Oberösterreichs vergessene Schanzen
LINZ. Springer-Mekka: Am Kulm sind ab morgen wieder die Herren der Lüfte im Einsatz, in vergangenen Zeiten wurden auch hierzulande vielerorts große Sprünge gemacht.
Wenn ab morgen am Kulm in Bad Mitterndorf die weltbesten Skiflieger beim Weltcup in die Luft gehen, zieht das einmal mehr Zehntausende Zuschauer in den Bann. Der Sport machte auch in Oberösterreich früher große Sprünge. Weniger, was die Weite betrifft. Doch was viele nicht mehr wissen: In puncto Schanzenanlagen war das Bundesland eine absolute Springer-Hochburg.
Während in der Gegenwart mit Hinzenbach, Bad Goisern (Winter), Bad Ischl (Sommer) und Höhnhart noch vier Springerzentren bestehen, waren Mitte des 20. Jahrhunderts mehr als zehn Anlagen in Betrieb.
"Es wurde an vielen Orten des Landes gehüpft. Springen war eine Mutprobe für viele und für den Zuschauer etwas Spektakuläres", weiß mit Richard Dieß ein Zeitzeuge zu berichten. Der Innviertler, der unter anderem Andreas Goldberger an die Weltspitze heranführte und auch mit über 75 Jahren noch selbst über den Bakken ging, erinnert sich: "Das waren damals Volksfeste. Bei meinem Heimverein in Gopperding gab es einmal ein Springen mit Buwi Bradl und 11.000 Zuschauern", erzählt Dieß. Längst hätten sich die Zeiten geändert.
Nicht nur was die Technik betrifft. So veränderte sich die Sprung-Haltung mehrmals bis zum heute noch immer verwendeten V-Stil. Auch, was etwa die Schanzenpräparierung angeht. "Heute wird auf Kunstschnee gesprungen, jede Anlage hat ihre Schneekanone", erzählt Bernhard Zauner, Schanzenchef in Hinzenbach. Großer Aufwand wurde aber schon damals betrieben. "Den Schnee haben sie oft aus dem Sauwald herangekarrt. Und wir haben den Auslauf immer stundenlang austreten müssen", sagt Dieß.
Die meisten der damals bestehenden Schanzen wurden mittlerweile abgerissen und von modernen Anlagen wie Hinzenbach abgelöst. Eines änderte sich laut Dieß auch: "Heute ist zwar die Leistung nach oben gegangen, aber damals gab es viel mehr aktive Athleten."
Wo auch Bradl und Recknagel über den Bakken gingen
- Quellenhaus-Schanze: Im Ortsteil Gopperding von St. Florian am Inn traten in den 50er-Jahren beim Dreikönigsspringen auch Legenden wie Sepp „Buwi“ Bradl und Walter Habersatter sowie der Deutsche Helmut Recknagel in Aktion. Bradl hielt den Schanzenrekord mit 32 Metern. 1955 wurde dann vom Wintersportverein Schärding-Gopperding die Länderschanze errichtet (im Bild), wo der K-Punkt bei 65 Metern lang.
- Bergmannsschanze: In Zeiten des Braunkohle-Bergbaus wurde in Ampflwang am Hausruck eine Schanze vom örtlichen Skiklub errichtet, die Weiten bis 50 Meter erlaubte und in den 50er-, 60er- und 70er-Jahren für viele Veranstaltungen genützt wurde.
- Hausruck-Schanze: Am 26. Jänner 1950 eröffnet, wurde in Holzleithen im ehemaligen oö. Kohlenrevier bis 1980 eifrig gesprungen.
- Dachstein-Schanze: In Gosau lernten damalige Spitzenspringer wie Sepp Lichtenegger ihr Handwerk, Bubi Bradl brachte es einmal auf 69 Meter.
- Garstnereck-Schanze: Der Finne Torsti Rejula hielt in Windischgarsten mit 81 m den Rekord.
- Weitere Schanzen Sprunganlagen befanden sich auch in Bad Goisern, Sandl, Waldzell, Hellmonsödt, Scharnstein und Trattenbach.
Österreich greift mit sieben Mann am Kulm an
Nach der für die ÖSV-Adler historisch schlecht verlaufenen Vierschanzen-Tournee möchten Stefan Kraft und Co. beim ersten Saison-Skifliegen am Kulm (Freitag bis Sonntag) den Turn-around schaffen. Das Team von Cheftrainer Heinz Kuttin steht in der Olympiasaison noch ohne Sieg da, Kraft sprang immerhin dreimal als Dritter auf das Podest. Die Bilanz in Bad Mitterndorf sieht rosiger aus. In bisher 25 Weltcupbewerben auf dem Traditionsbakken stand Österreich nur zweimal nicht auf dem Stockerl.
In der ÖSV-Equipe, die dank eines zusätzlichen Quotenplatzes wieder mit sieben Mann antritt, lässt vom Weltcupteam nur Manuel Fettner den Trip in die Steiermark aus. Neben Kraft starten Michael Hayböck, Gregor Schlierenzauer, Daniel Huber, Clemens Aigner, Manuel Poppinger und Florian Altenburger. Auch Altmeister Janne Ahonen (Fin) hat sich angesagt.
Sieger
- 1950 Rudi Dietrich (Ö)
- 1951 Sepp Bradl (Ö)
- 1953 Sepp Bradl (Ö)
- 1975 WM Karel Kodejska (CSSR)
- 198 Hubert Neuper (Ö)
- Hubert Neuper (Ö)
- 1986 WM Andreas Felder (Ö)
- 1991 Stefan Zünd (Sui)
- Stefan Horngacher (Ö)
- 1993 Jaroslav Sakala (Cze)
- Jaroslav Sakala (Cze)
- 1996 WM Andreas Goldberger (Ö)
- Janne Ahonen (Fin, Tagessieg)
- Andreas Goldberger (Ö, Tagessieg)
- 1997 Takanobu Okabe (Jpn)
- Primoz Peterka (Slo)
- 2000 Sven Hannawald (D)
- 2003 Florian Liegl (Ö)
- Sven Hannawald (D)
- 2005 Andreas Widhölzl (Ö)
- Adam Malysz (Pol)
- 2006 WM Roar Ljøkelsøy (Nor)
- 2009 Gregor Schlierenzauer (Ö)
- Gregor Schlierenzauer (Ö)
- 2010 Robert Kranjec (Slo)
- Gregor Schlierenzauer (Ö)
- 2012 Robert Kranjec (Slo)
- Anders Bardal (Nor)
- 2014 Noriaki Kasai (Jpn)
- Peter Prevc (Slo)
- 2015 Severin Freund (D)
- 2016 WM Peter Prevc (Slo)
Die weitesten (gestandenen) Kulm-Flüge
- 1. Peter Prevc (Slo) 244 m
- 2. Peter Prevc (Slo) 243 m
- 3. Noriaki Kasai (Jpn) 240,5 m
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Wie immer schlecht recherchiert von den OÖN. Vor all diesen Schanzen wurde schon am Pöstlingberg gesprungen. Auf der Mayrwiese wurde bereits 1905 eine Holzschanze errichtet, wo man die gigantische Weite von 26m sprang. Weltrekord war dazumals ca. 35m. Auf der Mayrwiese wurden auch Slalomrennen veranstaltet. Nicht selten waren an die 10 000 Zuseher anwesend.
Am 9. Jänner 1947 wurde in der Zeitung "Der Mühlviertler" über die Eröffnung einer Sprungschanze am Pöstlingberg berichtet!
in Engerwitzdorf hat es auch eine Schanze gegeben
In Windischgarsten gab es nicht nur die Garstnereckschanze sondern auch noch die wesentlich kleineren Gunstschanzen (K-Punkt von 45 und 20m).
Nur so nebenbei. Als Kind(Jugendlicher kann ich mich auch erinnern dass in Bad Schallerbach und Pichl/Wels ebenfalls Sprungschanzen waren. Die Wettbewerbe dort waren allerdings nur von untergeordneter Rolle.