Türkei: Journalist Yücel erhob Foltervorwürfe
BERLIN. Der Korrespondent der deutschen Tageszeitung "Die Welt", Deniz Yücel, ist während seiner Haftzeit in der Türkei laut eigenen Angaben gefoltert worden.
Yücel machte dafür gestern in einer Aussage vor dem Amtsgericht in Berlin den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan verantwortlich. In der schriftlichen Fassung der Aussage erwähnt Yücel Schläge, Tritte, Erniedrigungen und Drohungen durch Vollzugsbeamte in seinen ersten Tagen im Hochsicherheitsgefängnis Silivri bei Istanbul.
"Ich wurde drei Tage lang gefoltert", hieß es in Yücels erster Aussage. "Womöglich auf direkte Veranlassung des türkischen Staatspräsidenten oder dessen engster Umgebung, auf jeden Fall aber infolge der Hetzkampagne, die er begonnen hatte, und unter seiner Verantwortung. So oder so, der Hauptverantwortliche für die Folter, der ich ausgesetzt war, heißt Erdogan."
Gegen Yücel läuft in der Türkei ein Prozess, ihm wird "Propaganda für eine Terrororganisation" vorgeworfen. Das Gericht in der Türkei hatte zugestimmt, dass Yücel im Rahmen der Rechtshilfe vor einem Richter in Deutschland aussagen kann. Der 45-Jährige war im Februar 2017 in der Türkei verhaftet worden und kam ein Jahr später frei.