Strache rechnet in Buch mit Parteifreunden ab
WIEN. Er ist der "Hauptdarsteller" im unrühmlichen Ibiza-Video, das eine Regierung zu Sturz gebracht hat.
Der einstige Obmann der Freiheitlichen Partei, Heinz-Christian Strache, hat in einem Buch nun seine Erinnerung an den verhängnisvollen Urlaub auf der Baleareninsel niedergeschrieben. Weiterhin zeichnet er sich dabei weitgehend als Opfer - sowohl verschwörerischer Zirkel, als auch seiner einstigen "Parteifreunde", mit denen er in "Das Ibiza Attentat" ausgiebig abrechnet.
"Dieses Buch ist eine persönliche Aufarbeitung und Abrechnung, jedoch keine Anklage. Es ist aber auch keine Rechtfertigung oder Abbitte", stellt Strache gleich im Vorwort mehr oder weniger klar. Was ist es nun? "Es ist die Sicht eines Politikers, der Opfer einer lange geplanten Intrige wurde, sich aber nicht in der Opferrolle suhlen möchte." Dennoch will Strache dann auch die mediale Sicht auf die Dinge korrigieren: "Ein Politiker, der sogar in diesem Zustand nicht korrumpierbar ist: Das wäre die eigentliche Schlagzeile gewesen."
Intrigen ortet Strache allerorts. Insbesondere in seiner einstigen politischen Partei: "Wer auch immer ein Interesse an meinem Rücktritt und der damit verbundenen Schwächung, vielleicht sogar Zerschlagung der FPÖ gehabt haben könnte: diese Pläne wären ohne die bereitwillige Mithilfe durch meine 'Parteifreunde' nicht umsetzbar gewesen." Beinahe am besten kommt dabei noch Johann Gudenus weg, um den es eine "Vielzahl an seltsamen Vernetzungen und fragwürdigen Kontakten" gegeben habe. Strache fragt sich erneut: "Wurde er vielleicht erpresst, war es Dummheit, hatte man ihm Geld versprochen oder war es gar eine Kombination aus allen diesen Faktoren?"
Mehr Misstrauen trifft aber Straches Nach-Nachfolger, Herbert Kickl. Dieser hätte schon lange die Parteiobmannschaft im Visier gehabt, als ehemaliger Referent Jörg Haiders sei es für diesen aber zu schwer gewesen, in dessen Fußstapfen zu treten, spekuliert der Autor. Aber auch anderswo ortet Strache Netzwerke: "Angeblich war es gerade die Clique um Norbert Hofer, Dominik Nepp und Manfred Haimbuchner, die gemeinsam mit dem ÖVP-nahen St. Georgs-Orden, der die FPÖ über Jahre hinweg offensichtlich unterwandert hat - nach meinem Rücktritt auch Herbert Kickl im Visier hatte und diesen aufs politische Abstellgleis führen wollte."
Aber auch nach dem Rücktritt des einstigen FPÖ-Chefs und Vizekanzlers hätten die "Angriffe" nicht aufgehört: "Gerade so als wäre dies noch nicht genug, wurde mein Urlaub in Kroatien im Juni dieses Jahres dramatisch beendet: Einige hundert Meter vor dem Hafen von Biograd brach an Bord des Bootes, auf dem ich mich mit meiner Familie befand, aus bisher ungeklärten Gründen ein Brand aus." Und an anderer Stelle mutmaßt Strache: "Vielleicht hatte ich noch Glück, dass ein geplantes Autobombenattentat auf mich nicht zur Ausführung gelangte?"
Schließlich stellt sich der Autor die Frage: "Sind einige vermeintliche Verschwörungstheorien vielleicht doch jahrelang gelebte Verschwörungspraxis?" Die Antwort folgt prompt: "Manche Theorien realisieren sich derzeit in atemberaubenden Tempo und in beängstigender Art und Weise, so als könnten es gewisse globale Zirkel gar nicht mehr abwarten, ihre machtpolitischen Ziele in den nächsten fünf bis zehn Jahren zu erreichen."
Aber auch ein Resümee über seinen verhängnisvollen Ibiza-Urlaub zieht Strache. "Aus heutiger Sicht erscheint es mir höchst merkwürdig, dass meine Willenskraft nicht ausreichte, um wirklich zu gehen, obwohl ich den Abend als äußerst unangenehm empfand und nach mehreren Stunden völlig zerfahren und erschöpft war." Jedenfalls sei "der Tag danach" fürchterlich gewesen.
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