Neue "Speed-Queen" Hütter: "Habe nichts zu verteidigen"
BEAVER CREEK. Mit dem Gewinn der kleinen Weltcup-Kugel hat sich Cornelia Hütter in der Vorsaison als eine der Großen im Abfahrtssport verewigt. Beim Speed-Auftakt in Beaver Creek an diesem Wochenende geht es für Österreichs neue Speed-Queen auch wieder von null los.
"Ich habe nichts zu verteidigen in der Abfahrt. Diese Kugel gehört mir, das war ein Kindheitstraum von mir. Ich habe eine gewonnen, jetzt kämpfe ich um die nächste", sagte die 32-Jährige.
Ihren Angriff wird die steirische Vollgas-Fahrerin erneut zweigleisig anlegen. Auch im Super-G rechnet sie sich gute Kristall-Chancen aus. "Ich habe es letztes Jahr auch schon in beiden Disziplinen versucht. Ich habe geglaubt, im Super-G würde es etwas leichter sein, aber am Ende ist es die Abfahrt geworden. Man weiß es vorher nie. Ich werde es vom ersten Rennen an probieren, dann werden wir sehen." Ein guter Start ist immer wichtig. "Es nützt mir nichts, auf die Topform im Februar zu hoffen. Wenn ich im Dezember einen Vollholler fahre, wird sie nicht kommen."
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Während des Trainingslagers in Chile hat sie bei sich ein neues Selbstverständnis entdeckt. "Als ich mir bei einem Schwung nicht sicher war, ist mir durch den Kopf gegangen: He, du warst in der letzten Saison die Beste in dieser Disziplin, also sch... dich nicht an. Du kannst das!", sagte Hütter im verbandseigenen Ski Austria Magazin, das sie als modisches Cover-Model und dem Titel "Speed-Königin mit Stil" zierte.
Kein Angst vor neuem Status
Das Erreichte musste erst verarbeitet werden. "Ich habe zwei Wochen mit mir selber und meinen Gedanken gekämpft, weil es so überwältigend war. Ich habe es nicht mehr aus dem Kopf gebracht, habe nicht schlafen können und war aufgewühlt", rekapitulierte sie die Tage nach dem Weltcupfinale in Saalbach, bei dem sie ihre Saison mit elf Top-fünf-Platzierungen (2 Siege, 7x Podest) furios abrundete. Im Dubai-Urlaub, "wo mich keine Menschenseele kennt", kam sie zur Ruhe. Und setzte den Fokus neu.
Als Österreichs insgesamt achte Abfahrtsweltcupsiegerin folgte sie großen Namen wie Annemarie Moser-Pröll, Renate Götschl und Michaela Dorfmeister nach. Sie stellt sich auf reges Interesse ein. "Von außen wird mehr auf mich hereinprasseln. Gott sei Dank hat der Skisport in Österreich eine sehr große Medienaufmerksamkeit. Ich bin das gewohnt und kann mit dem prinzipiell umgehen."
Im Sommer lag die Priorität auf Krafttraining. "Der Kugelschwung war mit dabei." Abwechslung ebenfalls. "Ich verbinde das Training auch mit coolen Freizeit-Sachen. Mein Pferd zum Beispiel habe ich oft zum Laufen mitgenommen." Früher habe ihr das Sommertraining wenig Spaß bereitet, aber im fortgeschrittenen Skifahreralter fand sie auch hier zur Mitte. "Die Kunst, das Mittelmaß zu finden", gelingt ihr auch auf der Rennpiste immer besser.
Noch 50 Prozent "Conny Karacho"
Schnell war sie immer, mittlerweile spielt sie auch ihre fortgeschrittenen Kenntnisse im "Gelände lesen" und "mit den Fliehkräften spielen", wie sie sagt, aus. "Das habe ich mir schmerzhaft aneignen müssen", erinnerte Hütter selbst an ihre dicke Krankenakte und den von Medien verpassten Spitznamen "Conny Karacho". "Die ist schon noch in mir. Aber es sind 50 Prozent alte und 50 Prozent neue Conny."
Vor 13 Jahren fuhr sie ihre erste Weltcup-Abfahrt, jene in Beaver Creek am Samstag (19.00 MEZ/ORF 1) wird ihre 71. sein. 15 Stockerlplätze, aber nur zwei Siege stehen auf der Visitenkarte. 13 bzw. vier sind es im Super-G. Die Zeit scheint reif, diese Zahlen noch in die Höhe zu schrauben. Dass ihr die Außenwelt das Gewinnen mittlerweile auf fast allen Strecken zutraut, schmeichelt ihr. "Das macht mich stolz."
Das Saisonhighlight ist klar. "Saalbach wird ein unglaubliches Erlebnis. Wir alle wissen, wir werden viel Druck haben, vor allem das österreichische Team. Aber wenn wir dort sind und unser Bestes abrufen, vielleicht kann ich dann alles wieder genauso machen." Bei der WM-Generalprobe im Vorjahr luchste sie Lara Gut-Behrami im letzten Rennen noch die Kugel ab. "Damals war es so unerwartet, das war unglaublich. Ich strahle heute noch, wenn ich mich zurückerinnere."
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