Sebastian Vettels Traum vom Heimsieg endete im Kiesbett
HOCKENHEIM. Formel 1: Seinen ersten Heimsieg vor Augen rutschte Vettel in Hockenheim von der Strecke. Hamilton fuhr von Rang 14 zum Sieg.
Lewis Hamilton war ein gleichermaßen strahlender wie überraschender Sieger des Großen Preises von Deutschland. Nach einem verpatzten Qualifying nur vom 14. Platz gestartet, hatte der Brite auf dem Hockenheimring von einem turbulenten Rennverlauf sowie dem Ausfall des bis dahin führenden Sebastian Vettel profitiert.
Nur noch 15 Runden von seinem ersten Heimsieg entfernt, rutschte der Deutsche auf regennasser Fahrbahn in der Sachskurve ins Kiesbett – das vorzeitige Aus für Vettel. "Ich habe ein kleines bisschen zu spät gebremst, die Hinterräder haben blockiert", sprach der 31-Jährige von einem "kleinen Fehler mit großer Wirkung".
Der Frust bei Vettel, der aus dem etwa 50 Kilometer entfernten Heppenheim stammt, saß tief, schließlich könnte ihm das Missgeschick in dieser Saison noch teuer zu stehen kommen: In der Weltmeisterschaft zog Hamilton dank seines vierten Saison- sowie 66. Karrieresiegs an Vettel vorbei und hat nun 17 Punkte Vorsprung. "Ich muss mich beim Team entschuldigen", sagte Vettel reumütig.
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Hamiltons Husarenritt von Startplatz 14 zum Sieg war die größte Aufholjagd seit Fernando Alonso 2008 in Singapur, als der Spanier als 15. losgefahren war. "Es war so schwierig, aber es waren die richtigen Bedingungen, um zuzuschlagen. Wunder geschehen!", sagte Hamilton, der vor seinem Teamkollegen Valtteri Bottas und dessen finnischem Landsmann Kimi Räikkönen im Ferrari ins Ziel kam. Durch den Doppelsieg schob sich Mercedes in der Konstrukteurs-WM an Ferrari vorbei an die Spitze.
Bottas hatte sich nach der aus dem Vettel-Unfall resultierenden Safety-Car-Phase ein Rad-an-Rad-Duell mit Hamilton geliefert, bei dem er letztlich den Kürzeren zog und in Folge keine Attacken mehr ritt. "Nachdem ich nicht vorbeigekommen bin, hat das Team mir gesagt, dass ich das Risiko minimieren soll", äußerte Bottas Verständnis. Sein Motorsportchef Toto Wolff verteidigte das Eingreifen der Box, schließlich sei auf der nassen Strecke ein Doppelausfall nicht unrealistisch gewesen: "Es war so brutal, wie sie gefightet haben."
Auch die Reihung der Ferraris war zuvor mittels Funksprüchen verändert worden. Nach einer Beschwerde Vettels, dass er sich hinter Räikkönen die Reifen ruiniere, ließ ihn der Finne passieren, was sich letztlich nicht auszahlte.
Am Abend musste Hamilton noch zu den Kommissären, da er die Trennlinie zwischen der Boxeneinfahrt und der Strecke überfahren hatte, als er sich kurzfristig gegen einen Reifenwechsel entschied. Eine Zeitstrafe blieb aber aus. Der Engländer kam mit einer Verwarnung davon.