Trauriger Rekord bei Vertriebenen
GENF. 45,7 Millionen Menschen geflüchtet – aber nicht über die Grenze ihres Landes.
So viele Menschen wie noch nie sind Vertriebene in ihren eigenen Ländern. 45,7 Millionen Menschen lebten Ende 2019 nach der Flucht vor Konflikten und Gewalt fernab ihrer Heimat, geht aus dem Jahresbericht der in Genf ansässigen Beobachtungsstelle für intern Vertriebene (IDMC) hervor. Im Jahr davor waren es 41,3 Millionen.
Das Schicksal der Menschen, die zwar aus ihren Wohnorten vertrieben, aber nicht über Grenzen geflüchtet seien, werde international zu wenig beachtet, sagte Jan Egeland, Chef der Hilfsorganisation Norwegian Refugee Council, zu der die Beobachtungsstelle gehört: "Wir versagen alle dabei, die gefährdetsten Menschen zu schützen. Politiker, Generäle, Diplomaten müssen die Stillstände überwinden und nach Waffenruhen und Friedensgesprächen streben, nicht nach Waffen und Granaten."
Unter den Vertriebenen waren nach Schätzungen 18,3 Millionen Kinder unter 14 Jahren. Drei Viertel der Menschen lebten in zehn Ländern: Die meisten in Syrien, Kolumbien, Kongo, Jemen und Afghanistan. Viele Menschen konnten zwar wieder in ihre Heimat zurück, aber 33,4 Millionen Menschen wurden 2019 neu vertrieben.
Vielversprechende Ansätze
Ungeachtet dieser erschreckenden Zahlen gebe es in Ländern wie Somalia oder Afghanistan vielversprechende Ansätze, um die Zahl von intern Vertriebenen zu reduzieren. Afghanistan sei etwa dabei, intern Vertriebenen Land zu geben. In Somalia setze die Regierung nicht mehr alles daran, Vertriebene an ihren einstigen Wohnort zurückzubringen, wo sie womöglich ihrerseits Menschen, die in ihre Wohnungen gezogen sind, vertreiben. Manchmal wollten die Vertriebenen selbst lieber in ihrer neuen Heimat integriert werden.