Beendet Granerud die norwegische Tournee-Flaute?
OBERSTDORF. Der 24-jährige Weltcup-Dominator startet heute (16.30 Uhr) in Oberstdorf als Favorit.
Für die Buchmacher gibt es vor der heute (16.30 Uhr, ORF 1) mit der Qualifikation in Oberstdorf beginnenden 69. Vierschanzentournee einen haushohen Favoriten. Der Weg zum goldenen "Adler" muss über den im Gesamt-Weltcup an der Spitze liegenden Norweger Halvor Egner Granerud, der mit fünf Siegen in Folge angereist ist, führen.
"Bei ihm geht alles so einfach, im Moment ist er in einem Flow. Er hat ein gutes Paket von Technik und Material beisammen", sagte Stefan Horngacher, Tiroler Cheftrainer in Diensten des Deutschen Skiverbands.
Seine Athleten befinden sich in Lauerstellung. Während Granerud eine Titelquote von 2,1:1 hat, werden Markus Eisenbichler (4,5:1) und Skiflug-Weltmeister Karl Geiger (9,8:1) als erste Jäger gehandelt. Bei Letzterem springt allerdings ein großes Fragezeichen mit. Nach einer Corona-Erkrankung war bis zuletzt offen, ob Geiger überhaupt den Auftakt-Heimbewerb im bayerischen Allgäu bestreiten kann.
Insider trauen auch Stefan Kraft zu, in einer bis dato verkorksten Saison mit Covid-Infektion und Rückenproblemen bei der Tournee durchzustarten. Der 27-jährige Salzburger geht frei von Druck in die Luft. "Die Zeit war nicht lustig, die Gesamtsituation hat sich schon auf mein Gemüt geschlagen. Aber jetzt geht es aufwärts, die Vorfreude ist groß", sagte Kraft, der bis dato letzte rot-weiß-rote Tournee-Champion. Das war vor sechs Jahren (2014/15).
"Auch diesmal sind wir nicht die Favoriten, aber das Gefühl ist ein gutes. Wir haben einige, die vorne reinspringen können", erläuterte ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl und meinte damit wohl neben Kraft Daniel Huber, der in diesem Winter zweimal das Podest erklommen hat (Dritter in Wisla, Zweiter in Nischnij Tagil), und Michael Hayböck, den Vierten der Skiflug-WM in Planica.
Die hochgelobten Norweger warten bei der Tournee bereits seit 14 Jahren auf den großen Coup. 2006/07 triumphierte Anders Jacobsen, Granerud schickt sich an, in die Fußstapfen des 35-Jährigen, der 2015 seine aktive Laufbahn beendet hat, zu treten. "Halvor ist ein extrem gewissenhafter Athlet mit großen Zielen, die er dann wirklich stur verfolgt. Er ist ein kluger Bursche, der sehr reflektiert für seine 24 Jahre ist", beschrieb Alexander Stöckl, der Cheftrainer der Skandinavier, seinen Schützling.
Garantien gibt es nicht, die Tournee hat eigene Gesetze. "Man kann sie in Oberstdorf nicht gewinnen, aber hier schon verlieren", weiß nicht nur Ex-Überflieger Andreas Goldberger. Die Karten werden neu gemischt.