„Strache fehlt die Qualifikation, er ist im Hauptberuf Wahlkämpfer“
LINZ. Wissenschaftsminister Johannes Hahn (VP) besuchte gestern Linz, um den Science Park der Kepler-Universität zu eröffnen. Im OÖN-Interview sprach er über eine Linzer Medizin-Uni und die Chancen eines schwarz-blauen Paktes nach der Wien-Wahl 2010.
OÖN: Herr Minister, können Sie die Forderung nach einer Medizin-Universität für Linz überhaupt noch hören?
Hahn: Ich stehe zu meiner Aussage: Sollte es irgendwann in der Zukunft Bedarf an einer zusätzlichen Medizin-Universität geben, ist der Großraum Linz die erste Adresse. Grundlage für die Entscheidung ist der Bedarf an Ärzten. Derzeit ist die medizinische Versorgung der Menschen in Österreich nach allen mir vorliegenden Daten bestens gesichert. Ich würde Linz empfehlen, konsequent in Richtung Medizin-Technik zu arbeiten, da hat man jetzt schon die besten Voraussetzungen.
OÖN: Diese Woche ist eine Rangliste internationaler Universitäten präsentiert worden, in der die Universität Wien neuerlich abgerutscht ist. Ist das für Sie ein Alarmsignal?
Hahn: Natürlich müssen wir uns mit solchen Ranglisten auseinandersetzen, obwohl es schon Faktoren gibt, die das Ergebnis relativieren. Aber dass SP-Politiker jetzt von mir einen runden Tisch zu diesem Thema verlangen, das ist zynisch. All die Unis, die topgereiht sind, haben zum Teil hohe Studienbeiträge und strenge Auswahlverfahren. Bei uns gibt es weder das eine noch das andere. Dadurch haben wir einen Zustrom an Studenten, was das Verhältnis von Lehrenden zu Studierenden weiter verzerrt.
OÖN: Mit Ihrer Forderung nach Wiedereinführung der Studiengebühren werden Sie bei der SP aber auf taube Ohren stoßen.
Hahn: Ich bin nicht hinreichend naiv zu glauben, dass wir die Studiengebühren spontan wieder einführen werden. Aber ich bin auch dagegen, dass die SP dieses Phänomen negiert und nicht einmal bereit ist, darüber zu diskutieren. Ich habe den Vorschlag gemacht, faire Studienbeiträge einzuführen und parallel die Studienförderung auszubauen. Nehmen wir die rund 150 Millionen Euro, die die Unis jährlich für den Entfall der Studienbeiträge bekommen, für die zusätzliche Förderung der Studenten.
OÖN: Sie sind Chef der Wiener VP: Welches Ziel setzen Sie sich für die Wien-Wahl 2010?
Hahn: Dass die Wiener SP nachhaltig die absolute Mehrheit an Mandaten verliert und die VP so stark wird, dass ohne sie nicht regiert werden kann.
OÖN: Wiener Bürgermeister Johannes Hahn – wie gefällt Ihnen das?
Hahn: Ein reizvoller Gedanke. Aber so wie ich die Blauen und die Grünen in Wien einschätze, ist da kein Vorankommen. Die sind da sehr dogmatisch unterwegs.
OÖN: Können Sie ausschließen, dass FP-Chef Heinz-Christian Strache mit Hilfe der VP Wiener Bürgermeister wird?
Hahn: Deshalb, weil Strache das ausschließt. Strache hat wiederholt gesagt, er kommt nur nach Wien, wenn er Bürgermeister wird. Er sagt auch, er will keine Koalition mit einer anderen Partei, sondern nur mit dem Wähler. Strache fehlt die Qualifikation, er ist im Hauptberuf Wahlkämpfer in ganz Österreich. Was er inhaltlich zu bieten hat, ist wenig. Mit dem Ausländer-Thema allein kann man keine Stadt regieren. Ich wünsche ihm nicht, dass er ins Spital kommt und dann keine Krankenschwestern vorfindet, weil er die vorher alle ausgewiesen hat.
OÖN: Soll die VP bei der Bundespräsidentschafts-Wahl einen Gegenkandidaten zu Heinz Fischer aufstellen?
Hahn: Wir gehen davon aus, dass Fischer kandidiert. Aber zuerst muss er sich deklarieren. Dann schauen wir weiter. Denn eine Strategie, die man verrät, ist keine Strategie mehr.
OÖN: Soll der VP-Kandidat Erwin Pröll heißen?
Hahn: Wenn, dann wäre das eine spannende Auseinandersetzung zwischen zwei völlig unterschiedlichen Amtsverständnissen.
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