Der Papst warb im Irak für Vielfalt und Verständigung
BAGDAD. Franziskus machte die "Geschwisterlichkeit aller Menschen" zum Leitthema seiner Begegnungen
Papst Franziskus hat den von vielen Spaltungen geprägten Irak ermutigt, zu einem nationalen Zusammenhalt in Vielfalt zu finden. Den Repräsentanten präsentierte er sich als "Büßer, der den Himmel und die Brüder um Vergebung bittet für Zerstörung und Grausamkeit". Er komme "als Pilger des Friedens, im Namen Christi, des Friedensfürsten".
Franziskus machte die "Geschwisterlichkeit aller Menschen" zum Leitthema seiner Begegnungen. Er beschrieb wiederholt den Vorrang des Ich vor dem Wir als Grundübel. "Genug mit Gewalt, Extremismus, Parteiungen und Intoleranz."
Historischen Rang hatte die Begegnung mit Großajatollah Ali al-Sistani, dem angesehensten Geistlichen der schiitischen Bevölkerungsmehrheit. Der 90-Jährige empfing den Papst in seiner bescheidenen Residenz in Najaf. Al-Sistani sieht die Rolle von Religion darin, eine orientierende Stimme in einem zivilen und pluralen Staat zu sein, und steht damit dem Papst nicht fern.
Hass entgegentreten
Große symbolische Wirkung hatte auch ein interreligiöses Treffen in Ur, der Heimat des biblischen Stammvaters Abraham. Bei den 4000 Jahre alten Ruinen beschwor Franziskus Vertreter aller Glaubensgemeinschaften im Irak, jeglichem Hass entgegenzutreten.
Abschließend begab sich Franziskus in den Norden, der unter dem IS-Terror bitter gelitten hatte. Inmitten der Trümmer in Mossul rief er zu Geschwisterlichkeit auf. Die schwindende Katholikenschar in der einst christlich geprägten Ninive-Ebene und in Erbil bekam eine zweifache Botschaft zu hören: Würdigung ihrer Opfer, aber auch die Mahnung, dass gerade sie den Beweis anzutreten haben, dass Vielfalt in Geschwisterlichkeit und Solidarität die Gesellschaft bereichern kann.
Als schwächste Glieder der Gesellschaft sind die Christen in ihren Ursprungsländern ärgsten Repressalien ausgesetzt.
Für die christlichen Minderheiten, die dort am Rande der Auslöschung stehen, ist der Besuch des Papstes ein wichtiges Zeichen der Hoffnung.
Angeblich hätte er sich auch gegen Machtmissbrauch und Korruption ausgesprochen. Da kann die katholische Kirche gut mitreden, hat sie ja dabei Jahrhunderte lang Erfahrung sammeln können.