Corona, na und? Serbien wagt die Rückkehr zur alten Normalität
20.000 Fans sahen das Belgrader Fußball-Derby, 4000 waren bei Dominic Thiems Tennis-Triumph im Adria Cup im Stadion
Es ist jetzt nicht so, dass die rund sieben Millionen Einwohner zählende parlamentarische Republik Serbien zu den coronafreien Zonen der Erde gehört. Am 14. Juni wurden 59 neue Fälle kommuniziert, die Zahl der Infizierten erhöhte sich auf 545. Es war jener Sonntag, an dem sich rund 4000 Fans im Belgrader "Novak Tennis Center" versammelten, um für Dominic Thiem die Welle zu machen. Österreichs Star gewann das Finale des Adria Cups, zu dem Hausherr Novak Djokovic (Srb) geladen hatte, 4:3, 2:4, 4:2 gegen Lokalmatador Filip Krajinovic (Srb).
Der siegreiche "Dominator", der die Zuschauer mit einem Tweener (einem Schlag zwischen die Beine hindurch) zum Matchball von den Sitzen gerissen hatte, genoss das Bad in der Menge. "Ein voller Centre Court ist ein Traum für jeden Spieler", sagte der 26-Jährige.
"Eurosport" schickte bewegte und bewegende Bilder in die weite Welt, vor allem bei US-Medien kam das Event nicht besonders gut an. Der von der serbischen Regierung empfohlene Sicherheitsabstand von einem Meter stand maximal auf einem Blatt Papier, das Publikum quetschte sich in die Arena, in der Schutzmasken wie die Stecknadel im Heuhaufen zu suchen waren. Neben Schieds- und Linienrichtern waren auch Ballkinder auf dem Platz, Umarmungen unter den Spitzenspielern, das Schütteln von Händen oder das Werfen von gebrauchten Handtüchern und Schweißbändern gehörten zum Programm.
Was die Sportszene anbelangt, so hat Belgrad nicht eine neue Normalität eingeläutet – es ist die Rückkehr zur alten in einem stolzen und begeisterungsfähigen Land, das sich den Vorwurf gefallen lassen muss, sich nach dem Lockdown zu schnell zu öffnen.
Schon am vergangenen Dienstag wurden (inoffiziell) 20.000 Zuschauer beim brisanten Stadtderby im nationalen Fußball-Cup zwischen Partizan und Roter Stern (1:0) gezählt, der einzige Sperrbezirk war zwischen den rivalisierenden Fan-Gruppierungen, die nicht mit bengalischen Feuern sparten, zu registrieren. Den hätte es aber auch ohne Corona-Pandemie gegeben, um die Gefahr von Ausschreitungen zu reduzieren.
Im Tennisstadion war alles friedlich, bei Skeptikern kam trotzdem keine Begeisterung auf. "Solche unkontrollierten Events werden die Verbreitung des Virus wieder antreiben", sagte Florian Kainzinger, der die Hygiene-Konzepte der deutschen Fußball- und Basketballligen mitgeplant hat. Hier führt an "Geisterspielen" kein Weg vorbei.
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