Ein Video und viele offene Fragen
WIEN. Nach wie vor ist offen, wer die Aufnahmen in der Villa auf Ibiza gemacht hat
Eine Julinacht 2017 auf Ibiza, ein Treffen in einer Villa, viel Alkohol. Und mittendrin: FP-Chef Heinz-Christian Strache und der Wiener Vizebürgermeister Johann Gudenus. Aufnahmen, die viele Fragen aufwerfen.
Wer hat das sieben Stunden dauernde Video gemacht?
Diese Frage ist auch drei Tage nach dem Bekanntwerden der Aufnahmen noch immer offen. Es gibt keine gesicherten Hinweise auf den Urheber. Die Aufnahmen wurden professionell gemacht. Dem Treffen ging eine mehrmonatige Annäherung einer Russin an Gudenus voraus. Das Video entstand drei Monate vor der Nationalratswahl.
Wer ist die angebliche russische Oligarchennichte?
Die Frau nannte sich Alonja Makarowa und gab vor, die Nichte von Igor Makarow, einem Putin-nahen russischen Oligarchen, zu sein. Über ihre wahre Identität und die ihres deutschsprachigen Begleiters ist nichts bekannt.
Wie kam das Video an die Öffentlichkeit?
"Der Spiegel" und die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) veröffentlichten am Freitag ihre Recherchen. Sie hatten das Video vor einer Woche erhalten. Das Filmmaterial war den SZ-Redakteuren in einem verlassenen Hotel übergeben worden. Die Aufnahmen wurden von Experten auf Echtheit überprüft. Strache und Gudenus bestreiten das Treffen und die Echtheit des Materials nicht.
Worüber wurde in dieser Nacht auf Ibiza gesprochen?
Vor allem über die Frage, wie die Russin eine Viertelmilliarde Euro aus dubiosen Quellen in Österreich anlegen kann. Dafür hat Strache Vorschläge. Er betont zwar, es müsse alles "legal" ablaufen, entwirft aber Szenarien, die nicht rechtskonform sind. Strache deutet an, die Russin solle eine Baufirma gründen, um "alle Staatsaufträge" zu erhalten. Angetan ist er von der Aussicht, sie könnte die "Kronen Zeitung" übernehmen und die FPÖ "pushen". Strache nennt Spender, die über einen Verein an die Partei Geld überwiesen. Die Genannten und die Partei dementieren.
Warum erwähnte Kanzler Kurz in seiner Neuwahl-Ankündigung Tal Silberstein?
Tal Silberstein war 2017 im Wahlkampf für die SPÖ tätig, sein Name gilt bei ÖVP und FPÖ als Synonym für "Dirty Campaigning". Angriffe auf Sebastian Kurz in sozialen Medien wurden so gestaltet, dass die FPÖ als Urheber gelten sollte. Silberstein ist nicht mehr für die SPÖ tätig. Im Video sprechen Strache und Gudenus übrigens von ganz ähnlichen Taktiken.
Welche rechtlichen Konsequenzen hat das Video?
Es besteht der Verdacht wesentlicher Vorbereitungshandlungen zur Durchführung strafbarer Handlungen. Kurz kündigte an, "alle Verdachtsmomente" überprüfen zu lassen. Der Rechnungshof hat eine Prüfung angekündigt.
Was wusste Jan Böhmermann?
Sowohl bei der Romy-Verleihung vor wenigen Wochen als auch in seiner Sendung am Donnerstag machte der deutsche Satiriker Jan Böhmermann Andeutungen, die sich eindeutig auf das Ibiza-Video bezogen. Sein Manager bestätigte nun, dass Böhmermann das Video bereits seit Wochen kannte. Es sei ihm aber nicht angeboten worden. Woher Böhmermann die Aufnahmen kennt, wisse er nicht, so sein Manager. Strache selbst hatte in seiner Rücktrittserklärung angedeutet, dass man sich Böhmermanns Rolle ansehen müsse.
HC Strache, gekommen als Retter der FPÖ
Als die FPÖ kurz vor dem Zusammenbruch stand, politisch und finanziell, wurde Heinz-Christian Strache am 23. April 2005 zum Parteichef gewählt. Damals hatte Jörg Haider das BZÖ gegründet und von der FPÖ abgespalten. Alle einst blauen Minister der ÖVP-FPÖ-Regierung wechselten zum BZÖ, das Ende der FPÖ schien nur eine Frage der Zeit.
Doch mit dem jugendlichen und forschen Wiener Stadtpolitiker hatte der nationale Kern der Freiheitlichen ein Aushängeschild, das Protestwähler anzog. Strache, geboren am 12. Juni 1969, gelernter Zahntechniker, war Mitglied der schlagenden Burschenschaft Vandalia, durch eine frühere Beziehung kam er in Kontakt zu Neonazi-Kreisen um NPD-Gründer Norbert Burger. Er selbst sei jedoch nie Neonazi gewesen, betonte Strache stets.
An der FPÖ-Spitze konnte er 2006 einen Prestigeerfolg erzielen, die FPÖ blieb mit rund 11 Prozent zweistellig und deutlich vor der Haider-Gründung BZÖ. Die folgenden Nationalratswahlen brachten kontinuierlich Zugewinne. Ein zweites Ziel Straches, nämlich Wiener Bürgermeister zu werden, blieb jedoch immer nur ein Traum. Dafür schaffte er 2017 mit der FPÖ den Sprung in die Bundesregierung, im Kabinett Kurz wurde Strache Vizekanzler.
Damit hatte er seine Position in der Partei endgültig gefestigt. Lange Jahre nämlich zollten viele Mitglieder des deutschnationalen Parteiadels Strache trotz seiner Erfolge bei Wahlen nur schaumgebremst Respekt.
Auch in Oberösterreich hatten Spitzenvertreter wie der aktuelle Parteichef Landeshauptmann-Stv. Manfred Haimbuchner und der Welser Bürgermeister Andreas Rabl kein uneingeschränktes Vertrauen in die Führungsqualitäten Straches, wiewohl sie öffentlich immer loyal zu ihm standen.
Vergangenen Mittwoch wurde Strache von deutschen Journalisten erstmals mit dem Ibiza-Video konfrontiert. Er ahnte, dass er diesen Skandal nicht überstehen würde, war in den folgenden Tagen fahrig, angezählt. Ausgerechnet auf Ibiza – die Insel, auf die sich Strache so gerne zurückzog, um auszuspannen – hat er sein politisches Ende besiegelt.
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Nach wie vor ist offen, wer die Aufnahmen in der Villa auf Ibiza gemacht hat.
Ich vermute mal, dass es eine versteckte Videokamera war. 😩
Abgesehen davon, zeigt schon die Charakterlosigkeit von Strache, Gudenus und weiteren FPÖ Mitgliedern ihr wahres Gesicht.
Es ist derzeit total irrelevant wer das Video gemacht hat. Das wird anschließend zu klären sein.
Derzeit zählt einzig und allen der Inhalt dieses Videos. Dieser Inhalt legt die Denkweise der Rechts-Rechten FPÖ an den Tag. Kickl war damals Generalsekretär.
Was wusste er von illegaler Parteienfinanzierung?
Was wusste er über diverse Vereine?
..reines Ablenkungsmanöver ! Der Überbringer der schlechten Nachricht wird erschossen...