhen. "Auf die Versprechen der Politik, die Hilfe vor Ort auszubauen, sind bisher leider keine maßgeblichen Taten gefolgt", so Christoph Pinter, Leiter von UNHCR Österreich. Österreichs Beiträge an das UNHCR seien von 8,3 Millionen Euro im Jahr 2017 auf 3,2 Millionen Euro im Jahr 2018 gesunken. Aktuell belaufen sich die Zahlungen Österreichs auf 2,5 Millionen Euro. Damit liegt Österreich in der UNHCR-Geberliste auf Platz 43, teilte die Organisation mit.
Gefährliche Hilfe
Auch Helfen ist lebensgefährlich. Seit Jahresbeginn wurden bereits 57 Männer und Frauen bei ihrer Arbeit getötet. Allein 18 von ihnen starben bei Hilfseinsätzen in Syrien, wo seit mehr als acht Jahren Krieg herrscht. Syrien ist damit zum dritten Mal in Folge der tödlichste Ort der Welt für humanitäre Helfer, wie eine Analyse der Hilfsorganisation Care anlässlich des gestrigen Welttags für humanitäre Hilfe zeigt.
Die 10 gefährlichsten Orte für Helfer sind laut Care:
- 1. Syrien: 18 Tote allein 2019
- 2. Afghanistan: 7 Tote
- 3. DR Kongo: 5 Tote
- 4. Jemen: 5 Tote
- 5. Zentralafrikanische Republik 5 Tote
- 6. Nigeria: 3 Tote
- 7. Südsudan: 2 Tote
- 8. Somalia: 2 Tote
- 9. Palästinensergebiete: 2 Tote
- 10. Mexiko: 2 Tote