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Linzer Familienbetrieb Dobretsberger: Bestatter gehen auf Demenzkranke ein

Für dieses Sonderthema der OÖNachrichten wurden gemäß § 26 MG Kostenbeiträge geleistet.

Fotos von früher können die Trauerarbeit demenzkranker Menschen unterstützen. Foto: Pexels

16.10.2023

Demenzfreundliche Bestattung nach niederländischem Konzept: Kleine Dinge können betroffenen Demenzkranken einen gemeinsamen Abschied ermöglichen

Das Linzer Familienunternehmen Dobretsberger darf sich seit Kurzem demenzfreundliche Bestattung nennen. Nach niederländischem Konzept absolvierten Julia und Martin Dobretsberger in Berlin eine Zusatzausbildung.

Tendenz steigend

Laut Sozialministerium leben in Österreich derzeit 135.000 Menschen mit diversen Formen der Demenz. Man geht heute davon aus, dass sich die Zahl bis 2050 verdoppeln wird. In Oberösterreich sind bereits über 22.000 Menschen betroffen, wobei das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, im Alter zunimmt.

„Allein in Linz sind derzeit über 3200 Frauen und Männer von Demenz betroffen“, erzählt Dobretsberger, für den der Tod schon seit der Kindheit zum Leben dazugehört, denn er leitet mit seiner Frau Julia das seit 1894 bestehende Familienunternehmen in fünfter Generation. „Bestatter kommen neben Ärzten, Pflegekräften und Betreuern außergewöhnlich oft in Kontakt mit Menschen mit Demenz“, erklärt Martin Dobretsberger.

Offen und ehrlich

Kommt es im familiären Umfeld eines Demenzpatienten zu einem Todesfall, stehen die Angehörigen oft vor der Frage, wie man der Person das beibringt und ob es überhaupt sinnvoll ist, wenn viele Informationen ohnehin gleich wieder in Vergessenheit geraten. Gleichzeitig kann es für Angehörige zu einer Belastung werden, wenn immer Ausreden gefunden werden müssen, warum jemand nicht mehr da ist. „Unter normalen Umständen würden wir es nie übers Herz bringen, den Tod eines lieben Angehörigen zu verschweigen, daher ermutige ich Angehörige zu Offenheit, denn das Herz hat keine Demenz und Gefühle der Trauer sind eine ganz natürliche und verständliche Reaktion“, so Julia Dobretsberger.

Martin Dobretsberger mit dem Diplom zur„demenzfreundlichen Bestattung“. Foto: Bestattung Dobretsberger
Martin Dobretsberger mit dem Diplom zur„demenzfreundlichen Bestattung“. Foto: Bestattung Dobretsberger

Es sind die kleinen Dinge

Bei der Trauerfeier ist es zudem möglich, auf betroffene Demenzkranke einzugehen. „Kleinigkeiten können schon helfen, um eine Verbindung zu schaffen“, ist Martin Dobretsberger überzeugt. Es sind diese liebevollen Details, die den Unterschied ausmachen und einen gemeinsamen Abschied ermöglichen. Martin Dobretsberger begleitet als Trauerredner über 150 Familien im Jahr. Eine Trauerfeier ist dann stimmig, wenn alle Anwesenden sich berührt und abgeholt fühlen, daher ist gerade bei der Beteiligung eines von Demenz betroffenen Angehörigen eine feinfühlige und abgestimmte Vorbereitung hilfreich, etwa durch Verwendung bestimmter Fotos von früher, persönlicher vertrauter Gegenstände oder bestimmter Musik, mit der die Betroffenen meist gut in Resonanz gehen können. „Die Erinnerung ist vielleicht erheblich eingeschränkt, aber die Persönlichkeit ist da“, betont Martin Dobretsberger, der auch Landesinnungsmeister der oberösterreichischen Bestatterinnen und Bestatter ist.

Aus dem engagierten Kollegenkreis weiß er, dass Demenz zunehmend ein Thema beim begleiteten Abschiednehmen zu Hause oder im Seniorenzentrum ist und auch bei der Trauerfeier immer mehr an Bedeutung gewinnt. Ein Motto bei der Schulung lautet: „Vergiss Demenz. Behalt den Menschen.“ Dies gilt wohl insgesamt für den Umgang mit Demenzerkrankten, wenngleich es nicht immer leichtfallen mag.

Für dieses Sonderthema der OÖNachrichten wurden gemäß § 26 MG Kostenbeiträge geleistet.