Weltweit erste Erprobung eines Lebensretters
LILONGWE. Malaria: Weltgesundheitsorganisation WHO startete Impfaktion in Malawi. Ghana und Kenia sollen folgen.
Alle zwei Minuten stirbt ein Kleinkind an Malaria. Am schlimmsten betroffen ist Afrika. Ein Impfstoff gibt jedoch Anlass zu neuer Hoffnung. Erstmals soll dieser Impfstoff jetzt in großem Maßstab eingesetzt werden. Bei einem Pilotversuch der Weltgesundheitsorganisation WHO sollen in Malawi, Ghana und Kenia bis 2022 jährlich 360.000 Kleinkinder gegen die Krankheit geimpft werden.
"Die Impfung hat das Potenzial, das Leben von Zehntausenden Kindern zu retten", sagte Mary Hamel, Koordinatorin des Malaria-Impfprogramms bei der WHO. Die Impfkampagne startete gestern in Malawi, Ghana und Kenia folgen.
"Malaria ist immer noch eine tragisch tödliche Krankheit: Jedes Jahr sterben in Afrika rund 250.000 Kinder an Malaria", sagte Hamel. Der Impfstoff "RTS,S" wirkt gegen den in Afrika verbreiteten und gefährlichsten Malaria-Erreger Plasmodium falciparum. Mit der Impfung verbinden sich große Hoffnungen. Dabei kann die Immunisierung selbst im besten Fall Malaria nicht alleine besiegen. In der bisher größten klinischen Studie mit 15.000 Kleinkindern hat der Impfstoff 40 Prozent der Malaria-Erkrankungen und 30 Prozent der schweren Malaria-Fälle verhindert.
Wirkung nur in Kombination
Experten sind aber überzeugt, dass eine Kombination verschiedener Mittel – die einzeln jeweils keinen vollständigen Schutz bieten – dabei helfen kann, Malaria langfristig zu besiegen. Auch mit Insektizid behandelte Moskitonetze böten nur teilweise Schutz, sagte der Direktor des Malaria-Programms, Pedro Alonso. "Der Kampf gegen Malaria ist einer, in dem wir unvollkommene Werkzeuge nutzen. Die beste Wirkung können wir nur haben, wenn wir sie kombinieren."
Neben der eingeschränkten Wirksamkeit des Impfstoffs wird auch die praktische Durchführung der Impfkampagnen aufwendig, denn für eine volle Wirksamkeit müssen Kleinkinder vier Spritzen bekommen. Die ersten drei Impfungen sollen im Alter von etwa fünf bis neun Monaten stattfinden, die vierte etwa im Alter von zwei Jahren. Nicht alle Impfungen fallen mit anderen Routineimpfungen zusammen, daher ist es eine der Herausforderungen des Pilotversuchs, sicherzustellen, dass Eltern ihre Kinder tatsächlich zu allen vier Impfterminen bringen.
Und es gibt noch einen Fallstrick: Andere Impfungen bieten fast vollständigen Schutz, aber nicht so die Malaria-Impfung. Deswegen müssen die Impfungen von einer Aufklärungskampagne begleitet werden, damit Eltern nicht plötzlich auf andere Präventionsmittel wie Moskitonetze verzichten.
219 Millionen Erkrankungen
Nach Jahren des Fortschritts ist die Zahl der Malaria-Erkrankungen weltweit zuletzt wieder angestiegen. Sie stieg laut WHO 2017 im Vergleich zum Vorjahr um zwei Millionen auf 219 Millionen Fälle an, 435.000 Menschen starben. Gut 90 Prozent aller Erkrankungen ereignen sich in Afrika.