"Kreuz und quer zu testen, kann nicht die Lösung sein"
LINZ. Ärzte kritisieren "unreflektierte" Test-Strategie.
"Testen, testen, testen": Das ist seit vielen Wochen die internationale Strategie, um Infektionsherde rasch zu erkennen. Es gibt Teststraßen, in denen sich alle Menschen einer Region testen lassen können, und große "Screenings", die Mitarbeiter aus dem Tourismus oder der Gastronomie nutzen sollen. Die Mikrobiologin Petra Apfalter, die eines von sechs oberösterreichischen Corona-Testlabors am Ordensklinikum Linz leitet, nennt diese Strategie "Testen um des Testens willen".
"Was wir hier gerade tun, ist nicht sinnvoll. Kreuz und quer zu testen, kann nicht die Lösung sein", sagte sie am Freitag in Linz. "Derzeit messen wir ein Merkmal, das aber nicht zwingend bedeutet, dass jemand krank ist." Schließlich würden 90 Prozent der Infektionen "absolut keinen schweren Verlauf nehmen".
Jemanden nur wegen dieses Merkmales als Erkrankten zu rechnen, sei "wesentlich zu eng betrachtet". Ein PCR-Test sei prinzipiell sinnvoll, er müsse aber richtig eingeordnet werden. "Das passiert derzeit nicht."
Richtig einordnen und diagnostizieren, das könnten vor allem die Hausärzte, sagte Wolfgang Ziegler, Obmann der Sektion Allgemeinmedizin der Ärztekammer Oberösterreich: "Wenn wir 1000 Tests machen, und 975 davon sind negativ, müssen wir uns fragen, ob wir nicht zu breit testen, und ob wir vor allem asymptomatische Personen testen." Hausärzte könnten am ehesten erkennen, ob es sich um eine bakterielle Infektion oder um einen Corona-Fall handle.
Abstrich bei Hausärzten
Ein kranker Patient gehöre zum Hausarzt, Kontaktpersonen könnten zu einer "Screening"-Straße fahren. "Anfangs hatten die Hausärzte nahezu keine Schutzausrüstung, jetzt ist die Situation zwar noch immer nicht optimal, aber eine deutlich andere", sagte Ziegler. Die Entscheidung, ob jemand getestet werde, müsse demnach bei den Ärzten liegen. Das ist derzeit oft nicht der Fall.
- Video: Gratis-Coronatests beim Hausarzt gefordert
Österreichs Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres steht dem aktuell in Expertenkreisen diskutierten Vorschlag, Corona-Abstriche grundsätzlich bei niedergelassenen Ärzten durchzuführen, positiv gegenüber. Eine Voranmeldung und Schutzmaßnahmen seien dafür unabdinglich. (geg)
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