Bernals Zeitpolster beim Giro wird immer dicker
CORTINA D’AMPEZZO. Machtdemonstration des Ineos-Kapitäns auf verkürzter Königsetappe bei Regen und Kälte
"Ich wollte eine Show liefern. Dies ist die Art des Radsports, die ich mag, wenn es nass ist und man Stehvermögen braucht." Sprach gestern ein glücklicher Egan Bernal, der auf der verkürzten Königsetappe des 104. Giro d’Italia bei Regen und Temperaturen um die Null-Grad-Grenze seine momentane Überlegenheit demonstrierte. Der Kolumbianer baute vor dem heutigen Ruhetag auf dem 16. Teilstück nach Cortina d’Ampezzo mit seinem zweiten Etappensieg die Führung in der Gesamtwertung weiter aus.
Kurz vor dem Start hatten die Giro-Organisatoren beschlossen, die Etappe wegen schlechten Wetters von 212 auf 153 Kilometer zu verkürzen. Der Passo Fedaia sowie der mit dem 2239 Meter hohen Passo Pordoi höchste Punkt der diesjährigen Rundfahrt wurden kurzfristig gestrichen, weil Probleme durch Schneefall und Eis befürchtet worden waren.
Der Kolumbianer Bernal, schon die letzten Tage souverän, attackierte dann einfach am letzten noch verbliebenen Scharfrichter, dem ebenfalls über 2200 Meter hohen Passo Giau wenige Kilometer vor dem Gipfel und hängte die gesamte Konkurrenz ab. 27 Sekunden hinter dem Tour-Sieger von 2019 kamen gestern Romain Bardet und Damiano Caruso ins Ziel.
Bernal führt die Gesamtwertung nun 2:24 Minuten vor Caruso an. Der Brite Hugh Carthy ist mit einem Rückstand von 3:40 Minuten Dritter. Zu den schwer geschlagenen Fahrern gehörte Simon Yates, der allein gestern 2:37 Minuten einbüßte. Jungstar Remco Evenepoel kassierte auf Bernal gleich 24:05 Minuten.
"Ganzer Tag war eine Qual"
Einen harten Tag im Sattel erlebte auch Felix Großschartner. Nachdem sein Bora-Kapitän Emanuel Buchmann am Sonntag nach einem Sturz mit Gehirnerschütterung ausschied, fuhr der Marchtrenker gestern kurzzeitig in der Ausreißergruppe. "Ich habe schon am ersten Berg richtig gelitten, und so war der ganze Tag eine Qual. Aber ich werde es wieder probieren", sagte der 27-Jährige.
Moran Vermeulen (Team Wels) belegte bei der Alpes Isere Tour in Frankreich Rang sechs.