Kanadas serbisch-stämmiger Torhüter über Kroatienfans: „Zeigt, wie primitiv die Leute sind“
DOHA. Beim 1:4 zwischen Kanada und Kroatien wurde der serbisch-stämmige Torhüter Milan Borjan mit Anspielungen an den Balkankrieg angefeindet.
Beleidigungen von den Rängen, eine geleakte Telefonnummer und ein Plakat mit Bezug auf eine düstere Kriegs-Epoche: Der kanadische Tormann Milan Borjan, Sohn von serbisch-stämmigen Eltern, sah sich beim 1:4 gegen Kroatien am Sonntag bei der Fußball-WM großen Anfeindungen ausgesetzt. Offenbar war vor dem Spiel Borjans Handynummer geleakt worden, was zu tausenden nicht gerade freundlichen Nachrichten führte, wie der Keeper berichtete.
"Das allein sagt viel darüber aus, wer diese Leute sind ... Ich wünsche Kroatien alles Gute", sagte der 35-Jährige. Im Stadion war außerdem ein Plakat zu sehen, das auf die Operation Oluja (Sturm) im Kroatien-Krieg anspielte. Hintergrund ist, dass Borjan in Knin geboren wurde, das nach dem Zerfall Jugoslawiens zunächst von den Serben an sich gerissen wurde, während die kroatischen Bewohner vertrieben worden waren. Dabei soll es zu Kriegsverbrechen gekommen sein. 1995 wurde die Stadt von den Kroaten zurückerobert.
Borjan war mit seinen Eltern zunächst nach Belgrad geflohen, dann nach Kanada übergesiedelt. "Nichts läuft wie Borjan", stand auf dem Plakat. Dazu soll es beleidigende Gesänge von den Rängen gegen den Keeper gegeben haben. "Das zeigt, wie primitiv die Leute sind. Ich will das nicht kommentieren. Sie sollten an sich und ihren Familien arbeiten, weil sie offensichtlich frustriert sind", sagte Borjan, der in Serbien bei Roter Stern Belgrad unter Vertrag steht.
Er hatte in der Vergangenheit mit kontroversen Interviews selbst für Diskussionen gesorgt, indem er sagte, dass sein Geburtsort nicht kroatisch sei.
Zudem gibt es Aufnahmen vom Spiel, auf denen Borjan den Serbien-Gruß mit drei weggestreckten Fingern zeigen. Eine nationalistisch aufgeladene Geste, die während des Jugoslawienkriegs als Selbstidentifikationssymbol Serbiens diente.
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Da stellt sich natürlich die Frage, wie die FIFA auf dieses Plakat der kroatischen Fans reagiert.
Aber wenn sie schon die "One Love"-Armbinde verbietet (die sie selbst vorgeschlagen hatte), walisischen Fans ihre bunten Hüte verbietet, und kein Problem hat, mit dem katarischen Geheimdienst zusammenzuarbeiten, der an den Geheimdienst der iranischen Religionsnazis Namenslisten von iranischen Fans weiterleitet, die sich in Katar nicht "regimekonform" verhalten haben, dann werden sie mit diesen Plakaten wohl keine Probleme haben.