"Es fühlt sich unglaublich gut an"
MELBOURNE. Dominic Thiem steht nach einem Vier-Satz-Sieg über Nadal im Semifinale der Australian Open. Morgen (9.30 Uhr) trifft er auf Zverev
Die Uhr zeigte 5 vor 12, als Dominic Thiem die große Stunde in Melbourne schlug. Österreichs Tennis-Star riss kurz vor Mitternacht australischer Zeit die Arme gen Nachthimmel und vergrub anschließend ungläubig sein Gesicht unter seinen Händen. Der entzauberte 19-fache Major-Triumphator Rafael Nadal erschien in seiner Platzhälfte und verabschiedete sich mit einer liebevollen Umarmung und anerkennenden Worten vom 26-jährigen Lichtenwörther, der ihn gerade nach einem imposanten 4:10-Stunden-Fight zum ersten Mal bei einem Grand-Slam-Turnier in die Knie gezwungen hatte.
Der "Dominator" gewann 7:6 (3), 7:6 (4), 4:6, 7:6 (6) und trifft in seinem ersten Australian-Open-Semifinale am Freitag (9.30 Uhr, ServusTV) auf den Deutschen Alexander Zverev, der noch nie zuvor die Vorschlussrunde bei einem Major-Event erreicht hatte.
"Ich hatte auch Glück"
"Es fühlt sich unglaublich gut an", strahlte der Gentleman Thiem, der Nerven aus Drahtseilen gezeigt hatte. Nadal führte im ersten und im zweiten Satz mit Break, der Mallorquiner machte in Summe fünf Punkte mehr (148:143), die wichtigen gingen aber an den Tiebreak-König aus Niederösterreich.
"Das Match stand die ganze Zeit auf Messers Schneide. Ich habe schwierige Situationen gemeistert, darauf bin ich stolz. Du kriegst nicht oft die Chance, dich gegen Nadal zurückzukämpfen. Natürlich hatte ich auch Glück – aber das brauchst du, um einen der Größten zu besiegen", sagte Thiem, der an das epische US-Open-Viertelfinale 2018 erinnerte. Damals hatte Nadal im Tiebreak des fünften Satzes triumphiert.
Diesmal revanchierte sich der Weltranglistenfünfte, der schon im November in London einen Generationswechsel an der Spitze angekündigt hatte. Einer der "jungen Wilden" wird auf jeden Fall das Endspiel erreichen – entweder Thiem (26) oder Zverev (22), der in den direkten Begegnungen 2:6 zurückliegt.
Das bis dato letzte Kräftemessen gab es bei den ATP-Finals 2019 in London, wo sich der "Dominator" in der Runde der letzten vier mit 7:5, 6:3 durchsetzte. Das soll kein schlechtes Omen sein. "Für mich ist das eine neue Situation", lächelt Thiem, der um sein drittes Grand-Slam-Finale (nach Paris 2018 und 2019) kämpft: "Jetzt bin ich der Ältere."
Das zweite Semifinale der Australian Open wird zur Angelegenheit zweier "Goldies": Roger Federer (38) und Novak Djokovic (32) treffen heute (9.30 Uhr, ServusTV) zum 50. Mal aufeinander. "Das wird eine große Show. Es ist schon surreal, was die beiden aufführen", sagte Thiem, der sich das Gigantenduell via TV reinziehen wird. Morgen gehört dann wieder ihm die größte Bühne des Turniers, nämlich die mit 14.820 Zuschauern ausverkaufte Rod Laver Arena: "Es ist ein außergewöhnliches Stadion, ich kann es nicht erwarten, hier wieder aufzutreten."
Zverevs große Geste
Thiem, der in der Weltrangliste Daniil Medwedew überholen und auf Platz vier vorstoßen wird, hat in Melbourne bereits 720 ATP-Punkte und 638.400 Euro (brutto) eingespielt. Man darf gespannt sein, wie die Sympathien auf den Rängen verteilt sind. Denn Zverev hat die Herzen der Australier mit der Ankündigung, er werde den Opfern der verheerenden Buschbrände im Falle seines Titelgewinns das komplette Preisgeld spenden, erobert.
"Es war natürlich einfach, das nach der ersten Runde zu sagen. Aber natürlich stehe ich unverändert dazu", betonte der Hamburger nach seinem Vier-Satz-Erfolg über Stan Wawrinka (Sui): "Natürlich wären diese vier Millionen australische Dollar (umgerechnet 2,5 Millionen Euro, Anm.) toll, aber es gibt Menschen, die brauchen es dringender als ich. Da müssen Häuser wiederaufgebaut werden, da müssen Leben erneuert werden", erläuterte Zverev.
"Hörbare Obszönität": Vor 50. Duell mit Djokovic kassierte Federer eine Geldstrafe
Weil er im Viertelfinal-Krimi gegen Tennys Sandgren (USA) mit sieben abgewehrten Matchbällen geflucht hatte, wurde Roger Federer zu einer Geldstrafe in der Höhe von 2728 Euro wegen „hörbarer Obszönität“ verdonnert. Der Schweizer, der in seiner Karriere allein 130 Millionen US-Dollar an Turnierprämien eingespielt hat, wird es verschmerzen können. Sein Fokus gilt dem 50. Duell (9.30 Uhr, Liveticker auf nachrichten.at) mit Novak Djokovic (Srb). „Die Auslosung wird nicht einfacher. Wenn man so glücklich entkommt, kann man ohne Erwartungen spielen, weil man weiß, man könnte jetzt schon in der Schweiz Ski laufen sein“, lächelte Federer. Im Head-to-head führt Djokovic übrigens 26:23.
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Thiem oder Zwerev wird das Finale bestreiten - nona, wer sonst. Da hat er recht, der Alexander.
Wenn er aber in seinem Kommentar schreibt, Thiem habe Muster beinhart in die Wüste geschickt, dann ist das billiger Boulevardjournalismus, der Zwiespalt säen möchte.
Die beiden haben erklärt, dass sie die Zusammenarbeit auf Thiems Wunsch im Einvernehmen beendet haben.