51 Sekunden fehlten auf eine Überraschung: "Wir haben uns mehr verdient"
Österreichs Eishockey-Nationalteam schöpft viel Kraft aus der knappen 5:6-WM-Niederlage gegen die Schweiz
Zwei Eishockey-WM-Spiele, zwei Niederlagen, elf Gegentore - so weit die nackten Zahlen. Und trotzdem gibt es so etwas wie einen Hoffnungsschimmer auf der langen Reise zum Klassenerhalt. Österreichs Nationalteam hat sich im Vergleich zur ernüchternden 1:5-Auftaktniederlage gegen Dänemark in Prag deutlich gesteigert und mit der Schweiz einen der Co-Favoriten an den Rand einer Niederlage gebracht. Das Team um den Linzer Stürmer Lukas Haudum, der sich zwei Mal in die Schützenliste eintrug, hatte beim spektakulären und denkbar knappen 5:6 (2:1, 2:3, 1:2) die Sensation auf dem Schläger. Die Entscheidung fiel erst 51 Sekunden vor der Schlusssirene. Durch einen der NHL-Stars im Team der Eidgenossen, Nico Hischier, der mit dem fünften Powerplaytor seines Teams alles klar machte.
Die Strafe, die zuvor gegen Bernd Wolf verhängt worden war, fiel in die Kategorie "grenzwertig". Manche sprechen von einem Bonus für den Vize-Weltmeister von 2018. "Das war ein bitterer Call gegen uns. Vielleicht war es ein Geschenk, aber ich will mich nicht auf die Schiris ausreden", sagte Verteidiger Clemens Unterweger, der das Torfestival im ersten Drittel mit dem 1:0 eingeläutet hatte. "Wir haben ein Super-Spiel gemacht. Es ist bitter, weil wir uns mehr verdient haben." Nachsatz: "Wir haben bewiesen, dass wir es können." Bitte mehr davon - am besten schon am Dienstag (20.20 Uhr, ORF Sport+) gegen Rekord-Weltmeister Kanada.
Noch steht aber alles unter dem Eindruck der Schweiz-Partie. "Ich müsste lügen, wenn ich sage, dass mir das völlig egal ist." Österreichs Teamchef Roger Bader spürt nach wie vor ein Kribbeln, wenn es gegen seine Landsleute geht. Ein Schuss Optimismus darf da nicht fehlen – und der war auch angebracht. "Wir haben die Lehren aus dem Dänemark-Spiel gezogen. So etwas funktioniert nur mit einem großartigen Teamspirit. Und den haben wir", betonte der Langzeit-Coach.
3:1 geführt, Matchpuck für Marco Rossi
Als Haudum nach 21:48 Minuten im Powerplay auf 3:1 erhöhte, schienen die Schweizer in den Seilen zu hängen. "Wir wollten eine Reaktion zeigen, gegen Dänemark war das von Anfang bis Ende eine ziemlich schlechte Leistung", sagte Torjäger Peter Schneider. Die Schweiz hat Individualisten von Weltklasse-Format - nicht nur den dreifachen Torschützen Hischier, sondern auch Kapitän Roman Josi, der seit 2011 für die Nashville Predators in der NHL bärenstark verteidigt. Der 33-Jährige steuerte im Laufe des Abends zwei Tore und zwei Assists bei, nach einem Doppelschlag binnen 13 Sekunden führte die Schweiz plötzlich 4:3 (30.).
- Lesen Sie mehr: Immerhin Österreichs Eishockey-Fans haben schon A-Niveau
Wer gedacht hatte, dass das österreichische Team um den großartigen Ex-Linz-Torhüter David Kickert auseinanderfallen würde, sah sich getäuscht. Frech, mit Spielwitz und Leidenschaft – dieser Auftritt war erfrischend und auch das 4:4 von Haudum in Überzahl umjubelt (35.). So rückt ein Engagement des 26-jährigen Doppel-Torschützen bei Red Bull München näher. Österreichs NHL-Star Marco Rossi hätte nach einer feinen Einzelleistung um ein Haar das 6:5 erzielt (56.), das dann doch für die Schweizer fallen sollte.
Trotzdem: "Es hat Spaß gemacht", gab der bärenstarke Torhüter David Kickert (vormals bei den Black Wings) zu: "Je länger das Turnier dauert, umso mehr werden wir uns steigern." Das hofft auch Benjamin Baumgartner, der Schütze des 5:5 (53.): "Wenn wir geradlinig und einfach spielen, können wir es allen schwer machen."