"Ich habe halt nur mein Spiel gespielt"
Die Linzerin Liu Yuan überrascht beim Saisonfinale. Ihr Sieg war auch eine "olympische Bewegung"
"Jetzt bin ich wieder aufgetaucht." So brachte Liu Yuan ihren sportlichen Saisonausklang auf den Punkt. Beim österreichischen Top-12-Turnier am Montagabend in Fürstenfeld hatte die Austro-Chinesin vom Linzer Tischtennis-Verein Uniqa Biesenfeld mit einem Paukenschlag die Konkurrenz überrascht. Auf dem Weg zum Sieg fertigte sie Turnierfavoritin Liu Jia und deren Linz-AG-Froschberg-Kollegin Karoline Mischek jeweils mit 3:0 ab.
Liu Yuan war über ihren Erfolg vor dem Jahreswechsel weniger erstaunt als viele Beobachter. "Ich habe halt nur mein Spiel gespielt, wobei ein Sieg über Liu Jia natürlich nie leicht ist", sagte die 35-Jährige, die 2021 bei den Olympischen Spielen in Tokio für Österreich antreten möchte. Die Chance für so eine olympische Bewegung ist seit Montagabend gestiegen. "Sie hat einiges drauf und ist sicher eine Überlegung für Olympia", bestätigte Österreichs Tischtennis-Präsident Hans Friedinger, dass die Hoffnungen von Liu Yuan durchaus berechtigt sind. Die Wahl-Linzerin ist vor 15 Jahren im "Windschatten" ihres Mannes Bian Yadong, der für den ÖTTV als Nachwuchstrainer arbeitet, nach Österreich gekommen und hat unter anderem bei der heimischen Tischtennis-Hochburg Linz AG Froschberg gespielt. Ungewöhnlich lang für eine Spitzensportlerin, nämlich sieben Jahre, musste sie auf die österreichische Staatsbürgerschaft warten. Nach der Geburt ihres Sohnes zog sie sich von der Spitzensport-Bühne etwas zurück, schloss die Handelsschule ab und absolvierte die Trainerausbildung. Jetzt ist der Sohn acht Jahre alt und die Frau Mama wieder so richtig in der Szene aufgetaucht. Aktuell ist Liu Yuan "Dienerin zweier Herren": Für Biesenfeld spielt sie in der Herren-Landesliga, für den TTC Kirchbichl in der Damen-Bundesliga. Außerdem ist sie als Trainerin aktiv. Das neue Jahr soll ganz im Zeichen der fünf Ringe stehen.
Zufriedener Präsident
Nach dem Top-12-Turnier zog ÖTTV-Präsident Friedinger einen versöhnlichen Schlussstrich nach dem Corona-Jahr. "2020 war herausfordernd, aber sicher kein verlorenes Jahr für den Tischtennis-Sport", sagte der Katsdorfer. Einer der Höhepunkte sei das Champions-League-Finalturnier der Frauen in der Linzer "Blase" gewesen. Friedinger: "Für dieses Event hat es von internationaler Seite höchstes Lob gegeben." Nur mit dem Heimsieg von Froschberg ist es halt nichts geworden. Aber Platz zwei war ja auch nicht so schlecht …
Top-12: Finale: Herren: Daniel Habesohn – Stefan Fegerl 3:1 (2, 6, -9, 9); Damen: Liu Yuan – Karoline Mischek 3:0 (5, 6, 6)