Indonesien: Präsident Joko Widodo vor Wiederwahl
JAKARTA. In der drittgrößten Demokratie der Welt wurde gestern neben dem Staatschef auch das Parlament gewählt.
Nach der Präsidentschaftswahl in Indonesien zeichnet sich ein Sieg für Amtsinhaber Joko Widodo ab. Drei verschiedene Wahlforschungsinstitute sahen ihn gestern übereinstimmend bei 55 Prozent der Stimmen. Sein Herausforderer, der nationalistische Ex-General Prabowo Subianto, kam auf 44 Prozent. Das offizielle Wahlergebnis soll erst im Mai vorliegen.
Beide Kandidaten standen sich bereits bei der Wahl 2014 gegenüber. Der seither amtierende "Jokowi", wie er in Indonesien genannt wird, hatte im Kampf um eine zweite Amtszeit stets auf seine zahlreichen Infrastrukturprojekte verwiesen. Wegen seiner Menschenrechtspolitik wird er allerdings auch international kritisiert.
Als Vizepräsidentschaftskandidat hatte Jokowi den konservativen Geistlichen Ma’ruf Amin ausgewählt – ein Kontrast zu Indonesiens bisheriger Rolle als Vertreter eines moderaten Islams – zuvor hatte sich der Präsident den Vorwurf gefallen lassen müssen, nicht muslimisch genug zu sein.
Der frühere Gouverneur von Jakarta, ein Weggefährte Jokowis, musste wegen Verunglimpfung des Korans ins Gefängnis. Auch Homosexuelle bekamen die geänderte, konservativere Stimmung in dem eigentlich für seinen moderaten Islam bekannten Land zu spüren. Jokowi wurde vorgeworfen, zu wenig dagegen zu unternehmen.
Parallel zum Staatsoberhaupt wurden auch Parlamentsabgeordnete und kommunale Amtsträger gewählt. Dabei wurde mit 245.000 Kandidaten ein Rekord aufgestellt. Mehr als 192 Millionen Menschen waren wahlberechtigt. In der drittgrößten Demokratie der Erde gibt es 800.000 Wahllokale, die von zwei Millionen Sicherheitskräften bewacht werden.