Trump prahlte vor der UNO mit seinen Erfolgen und attackierte den Iran
NEW YORK. Die ersten Minuten seiner mit Spannung erwarteten Rede vor den Vereinten Nationen richtet Donald Trump nicht an die Staats- und Regierungschefs, sondern das heimische Publikum.
"In den knapp zwei Jahren meiner Amtszeit haben wir fast mehr erreicht als jede andere Regierung in der Geschichte unseres Landes", verkündet der US-Präsident mit der ihm typischen Prahlerei.
Statt des frenetischen Jubels, den er von seinen Anhängern daheim gewohnt ist, schlug ihm im Allerheiligsten der Vereinten Nationen herzhaftes Gelächter entgegen. "Ich habe nicht mit dieser Reaktion gerechnet," sagte Trump einigermaßen konsterniert. "Aber das ist okay." Es blieb die einzige hörbare Reaktion auf seinen zweiten Auftritt vor der Vollversammlung der 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen. Ansonsten schlug dem "Amerika-Zuerst"-Präsidenten eisiges Schweigen entgegen.
Während Trump die angeblichen Erfolge seiner Regierung feierte, legten Zuhörer ihre Stirn in Falten angesichts der parallelen Wirklichkeit, die der Präsident beschrieb. Mit Blick auf Deutschland behauptete Trump etwa, das Land werde durch die Gasleitung Nord Stream 2 "total abhängig von russischer Energie werden, wenn es nicht sofort seinen Kurs ändert". Eine faktenferne Aussage, die außer Acht lässt, dass nach Fertigstellung alle Energielieferungen aus Russland zusammen nur 25 Prozent am deutschen Energiebedarf ausmachen.
Nicht minder irritiert zeigten sich weite Teile der Vollversammlung, als Trump über die "historischen Errungenschaften" im Mittleren Osten spricht. Und dann den Austritt der USA aus dem Atomabkommen mit Iran lobte. Seine Appell an "alle Nationen", es den USA gleichzutun und "das Regime in Iran zu isolieren" fand wenig Unterstützung.
Auch bei Nordkorea klaffte die Wahrnehmung im Publikum mit der Einschätzung des Redners auseinander, der vor einem Jahr den Diktator Nordkoreas noch als "kleinen Raketenmann" verhöhnt hatte. Trump dankte diesmal mit devotem Unterton "dem Vorsitzenden Kim" für die Schritte, die er bereits unternommen habe. "Die Marschflugkörper und Raketen fliegen nicht mehr, in keine Richtung. Das Testen von Atomwaffen hat aufgehört." Experten halten dem entgegen, dass "Kim noch absolut gar nichts aufgegeben hat".
Während die Vollversammlung früheren US-Präsidenten kräftigen Beifall spendete, fand sich Trump so wieder, wie er sich selber positioniert hat: Isoliert und ohne Gefolgschaft für seine "Amerika-Zuerst"-Agenda. (spang)