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Ex-Präsident Morales verließ Bolivien ins Exil in Mexiko

12. November 2019, 06:31 Uhr
Evo Morales
Evo Morales Bild: Afp

LA PAZ. Der scheidende bolivianische Präsident Evo Morales ist nach Angaben des mexikanischen Außenministeriums sicher an Board eines Flugzeugs auf dem Weg nach Mexiko.

Morales gab seine Ausreise ins dortige Exil kurz nach 21:30 Uhr (Ortszeit) auf Twitter bekannt und verprach seinen Anhängern, dass er "mit mehr Kraft und Energie" zurückkehren werde.

"Schwestern und Brüder, ich breche nach Mexiko auf", schrieb Morales. "Es tut weh, das Land aus politischen Gründen zu verlassen, aber ich werde in Kontakt bleiben", so der erste indigene Präsident des Andenlandes, der am Sonntag nach 14 Jahren an der Macht seinen Rücktritt erklärt hatte.

Die mexikanische Regierung bestätigte den Vorgang. "Evo Morales ist in dem Flugzeug der mexikanischen Regierung, das geschickt wurde, um seinen sicheren Transport in unser Land gewährleisten", schrieb Mexikos Außenminister Marcelo Ebrard auf Twitter. Mexiko hatte am Vortag beschlossen, Morales aus humanitären Gründen Asyl zu gewähren. Das Leben von Morales sei in Bolivien in Gefahr, sagte Ebrard.

In Bolivien hinterlässt Morales ein Machtvakuum. Marodierende Banden treiben in dem südamerikanischen Land ihr Unwesen. Die Streitkräfte kündigten am Montag an, gegen Plünderer vorzugehen. "Die Soldaten werden gemeinsam mit der Polizei Operationen durchführen, um Blutvergießen und Trauer zu verhindern", sagte der Kommandant der Streitkräfte, Williams Kaliman. "Wir werden angemessene Gewalt anwenden gegen Vandalen-Gruppen, die Schrecken unter der Bevölkerung verbreiten."

Aufgebrachte Anhänger des früheren Präsidenten plünderten nach Medienberichten Geschäfte, errichteten Barrikaden und legten Feuer. Im Regierungssitz La Paz und der Schwesternstadt El Alto wurden bei gewalttätigen Zusammenstößen mindestens 20 Menschen verletzt, wie die Zeitung "La Razón" berichtete. Der bei den jüngsten Wahlen unterlegene Präsidentschaftskandidat Carlos Mesa schrieb auf Twitter: "Viele Leute warnen mich, dass ein Mob zu meinem Haus zieht, um es zu zerstören. Ich bitte die Polizei, das zu unterbinden." Auch Morales beklagte, dass seine Häuser in La Paz und in Cochabamba von Anhängern der Opposition angegriffen worden seien.

Auf Twitter rief der Ex-Präsident seine Landsleute zur Mäßigung auf. "Mit viel Liebe und Respekt bitte ich mein Volk, sich nicht auf die Gewalt jener Gruppen einzulassen, die den Rechtsstaat zerstören wollen. Wir bolivianischen Brüder dürfen uns nicht bekämpfen. Ich rufe alle dringend dazu auf, die Differenzen mit Dialog und Einigung zu überwinden", schrieb er.

Die erste Nacht nach seinem Rücktritt verbrachte Morales offenbar in einem einfachen Haus in seiner Hochburg Cochabamba. Er veröffentlichte auf Twitter ein Foto, das ihn auf einer Wolldecke auf dem Boden eines schmucklosen Zimmers zeigt. "Das erinnerte mich an meine Zeiten als Gewerkschaftsführer", schrieb er dazu.

Auf Druck des Militärs war Morales am Sonntag nur drei Wochen nach seiner umstrittenen Wiederwahl zurückgetreten. Der Sozialist hatte sich nach der Abstimmung am 20. Oktober zum Sieger in der ersten Runde erklärt, obwohl die Opposition und internationale Beobachter erhebliche Zweifel anmeldeten. Seine Gegner warfen ihm Wahlbetrug vor.

Dabei hatte der erste indigene Präsident dem Armenhaus Südamerikas eine lange Zeit der politischen Stabilität und der wirtschaftlichen Entwicklung beschert. Er sorgte dafür, dass die satten Gewinne aus der Gas- und Lithium-Förderung größtenteils im Land blieben und auch der indigenen Bevölkerungsmehrheit zugute kamen. Um sich seinen Traum zu erfüllen und bis zur 200-Jahr-Feier der Unabhängigkeit 2025 im Amt zu bleiben, überspannte er den Bogen allerdings.

Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) hatte in einem vorläufigen Bericht Manipulationen bei der Präsidentenwahl festgestellt und eine Annullierung empfohlen. Daraufhin kündigte Morales am Sonntag zunächst eine Neuwahl an, am Ende gab er aber dem wachsenden Druck von Militär und Polizei nach. Morales und seine Verbündeten in der Region sprachen von einem Putsch. Gegenkandidat Mesa nannte den Rücktritt das "Ende der Tyrannei".

Morales hatte Bolivien seit 2006 regiert. Der 60-Jährige frühere Koka-Bauer war der erste indigene Staatschef des Andenlandes und der dienstälteste Präsident Südamerikas. Er hatte sich zum dritten Mal zur Wiederwahl gestellt, obwohl die Verfassung höchstens eine Wiederwahl vorsieht. Morales überwand diese Hürde mit Hilfe der Justiz, die die Begrenzung der Amtszeiten als Verletzung seiner Menschenrechte bezeichnete.

Jetzt steht das südamerikanische Land vorerst ohne Regierung da. Neben Morales traten auch der Vizepräsident, die Präsidentin des Senats und der Präsident der Abgeordnetenkammer zurück, die nach der Verfassung eigentlich die Amtsgeschäfte übernehmen müssten. Lediglich die zweite Senatsvizepräsidentin Jeanine Anez erklärte sich bereit, die Präsidentschaft vorübergehend zu übernehmen und Neuwahlen anzusetzen. Am Dienstag will das Parlament zusammenkommen und über einen Ausweg aus der Krise beraten.

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7  Kommentare
7  Kommentare
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Gugelbua (32.719 Kommentare)
am 12.11.2019 11:55

Ja wer einmal an der Macht gekostet hat, da wird man schnell vom Paulus wieder zum Saulus 😋

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jopc (7.371 Kommentare)
am 12.11.2019 07:29

Morales muß weg.

Es ist inzwischen traurige Wirklichkeit dass demokratische Wahlergebnisse einfach von diversen Gruppierungen nicht mehr zur Kenntnis genommen werden und alles unternommen wird um eben diese unliebsamen Gruppen oder Personen aus der Welt zu schaffen.

Österreich - FPÖ
Thüringen - AfD
Sachsen - AfD
Brandenburg - AfD
USA - Trump
Ukraine - Krim
Ukraine - Donbass
Spanien - Katalonien
Syrien - Assad
Venezuela - Maduro
Bolivien - Morales

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jago (57.723 Kommentare)
am 12.11.2019 12:10

> dass demokratische Wahlergebnisse einfach

Bei Präsidentenwahlen, die die Regierung betreffen und nicht das Parlament, habe ich ein lautes Grummeln im Magen!

Denn da geht es in solchen Ländern um Rudelsachen, um die Macht der Nützlichen Idioten in obrigkeitlichen Rängen.

Beachte, dass diese Präsidenten gewöhnlich Gesetze über das Parlament hinweg per Dekret schreiben und eine riesige Armada von Günstlingen im exekutiven Bereich an die Macht geholt haben.

Parlamentarische Demokratie ist dort weit und breit nicht zu sehen, da ist es bei uns noch einigermassen besser, einigermassen. Denn unsere Verfassung hat sich nicht an der französischen Revolutionsverfassung orientiert. Sie wird zwar auch laufend überrumpelt aber deine Beispiele wären bei uns ziemlich fremd.

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LASimon (13.413 Kommentare)
am 12.11.2019 19:04

Was wollen Sie uns mit "Thüringen - AfD" sagen? Die AfD in Thüringen verfolgt in den Worten ihres Vorsitzenden eine "sozialpatriotische" Politik. Wenn man weiss, dass Menschen dieser Geisteshaltung"patriotisch" als Umschreibung für "national" bzw "nationalistisch" verwenden (Marine LePen mit dem Rassemblement National - ! - steht in ihren Worten für eine "patriotische" Politik), dann wird klar, was Herr Höcke meint: Die AfD in Thüringen verfolgt eine "sozialnationalistische" oder eben "nationalsozialistische" Politik. Wie demokratisch solche Parteien sein können, liegt wohl auf der Hand.

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jopc (7.371 Kommentare)
am 12.11.2019 19:59

Bitte höre einfach mit dem dummen Geschwurbel auf.

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jopc (7.371 Kommentare)
am 12.11.2019 07:18

Muster Syrien
Muster Venezuela

Bitte, funktioniert auch in Bolivien.
Wenn nötig wird er eben zum Diktator erklärt.
Treibende Kräfte:
Sogenannte Opposition.
Wer betreibt das wirklich?
USA samt Spießgesellen. Unliebsame Regierungen aus der Welt schaffen.

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( Kommentare)
am 12.11.2019 19:24

Jopc...

Das mit den USA könnte sogar stimmen. Sie hat auch die Länder südlich des Rio Grande jahrzehntelang destabilisiert, korrumpiert und ausgebeutet. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Die letzten Ereignisse in Ecuador, Argentinien und Chile lassen gewisse Parallelen erkennen. Die Frage ist, da die Unruhestfter in Washington aufgrund des Rückzuges aus dem mittleren und nahen Osten Kapazitäten freihaben, ob sie diese nicht wieder gegen die lateinamerikanischen Länder einsetzen (wobei natürlich klar ist, dass Evo den eher den USA-kritischen Weg gegangen ist, aber was weiss man schon, was man tut, um an der Macht zu bleiben?)

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